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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Konig der Fuchse
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eingeladen zu werden, hatte aber
seinerseits noch keine Gala gegeben.
Als er nun vor der Tür zum Haus des Geldverleihers stand, dachte er daran, dass er vielleicht ein halbes Dutzend enge Freunde in seine bescheidene
Wohnung zwängen könnte, aber kaum all jene Einladungen in die bessere Gesellschaft erwidern konnte,
die ihm zuteil geworden waren. Er klopfte leise an
die Tür und trat dann ein.
Das Büro von Kostas Zenvanose bestand beinahe
nur aus einer winzigen Theke, und es gab kaum genug Raum, um davor zu stehen. Ein geschickt angebrachtes Scharnier gestattete, die Theke über Nacht
beiseite zu klappen. Drei Fuß hinter der Theke teilte
ein Vorhang den Raum. Tal wusste, dass hinter dem
Vorhang das Wohnzimmer der Familie Zenvanose
lag, und noch weiter hinten gab es eine Küche,
Schlafzimmer und einen Hinterausgang.
Ein hübsches Mädchen erschien, und sie strahlte,
als sie ihn sah. »Junker! Wie schön, dass Ihr wieder
da seid!«
Sveta Zenvanose war eine reizende Siebzehnjährige gewesen, als Tal sie zum letzten Mal gesehen hatte. Die vergangenen beiden Jahre hatten aus einem
hübschen Mädchen eine aufblühende Schönheit gemacht. Ihre Augen waren kornblumenblau, die Haut
war lilienweiß mit einem Hauch von Rosa auf den
hohen Wangenknochen, ihr Haar so schwarz, dass es
bläulich und violett schimmerte, wenn die Sonne
darauf fiel. Ihre einstmals eher knabenhafte Figur
war ebenfalls gereift, bemerkte Tal, während er ihr
Lächeln erwiderte.
»Mylady«, sagte er mit einer leichten Verbeugung.
Sie errötete, wie sie es immer getan hatte, wenn sie
dem berüchtigten Tal Hawkins gegenüberstand. Tal
flirtete so wenig wie möglich mit ihr, nur gerade genug, um das Mädchen zu amüsieren, denn er wollte
keinen Ärger mit dem Vater. Der Geldverleiher stellte zwar keine direkte Gefahr dar, aber er hatte Geld,
und Geld konnte viele Gefahren kaufen. Kostas Zenvanose erschien einen Augenblick später, und Tal
fragte sich wie jedes Mal bei seinem Anblick, wie es
diesem Mann gelungen war, ein so hübsches Mädchen wie Sveta zu zeugen. Kostas war so hager, dass
er regelrecht ungesund wirkte, aber Tal wusste, wie
irreführend dieser Eindruck war, denn der Mann
strotzte vor Gesundheit und war ausgesprochen behände. Und selbstverständlich hatte er ein hervorragendes Auge fürs Geschäft.
Rasch schob er sich zwischen seine Tochter und
seinen Mieter und lächelte. »Seid gegrüßt, Junker.
Wir haben Eure Zimmer vorbereitet, wie Ihr mich
gebeten habt, und ich glaube, es ist alles in Ordnung.«
»Danke.« Tal lächelte. »Ist mein Diener aufgetaucht?«
»Ich glaube schon, denn ansonsten muss es ein
Einbrecher sein, der gestern und heute früh dort oben
gelärmt hat. Aber ich nehme an, es handelt sich um
Pasko, der die Möbel hin und her schiebt, um zu putzen und abzustauben, und nicht um einen Dieb.«
Tal nickte. »Ist die Miete bezahlt?«
Wie durch Magie hatte der Geldverleiher plötzlich
ein Hauptbuch in der Hand und konsultierte es, indem er mit einem knochigen Finger über die Seiten
fuhr. Nach einem Nicken und einem »Ah« verkündete er: »Selbstverständlich. Eure Miete ist noch für
drei weitere Monate im Voraus bezahlt.«
Tal hatte die Insel vor beinahe zwei Jahren verlassen und einen bestimmten Betrag in Gold bei dem
Geldverleiher deponiert, um sich die Wohnung bis zu
seiner Rückkehr zu sichern. Er war davon ausgegangen, wenn er innerhalb von zwei Jahren nicht zurückkehrte, würde er wohl tot sein, und dann könnte
Kostas die Räume an einen anderen vermieten.
»Gut«, sagte Tal. »Dann überlasse ich Euch Eurer
Arbeit und ziehe mich zurück. Ich werde wohl eine
Weile hier bleiben, also erinnert mich, wenn die drei
Monate vorüber sind, an die Miete, und ich werde für
weitere Monate bezahlen.«
»Sehr wohl, Junker.«
Sveta klimperte mit den Wimpern. »Schön, dass
Ihr wieder zu Hause seid, Junker.«
Tal reagierte mit einer leichten Verbeugung und
einem Lächeln und verkniff sich das plötzliche Bedürfnis zu lachen. Die Zimmer dort oben waren ebenso wenig sein Zuhause wie der Palast des Königs.
Er hatte kein Zuhause, oder zumindest hatte er keines
mehr gehabt, seit der Herzog von Olasko Söldner
ausgeschickt hatte, um sämtliche Orosini zu töten.
Soweit Tal wusste, war er der einzige überlebende
Angehörige seines Volkes.
Tal verließ das Büro. Ein rascher Blick, als er
wieder auf der Straße stand, sagte ihm, dass der
Mann, der ihn verfolgt hatte, nicht in der Nähe

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