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Feine Familie

Feine Familie

Titel: Feine Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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vordere Stoßstange. Sie war verbogen, und außerdem hing verkrusteter Schmutz daran. »Jede Wette, daß dieses Zeug mit dem Boden an der Stelle übereinstimmt, an der wir den Dildo gefunden haben. So viel zu Ihrer Behauptung, daß sie nicht fahren kann.« Der Inspektor seufzte mißmutig. Es war zwar nur ein weiterer Punkt, der seine Theorie zum Scheitern brachte, aber der Polizeidirektor saß ihm im Nacken, und die Presse hatte bereits die Frage nach seiner Sachkompetenz aufgeworfen. »Ich gehe mal in ihr Zimmer hinauf«, sagte er und stapfte durch die Küche, wo Annie Kartoffeln schälte. Eine halbe Stunde später war er wieder in der Garage. »Damit wäre die Sache so gut wie erledigt«, sagte er und klopfte frohgemut auf sein Notizbuch. »Die Haushälterin hat uns alles geliefert, was wir brauchen. Es besteht also kein Grund, die alte Dame noch mehr aufzuregen, bevor wir unsere Rosie gründlich in die Mangel genommen haben.« Doch als der Streifenwagen die Auffahrt hinunterrollte, war Emmelia bereits mehr als aufgeregt.
    »Was haben Sie getan?« herrschte sie die bleiche, aber trotzige Annie an.
    »Ich habe ihnen gesagt, daß Rosie am vergangenen Mittwochabend und am Freitag zuvor mit dem Wagen weggefahren ist.«
    Emmelia blitzte sie wütend an. »Aber das stimmt doch gar nicht. Ich bin gefahren. Das müssen Sie doch gewußt haben.«
    »Ich weiß nicht recht, Mum«, sagte Annie. »Und ob Sie das hätten wissen müssen«, sagte Emmelia, wobei sie in ihrer Empörung eine Amaryllis umstieß. »Sie hockte doch mit Ihnen vor dem Fernseher. Sie haben sie in fürchterliche Schwierigkeiten gebracht.«
    »Da steckt sie schon drin«, sagte Annie. »Die Polizei glaubt, daß sie Willy umgebracht hat. Zumindest der Inspektor sagt dasund der muß es doch wissen. Und jetzt glauben sie außerdemdaß sie der Zwergenschänder ist.«
    »O Gott, Annie! Ist Ihnen eigentlich klar, was Sie da angestellt haben?«
    »Ja, Mum, das ist es«, sagte Annie entschieden. »Es war schon schlimm genug, sie all die Monate im Haus haben zu müssen, so dumm und ungeschickt, wie sie war. Ich wollte nicht, daß die Polizei erfährt, daß Sie nachts in der Gegend herumgefahren sind und weiß Gott was mit diesen Zwergen angestellt haben. Ich bin eine ehrbare Frau, jawohl, das bin ich, und ich muß an meinen guten Ruf denken. Es ist schön und gut, wenn Ihresgleichen sich komisch benimmt, aber ich will mir nicht nachsagen lassen, daß ich für den Zwergenschänder gearbeitet habe. Da würde ich nie wieder eine Stelle kriegen, noch dazu in meinem Alter. Daran haben Sie wohl nicht gedacht, oder?«
    »Nein, ich fürchte, da haben Sie recht«, gab Emmelia zerknirscht zu, »aber Sie glauben doch nicht im Ernst, daß Rosie Coppett ihren Mann umgebracht hat?«
    »Und wenn, dann geht es mich nichts an. Sie könnte ihn ja ebenso fallen gelassen haben wie am Michaelitag die Rührschüssel. Das war vielleicht ein Dreck! Wenn Sie mich fragen, dann ist sie im Gefängnis besser dran, was ich so gehört habe. Da hat sie ihre eigene kleine Zelle, und es macht nichts aus, wenn sie irgendwelche Sachen zerbricht. Außerdem werden sie sie wahrscheinlich in ein Heim stecken, so wie die beisammen ist.«
    Traurig schüttelte Emmelia den Kopf. Zwei unschuldige Einfaltspinsel, erst Yapp und jetzt Rosie, wurden um des guten Rufes willen und um einen Skandal zu vermeiden geopfert. »Also ich finde das schändlich«, sagte sie, »und ich werde nicht zulassen, daß Rosie zu Unrecht angeklagt wird. Da gehe ich lieber selbst zur Polizei.«
    Doch Annie blieb stur. »Wird Ihnen auch nicht viel nützenwenn Sie das tun. Ich werde beschwören, daß Sie nicht weg waren, und die werden Sie für übergeschnappt halten. Und nachdem Sie eine Petrefact sind, würden sie Ihnen sowieso nicht glauben.«
    Annie hatte recht. Niemand würde ihr glauben. »Na ja, vielleicht finden sie Rosie ja gar nicht«, meinte Emmelia ohne große Hoffnung, denn Rosie Coppett war wohl kaum in der Lage, den Fängen der Polizei zu entgehen. »Sie haben sie schon am Donnerstag gefunden«, sagte Annie. »Sergeant Moster hat jemanden raufgeschickt, um zu fragen, wo sie ist, also habe ich ihm ausrichten lassen, daß sie zum Einkaufen gegangen ist und wahrscheinlich bei Mandrake vorbeikommen würde und dort garantiert stehenbleibt und sich die Kaninchen ansieht. Da haben sie sie dann auch geschnappt.« Emmelia sah ihre Haushälterin voller Abscheu an. »Sie sind wirklich eine schlechte Frau«, sagte sie. »Wenn Sie meinen,

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