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Feindgebiet

Titel: Feindgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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herausstellen, so wie ein Küfer die Ringe eines riesigen Fasses formte, das unter den normalen Volumengesetzen seinen Inhalt niemals würde halten können.
    Pastour hatte eine dunkle Ahnung, dass in dieser Situation Lady Atago, sosehr er diese Frau auch verabscheute, die einzige akzeptable Wahl war. Wenn der Tag von Fehrles Ablösung kam, dann war sie der einzige Ritter in weißer Rüstung, der noch übrig war. Denn obwohl die Geschehnisse bei Durer Fehrles Ansehen ein für allemal beeinträchtigt hatten, wirkten sie sich auf seinen Schützling Atago gegenteilig aus. Um als einiges Volk zu überleben, brauchten die Tahn Helden – so wie die alten Perser den Mythos von Jamschid gebraucht hatten. Mit allen diplomatischen und politischen Fertigkeiten gerüstet, machte sich Pastour auf den Weg zur Sitzung.
    Zu seiner Überraschung musste er nicht viel Überzeugungsarbeit leisten. Die anderen waren ebenso verdutzt wie er selbst. Sie alle wussten nur zu genau, dass die Nachricht von Durer, sollte sie zur normalen Bevölkerung durchsickern, ein rasches Ende des Krieges gegen das Imperium bedeutete. Der erste Befehl, der erlassen wurde, war eine totale Nachrichtensperre hinsichtlich allem, was etwas mit Durer zu tun hatte.
    Selbst für eine Gesellschaft, in der Nachrichten nicht nur kontrolliert, sondern rationiert wurden, wurde dieser Befehl in nie gekanntem Ausmaß ausgeführt. Eine gewaltige Summe an Credits, Energie und Arbeitskraft wurde auf diese Aufgabe, diesen journalistischen Knebelbefehl, der seinesgleichen suchte, aufgebracht. Schüler und Studenten, die nach erläuternden Vergleichen suchten, mussten auf andere verlustreiche Schlachten zurückgreifen – wie etwa Thermopylae, die russische Sommeroffensive 1943, die Yalu oder das Imperiale Desaster von Saragossa während der Mueller-Kriege.
    Die zerstörten Schiffe und getöteten Soldaten wurden aus sämtlichen Dateien und Log-Einträgen gelöscht. Sämtliche Überlebende wurden in Haft genommen, ebenso die Freunde und Familien der Toten und Verwundeten. Nachschubeinheiten, die hinter den Linien dabei gewesen waren, sahen sich plötzlich auf geheimnisvolle Weise in weit entlegene Gebiete versetzt. Sogar kleinere Funktionäre bekamen nächtlichen Besuch, der aus ihnen das letzte bisschen Information herausquetschte, das eventuell Schaden anrichten konnte. Dann wurden die Befrager selbst gegrillt. Das ging immer so weiter, bis die Tahn jede Verzweigung und jeden Seitenarm innerhalb ihres gigantischen bürokratischen Systems ausfindig gemacht hatten.
    Die Tahn riefen sogar in aller Eile ein gigantisches Geheimprojekt ins Leben, um das größte Störsystem aller Zeiten zu entwickeln und zu installieren. Doch sogar das bekam Risse, als der Ewige Imperator seine Propagandamaschine voll auf Touren brachte.
    Wenn es in der Geschichte kein Vorbild für die Verdunkelungsanstrengungen der Tahn gab, trifft diese Tatsache ebenso auf die Anstrengungen des Imperators zu, die Geschehnisse publik zu machen. Mit der rechten Hand dirigierte der Imperator seine Flotten und Armeen dahingehend, dass sie das Vakuum, das die Tahn hinterlassen hatten, sofort zu ihrem Vorteil nutzten. Mit der Linken orchestrierte er seine massive Propagandamaschinerie. Er ließ gigantische Sendeverstärkeranlagen bauen, die Neuigkeiten von der großen Niederlage der Tahn unablässig in alle erreichbaren Sonnensysteme hinausposaunten.
    Der Imperator attackierte so aggressiv mit Information, als handelte es sich um die Speerspitze einer Invasionsmacht von tausend Schiffen und Millionen von Soldaten. Und je mehr er die Lautstärke aufdrehte, um so verzweifelter bemühten sich die Tahn, sie zum Verstummen zu bringen. Er trieb sie bis an den Punkt, an dem selbst ihren anspruchslosen Seelen die bürgerlichen Freiheiten so drastisch beschnitten werden mussten, dass das Leben beinahe unerträglich wurde.
    Die verbitterte, düstere Stimmung verbreitete sich vom Hohen Rat bis hinunter zu den niedrigsten Untergebenen und kleinen Beamten. Niemand wusste, was eigentlich geschehen war, doch jeder hatte Angst um das eigene Schicksal. Sogar die einfachsten Entscheidungen wurden nicht mehr getroffen, um ja keinen Vorgesetzten zu verärgern. Und tatsächlich war das eine recht kluge Verhaltensmaßregel, da die kleinste Veränderung einen Vorgesetzten sofort auf die Palme brachte, weil er nämlich um die eigene Haut fürchtete. Dazu gab es immer größere Verknappungen und Einschränkungen. Die leeren Kaufhäuser schienen

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