Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2
wird, die Orodon zu
isolieren. Die Orodon schicken immer noch Patrouillen durch meine ehemalige Heimat, um jeden abzuschrecken, der daran denkt, sich das Land der Orosini anzueignen.« Dann fragte er: »Und was gibt es
Neues in Roldem?«
»Die üblichen Hofintrigen, Mylord, und ein paar
Gerüchte über diese oder jene Dame und diesen oder
jenen Herrn und ihre Affären. Kurz gesagt, da es
nichts Wichtiges gibt, worüber sie sprechen könnten,
konzentrieren sich die Adligen und die reichen Bürger auf den Klatsch.«
»Richten wir unsere Aufmerksamkeit lieber auf
die wichtigen Dinge. Gibt es irgendwelche Hinweise
auf Aktivitäten Olaskos hier in Roldem?«
»Immer. Aber nichts Außergewöhnliches, oder
zumindest haben wir nichts Außergewöhnliches herausfinden können. Er knüpft Verbindungen, versucht, allen möglichen Leuten einen Gefallen zu tun,
damit sie in seiner Schuld stehen, verleiht Geld und
schmeichelt sich bei jedermann ein.«
Tal schwieg einen Augenblick. Dann fragte er:
»Zu welchem Zweck?«
»Wie bitte?«
Tal beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf
die Knie. »Er ist der mächtigste Mann in den östlichen Reichen. Er ist ein Verwandter der königlichen
Familie von Roldem und steht auf dem … dem siebten Platz in der Thronfolge?«
»Dem achten«, erwiderte Pasko.
»Warum muss er sich also noch beim roldemischen Adel einschmeicheln?«
»In der Tat.«
»Er braucht es nicht«, sagte Tal. »Was bedeutet,
dass er es tut, weil er es will. Aber warum?«
»Herzog Kaspar hat viele Eisen im Feuer, Mylord.
Vielleicht hat er Interessen hier in Roldem, für die er
eine Abstimmung im Oberhaus gewinnen muss.«
»Mag sein. Das Oberhaus ratifiziert Verträge, die
von der Krone abgeschlossen werden, und muss auch
der Thronfolge zustimmen. Was machen sie sonst
noch?«
»Nicht viel mehr, wenn man von Streitereien über
Steuern und Land absieht.« Pasko nickte. »Da Roldem eine Insel ist, ist Land ausgesprochen wichtig.«
Er grinste. »Jedenfalls, solange niemand herausfindet, wie man mehr Land herstellen kann.«
Tal erwiderte das Grinsen. »Ich bin sicher, wir
kennen ein paar Leute, die die Größe der Insel verändern könnten, wenn sie es für notwendig hielten.«
»Was machen wir also wieder hier in Roldem?«,
fragte Pasko.
Tal lehnte sich zurück und seufzte. »Ich spiele die
Rolle eines gelangweilten Adligen, der versucht, zu
Wohlstand zu gelangen. Kurz gesagt, ich muss Kaspar von Olasko überzeugen, dass ich gezwungen bin,
in seine Dienste zu treten, indem ich mich hier in einen Schlamassel bringe, aus dem nur er mich herausholen kann.«
»Und das wäre?«
»Ein Streit mit einem Angehörigen des Königshauses wäre eine gute Idee.«
»Wie denn? Wollt Ihr Prinz Constantine ohrfeigen
und ein Duell provozieren? Der Junge ist erst fünfzehn!«
»Ich dachte an seinen Verwandten Prinz Matthew.«
Pasko nickte. Matthew war der Neffe des Königs,
Sohn seiner älteren Schwester. Man hielt ihn allgemein für das »schwierige« Mitglied des Königshauses; er war arroganter, fordernder und herablassender
als all seine Verwandten, und darüber hinaus war er
auch noch ein Frauenheld und Trinker und betrog
beim Glücksspiel. Es hieß, der König habe ihm
schon häufig aus der Patsche helfen müssen. »Eine
gute Wahl. Wenn Ihr ihn tötet, wird der König Euch
insgeheim dankbar sein … während sein Scharfrichter Euch den Kopf abhackt.«
»Ich dachte nicht daran, ihn zu töten … Ich werde
nur genug Ärger machen, dass König Carol mich
nicht mehr in seinem Land haben will.«
»Ihr werdet ihn töten müssen«, sagte Pasko trocken. »Als Sieger des Turniers der Meister könntet Ihr
wahrscheinlich sogar mit der Königin schlafen, und
der König würde es Euch immer noch als jungenhaften Streich durchgehen lassen. Aber wozu das Theater? Olasko hat Euch doch bereits eine Position angeboten, als Ihr das Turnier gewonnen habt.«
»Weil ich wie ein widerstrebender Bittsteller aussehen will. Er hätte mich sehr genau unter die Lupe
genommen, wenn ich sein Angebot direkt nach dem
Wettbewerb vor zwei Jahren angenommen hätte.
Und wenn ich plötzlich heute auftauchen würde, um
nachzufragen, würde er mich sogar noch genauer überprüfen. Aber wenn mich die Umstände zwingen,
mich in seinen Schutz zu begeben, sind meine Motive offensichtlich – das hoffe ich zumindest. Als ich
auf der Insel des Zauberers war, hat man mich …
darauf vorbereitet, einiger Erforschung standzuhalten.«
Pasko nickte. Er
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