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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Konig der Fuchse
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arbeitete fleißig daran, sich jeden
Flur zu merken, jede Treppenflucht und jeden wichtigen Raum in der Zitadelle. Im Kopf zeichnete er
einen Plan.
    Sie erreichten einen Treppenabsatz, von dem aus
Stufen in zwei Richtungen abwärts führten, nach
links und rechts, und Tal zeigte nach rechts: »Dieser
Weg führt zurück zu meinen Räumen.«
    »Ja, Junker. Sehr gut«, erwiderte der Junge grinsend.
»Wo führt diese Treppe hin?« Er zeigte nach links.
»Ich zeige es Euch«, sagte der Junge, und sie gingen weiter. Seit beinahe zwei Stunden hatten sie nun
die riesige Zitadelle von Opardum erforscht. Tal
glaubte dem Jungen, als dieser erklärte, dass sie mit
all den zusätzlichen Räumen, den Außengebäuden
innerhalb der Mauer und ein paar älteren Tunneln in
den Felsen der gesamten Bevölkerung der Stadt Zuflucht bieten konnte, falls das notwendig sein sollte.
Die Zitadelle war gewaltig. Aus irgendeinem Grund
hatten die Herzöge von Opardum immer wieder Gebäude hinzugefügt.
    Eine halbe Stunde später erreichten Tal und Rudolph einen Flur, und der Page blieb stehen. Sie waren gerade an dem breiten Flur vorbeigekommen, der
zur großen Halle des Herzogs und zu seinen Privatgemächern führte, einer großen Wohnung, die aus
mehr als einem Dutzend Zimmern bestand. Rudolph
sagte: »Am Ende dieses Flurs befindet sich eine
Treppe, Junker. Dort darf niemand hingehen.«
    »Tatsächlich?«
»Ja. Der Herzog betont es immer wieder.«
»Was ist da oben?«
»Leso Varen«, flüsterte der Junge, und es schien,
als machte es ihm bereits Angst, den Namen auch
nur auszusprechen.
    Tal gab sich unwissend. »Leso Varen? Wer oder
was ist ein Leso Varen?«
Der Junge griff nach Tals Hand, als wollte er ihn
weiterziehen. »Wir sollten gehen. Er ist ein Berater
des Herzogs. Alle sagen, er sei ein Zauberer. Er sieht
ganz normal aus, aber …«
»Aber was?«
»Ich mag ihn nicht«, flüsterte der Junge. »Er
macht mir Angst.«
»Warum?«, fragte Tal lachend, als nähme er die
ganze Sache nicht ganz ernst.
»Ich weiß nicht, Junker. Es ist einfach so.«
Tal tat so, als interessiere ihn das alles nicht, aber
er merkte sich genau, wo es zu Varens Gemächern
ging. Dann drang ein schwacher Duft zu ihm, und er
riss die Augen auf. Er kannte diesen Geruch, dieses
besondere Parfüm, Alysandra! Oder Lady Rowena,
wie sie sich hier nannte. Auch sie, eine kalte, berechnende Frau von bemerkenswerter Schönheit, arbeitete für das Konklave der Schatten. Was hatte sie hier
nahe der Höhle des Magiers getan?
»Wir sollten wieder zurückgehen, Junker«, sagte
Rudolph und riss Tal mit einem festen Ruck an der
Hand aus seinen Gedanken. »Wir müssen dafür sorgen, dass Ihr für die Gala des Herzogs bereit seid.«
Tal nickte, als Rudolph seine Hand losließ, und
folgte dem Jungen. Nach dem, was er bisher über die
Zitadelle erfahren hatte, wusste er, dass der Page einen Umweg in Kauf nahm, um nicht noch einmal an
dem Flur zum Quartier des Zauberers vorbeizukommen. Während er ihm folgte, begann er erneut zu überlegen, was Rowena wohl in Gesellschaft von Leso
Varen getan hatte.
Erstaunt stellte Tal fest, dass neue Kleidung auf
ihn wartete. Amafi hatte schon alles bereitgelegt. Die
lavendelfarbene Jacke war mit Süßwasserperlen und
mit Steinen bestickt, die wie Granate aussahen. Die
enge Hose war weiß, und vor dem Bett standen neue,
knöchelhohe Schuhe mit Silberschnallen. Ein neuer
Gurt für das Schwert, das er vom König der Inseln
erhalten hatte, vervollständigte das Bild. Es gab keinen Hut, also ging Tal barhäuptig.
Die Halle des Herzogs war riesig, beinahe so groß
wie die des Königs von Roldem. Tal erkannte, dass
dies einmal die Hauptfestung der Zitadelle gewesen
war, ein gewaltiger Raum, in dem früher ein Adliger
und sein gesamtes Gefolge gewohnt hatten. In einem
massiven Kamin hinter dem Stuhl des Herzogs
brannte ein großes Feuer, weit genug entfernt, dass
Kaspar und die an seinem Tisch Versammelten es
gemütlich warm, aber nicht zu heiß hatten. Der Tisch
des Herzogs stand auf einem Podium, und zwei niedrigere Tische waren senkrecht dazu aufgestellt, so
dass die gesamte Tafel ein U bildete. Von seinem
erhöhten Platz aus konnte Kaspar jeden Gast an seinem Tisch sehen. Zu seiner Rechten saß Natalia, zu
seiner Linken Lady Rowena. Tal fing Natalias Blick
auf und lächelte, ignorierte Rowena aber bewusst.
Wieder einmal staunte er über ihre Fähigkeit, zu sein,
was immer sie sein wollte, und dabei

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