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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Konig der Fuchse
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Leutnant unter dem Befehl
des Herzogs von Yabon gedient, war also ein junger
Mann von einigem Rang und geringem Einkommen.
    Beinahe zwei Jahre hatte er diese Stätte seines bedeutendsten Triumphs, des Sieges im Turnier am Hof
der Meister, nicht mehr gesehen. Hier hatte er sich
den Titel des besten Schwertkämpfers der Welt erworben. Zynisch trotz seiner jungen Jahre versuchte
er, die Illusion von Überlegenheit nicht überhand
nehmen zu lassen – er war der beste unter mehreren
hundert Teilnehmern gewesen, die zum Wettbewerb
in Roldem erschienen waren, aber das überzeugte ihn
schwerlich davon, dass er tatsächlich der Beste der
Welt war. Er war sicher, dass auf irgendeinem weit
entfernten Schlachtfeld ein Soldat kämpfte oder irgendwo ein Söldner Patrouille ritt, der ihn jederzeit
zu Fischköder verarbeiten könnte, sich zum Glück
aber nicht an dem Wettbewerb beteiligt hatte. Einen
Augenblick lang fragte sich Tal, ob das Schicksal es
wohl zulassen würde, dass er in drei Jahren wieder
nach Roldem kam, um seinen Titel zu verteidigen. Er
war erst dreiundzwanzig Jahre alt, also würden ihn
nur sehr widrige Umstände davon abhalten, nach
Roldem zurückzukehren. Er hoffte jedoch, dass sich
dieses Turnier als weniger ereignisreich erweisen
würde als das Letzte. Denn beim Wettkampf waren
zwei Männer durch Tals Schwert gestorben – ein
sehr seltenes und für gewöhnlich betrübliches Ergebnis. Tal hatte jedoch kein Bedauern verspürt, denn
einer der Männer hatte zu denen gehört, die für die
Vernichtung seines Volkes verantwortlich gewesen
waren, und der andere war ein gedungener Mörder
gewesen, der ihn umbringen sollte. Die Erinnerung
an den Attentäter lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf den Mann, der ihm folgte. Der andere Mann
war ebenso wie Tal in Salador an Bord gegangen,
aber auf der gesamten Reise auf dem kleinen Schiff
jeglichem Kontakt ausgewichen, obwohl sie beinahe
zwei Wochen auf See gewesen waren.
    Der Vogel kreiste noch einmal, dann verharrte er
mit flatternden Flügeln, die Beine nach unten gestreckt und den Schwanz ausgefächert, als beobachte
er künftige Beute. Mit seinem charakteristischen
Schrei tat der Raubvogel seine Anwesenheit kund.
    Tal hörte das vertraute Kreischen, blickte auf und
zögerte einen Moment, denn der Vogel dort oben
war ein Silberfalke. Das Tier war sein spiritueller
Führer, dem er seine Namensvision verdankte. Einen
Augenblick lang stellte sich Tal vor, er könnte die
Augen des Geschöpfes sehen und seinen Gruß hören.
Dann kehrte der Vogel um und flog davon.
    »Habt Ihr das gesehen?«, fragte ein Lastenträger in
der Nähe. »Ich hab noch nie erlebt, dass ein Vogel so
was macht.«
    Tal sagte: »Nur ein Falke.«
»Hab noch nie einen Falken von dieser Farbe gesehen; die gibt es in dieser Gegend nicht«, stellte der
Lastenträger fest, warf noch einen Blick in die Richtung, wo der Vogel gekreist hatte, und kümmerte
sich dann wieder um sein Bündel. Tal nickte und
ging weiter. Der Silberfalke war in seiner Heimat
weit im Norden auf der anderen Seite der gewaltigen
See des Königreichs nicht selten, aber so weit Tal
wusste, gab es auf der Insel Roldem keine dieser Vögel. Dass er hier nun trotzdem einen gesehen hatte,
verstörte ihn viel mehr als der Mann, der ihm aus
Salador gefolgt war. Er war so lange in seiner Rolle
als Tal Hawkins versunken gewesen, dass er seine
wahre Identität beinahe vergessen hatte. Vielleicht
hatte der Vogel ihn warnen wollen.
Aber dann kam er zu dem Schluss, dass das Auftauchen des Vogels wahrscheinlich nur ein Zufall
gewesen war. Tal war zwar im Herzen immer noch
Orosini, aber in jeder Hinsicht gezwungen gewesen,
die Bräuche und den Glauben seines Volkes hinter
sich zu lassen. Ja, so etwas wie ein Kern war noch
vorhanden – Talon Silverhawk, ein Junge, der auf
der Esse der Geschichte und Kultur seines Volkes
geschmiedet worden war; aber das Schicksal und die
Dinge, die Fremde ihn gelehrt hatten, hatten ihn so
geformt und legiert, dass der Orosini-Junge manchmal nur noch eine ferne Erinnerung darstellte.
Er drängte sich durch die überfüllte Innenstadt.
Als er in ein besseres Stadtviertel kam, war in den
Schaufenstern bunte, modische Kleidung zu sehen.
Er selbst lebte genau auf dem richtigen Niveau, um
alle zu überzeugen, dass er ein Edelmann mit bescheidenen Mitteln war. Er war Sieger des Turniers
der Meister und charmant und erfolgreich genug, um
in die besten Kreise

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