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Feine Milde

Feine Milde

Titel: Feine Milde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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und Probleme machte Norbert van Appeldorn mit sich selbst ab.
    Heinrichs war da ganz anders: ein später Vater von fünf Kindern, dick und agil, woran auch der Herzinfarkt vor drei Jahren nichts geändert hatte; ein liebenswerter Chaot, voller phantastischer Ideen, die er gern aller Welt mitteilte. Er war mit Leib und Seele bei seiner Arbeit und hatte schon als Kind davon geträumt, einer der großen Detektive zu werden.
    Es war Breiteneggers Verdienst, daß diese Leute miteinander auskamen. Nicht nur Heinrichs und van Appeldorn, auch Helmut Toppe, der Leiter der Mordkommission, introvertiert und eckig, der sich mit persönlichen Problemen rumschlug, seitdem die junge Kollegin Astrid Steendijk bei ihnen arbeitete und Toppes bis dahin augenscheinlich so wohlgeordnetes Privatleben auf den Kopf gestellt hatte.
    Günther Breiteneggers väterliche, ausgleichende Art hatte ihnen geholfen, ein Team zu werden, und mittlerweile kamen sie meistens recht gut mit den jeweiligen Macken der anderen klar.
    Die Kollegen hatten den Kartenspielerweg gleich an der Einmündung abgesperrt. Neben dem Streifenwagen stand Flintrop und versuchte, die Schaulustigen abzuwimmeln. Es gab einiges zu sehen auf der schmalen Straße: einen Notarztwagen, den roten Transit vom Erkennungsdienst, einen Mercedestransporter und einen Leichenwagen. Eine bizarre Szenerie mit dem dichten, dunklen Wald rechts und links. Ein zweiter Streifenwagen blockierte die Straße Richtung Grafwegen. Leute gingen herum oder standen beisammen, uniformierte Polizisten, Sanitäter, jemand mit einem Mofa, Männer in dunklen Anzügen. Ein Arzt verband einem Polizisten den Arm.
    Mitten auf der Straße lag ein Mensch.
    Nur das durchdringende Heulen eines Hundes war zu hören.
    Franz-Josef hatte niemanden an sein Herrchen heranlassen wollen. Schließlich hatte einer der Polizisten beherzt zugegriffen und auch nicht losgelassen, als der Hund sich in seinen Unterarm verbiß. Jetzt saß das Tier im Streifenwagen, aber es gab keine Ruhe.
    Die beiden Männer vom Bestattungsunternehmen zogen gerade einen Sarg aus ihrem Auto.
    Flintrop nickte bitter, als er van Appeldorn und Heinrichs aussteigen sah, und kam auf sie zu.
    »Ich kann es auch noch nicht glauben«, sagte er. Seine Stimme war trocken. »Sieht aus wie Unfall mit Fahrerflucht.«
    »Wer hat euch benachrichtigt?« fragte van Appeldorn.
    Flintrop zeigte auf den Mofafahrer.
    Heinrichs wandte sich ab und ging langsam die Straße hinunter. Er sah van Gemmern im Dreck knien, und Berns, der andere ED – Mann, hockte neben dem Transporter und prüfte das Reifenprofil.
    Breitenegger lag auf dem Rücken; seine Augen waren geschlossen.
    Lange stand Heinrichs mit hängenden Armen vor ihm und sah ihn an. Alle waren still.
    Schließlich wischte er sich mit dem Handrücken die Tränen ab. Berns berührte ihn an der Schulter. Heinrichs schüttelte den Kopf. »Ich habe mit ihm zusammen hier angefangen, vor fuffzehn Jahren …«
    »Ja, ich weiß«, nickte Berns leise. So war er selten; normalerweise bollerte er herum, verteufelte seine Arbeit und Gott und die Welt.
    Van Gemmern stand auf und klopfte sich den Staub von den Hosenbeinen. Trotz der Hitze war er wie immer ganz in Schwarz.
    »Und?« fragte er. »Paßt das Profil vom Transporter?«
    Berns zuckte die Achseln. »Kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Wir lassen ihn einschleppen.«
    Van Gemmern setzte zu einer Erwiderung an, aber Berns winkte ab. »Hat Flintrop alles längst mit den Jungs in Holland geklärt.«
    Der Wagen gehörte der Firma de Witt Fietsen in Nijmegen. Halter war ein Frans de Witt. Weder gegen die Firma noch gegen den Inhaber lag bei der Polizei irgendwas vor.
    »Der Mann ist bloß leider nicht aufzutreiben«, erklärte Berns. »Und guck dir die Karre an, alle Türen offen. Ist überhaupt kein Problem, die zwecks Eigentumssicherung abholen zu lassen.«
    »Aber wenn du dir die Spuren auf der Straße genau anguckst, dann kann der Wagen eigentlich nicht.«
    »Ist mir kackegal«, schnauzte Berns.
    Die Bestatter stellten den Sarg neben dem Toten ab und sahen Heinrichs unschlüssig an.
    Er stieß mit einem harten Geräusch die Luft aus und drehte sich weg.
    Van Appeldorn stand bei dem Mofafahrer. Der Notarzt wartete neben dem Streifenwagen. Heinrichs ging zu ihm hinüber und stellte sich vor.
    »Es tut mir leid«, sagte der Arzt. »Ich kannte Ihren Kollegen; wir hatten schon ein paarmal miteinander zu tun. War ein netter Mann.« Als Heinrichs nicht antwortete, fuhr er fort:

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