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Feine Familie

Feine Familie

Titel: Feine Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Polizeiwache von Buscott an. »Dieses ganze Geschwafel, von wegen, daß dieses Weib schwachsinnig und weichherzig und ihrem kostbaren Willy mit Haut und Haar zugetan ist.«
    »Das war sie. Das kann ich beschwören.«
    »Nur zu Ihrer Information, sie hat eine so verdammte Vorliebe für Zwerge, daß sie den kleinen Kerl abgeschlachtet und uns in die Scheiße geritten hat, indem sie uns Yapp auf dem Tablett serviert hat. So schwachsinnig ist sie!«
    »Aber was ist mit der Leiche im Kofferraum und dem ganzen Blut auf seinem Hemd?«
    »Das sie freundlicherweise auf der Wäscheleine hat hängen lassen, damit wir es finden. Und was das Verstauen der Leiche im Kofferraum dieses Wagens angeht – ist Ihnen eigentlich schon mal der Gedanke gekommen, daß Yapp, wenn er ihren Mann wirklich umgebracht hätte, seinen eigenen Wagen als provisorischen Sarg genommen hätte? Er hätte die Leiche sicher nicht in den Vauxhall gelegt. Aber sie! – Um den armen Kerl anzuschwärzen. Und wo ist sie jetzt?«
    »Oben im New House, bei den Petrefacts«, sagte der Sergeant. »Aber wie kommt es, daß Sie Ihre Meinung so plötzlich geändert haben?«
    »Ich stelle hier die Fragen, Sergeant, Frage Nummer eins ist ... nein, ich sage Ihnen lieber gleich die Antwort. Katzen. Siamesische, burmesische, eine persische und jede Menge andere. Und alle pennen sie auf teuren Decken. Habe ich recht?« Der Sergeant glotzte ihn an und nickte. »Ich könnte nicht genau sagen, wie viele es sind, aber Miss Petrefact hat eine ganze Katzenpension.«
    »Vielen Dank. Zweitens: Dildos und speziell angefertigte Handschellen. Es gibt einen Sexshop in Buscott, der solche Sachen verkauft.«
    »Hergestellt werden sie in der Mühle«, gab der Sergeant zu. Der Inspektor rieb sich die Hände. »Da haben wir’s. Ich wußte es doch. Es war also nicht schwer für sie, da ranzukommen.«
    »Schon, aber welches Motiv hat sie?«
    »Frustration«, sagte der Inspektor, der damit seine ursprüngliche Theorie völlig über den Haufen warf. »Sexuelle Frustration. Heiratet einen verfluchten Zwerg, dabei ist sie eine verdammt massige Frau mit einem entsprechenden Geschlechtstrieb. Und er kann ihr nicht mehr bieten als höchstens ein paar Zentimeter. Also was macht sie?«
    »Daran möchte ich lieber nicht denken.«
    »Entwickelt einen Freistilringer- und Muskelmänner- Komplex. Sie haben doch gesehen, was für Fotos in ihrer Küche hingen. Was wollen Sie mehr? Irgendwann dreht sie durch, befördert ihren Mann ins Jenseits und stopft ihn in den Wagen des Professors. Und als er wegen Mordes verknackt wird, fängt sie an, ihre Frustrationen an Zwerginnen auszuagieren. Sagen Sie bloß, daß ich nicht recht habe.«
    »Hört sich verrückt an«, sagte der Sergeant. »Genau das ist sie. Und jetzt gehen Sie hinauf zu Miss Petrefacts Haus und holen sich in aller Stille diese Dame Coppett, ohne daß es jemand merkt, und dann bringen wir sie ebenso lautlos nach Briskerton, wo dieses verdammte Weib ein Geständnis ablegen wird, und wenn wir sie eine Woche lang Tag und Nacht bearbeiten müssen.«
    »Ich weiß nicht recht, ob das so in aller Stille geht«, sagte der Sergeant. »Miss Petrefact wird es früher oder später merken, und so, wie ich sie kenne, wird sie Himmel und Hölle in Bewegung setzen. Diese Stadt ist so gut wie Eigentum der Petrefacts, und der Vetter der alten Dame ist Richter. Die werden Ihnen alle möglichen Anwälte wegen wasweißich auf den Hals hetzen, bevor Sie auch nur ein Wort ...«
    »In aller Stille, habe ich gesagt«, wiederholte der Inspektor, »und genau das habe ich auch gemeint.«
    Wie sich herausstellte, erübrigte sich ein Besuch im New House. Rosie Coppett wurde vor Mandrakes Tierhandlung gesichtet und willigte begeistert ein, als man ihr eine Spazierfahrt im Streifenwagen anbot. Noch um sechs Uhr abends half sie der Polizei bei ihren angeblichen Nachforschungen.

Kapitel 27
    Emmelia wäre gar nicht in der Verfassung gewesen, Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen. Consuelo Smiths Karateschlag gegen ihren Adamsapfel hatte ihr die Sprache geraubt. Als Annie ihr am nächsten Morgen den Tee brachte, hatte Emmelia auf einen Zettel geschrieben: »Habe akute Laryngitis und wünsche unter keinen Umständen gestört zu werden.« Wie üblich befolgte Annie ihre Anweisungen aufs Wort, so daß Emmelia fünf Tage lang nicht gestört wurde. Sie lag im Bett, aß mittags klare Bouillon und abends Gemüsesuppe und Griespudding und stellte sich die bange Frage, ob ihre Stimme je

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