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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Konig der Fuchse
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dennoch dasselbe wunderschöne Mädchen zu bleiben, das ihn auf
der Insel des Zauberers so bezirzt und bis zu dem
Punkt überwältigt hatte, dass er glaubte, sie zu lieben, nur, um entdecken zu müssen, dass sie über keinerlei Mitgefühl oder Zärtlichkeit verfügte. Nun hatte sie sich ohne jede Anstrengung in eine Dame an
Kaspars Hof verwandelt, eine hübsche Trophäe für
den Arm des Adligen, und eine, die begeistert sein
Bett teilte. Tal fragte sich, ob Kaspar ahnte, dass die
Frau, mit der er schlief, imstande wäre, ihm einen
Dolch ins Herz zu stoßen, ohne das geringste Bedauern zu verspüren. Wahrscheinlich nicht, dachte er,
denn sonst wäre Rowena bereits tot gewesen.
Tal wurde zu dem Tisch links vom Herzog geführt. Er saß dort neben einem Mann mittleren Alters, der sich als Sergei Latimov, Steuereintreiber des
Herzogs, vorstellte.
Das Essen verlief ruhig, und es gab keine Gaukler
oder Musiker, wie sie an anderen Höfen für Unterhaltung sorgten. Als die letzten Gerichte abgetragen
wurden, stand Herzog Kaspar auf. »Meine Freunde«,
sagte er laut. »Es gibt einen Neuling in unserer Mitte,
den ich euch jetzt gerne vorstellen möchte. Er ist ein
kluger junger Mann mit vielen Talenten, die sich
zum Vorteil Olaskos auswirken werden. Junker
Hawkins, bitte erhebt Euch.«
Tal stand auf, und Kaspar sagte: »Es ist mir ein
Vergnügen, euch allen Junker Talwin Hawkins vorzustellen, geboren im Königreich der Inseln und Sieger des Turniers der Meister in Roldem. Heute Abend tritt er in unseren Dienst.«
Höflicher Applaus erklang. Lady Rowena zeigte
genau das richtige Maß an Interesse, dann wandte sie
ihre Aufmerksamkeit wieder dem Herzog zu. Tal
bemerkte, dass ein wichtiger Mann am Tisch des
Herzogs nicht applaudierte. Quint Havrevulen, der
wichtigste von Kaspars Offizieren, blieb still sitzen
und musterte den jungen Fremden. Als Tal sich wieder hinsetzte, fragte er sich, ob die mangelnde Begeisterung des Hauptmanns mit einer allgemeinen Abneigung gegen die Bewohner des Königreichs der
Inseln zu tun hatte oder ob sie darauf zurückzuführen
war, dass Tal beim Turnier am Hof der Meister einen
gewissen Leutnant Campaneal getötet hatte, Havrevulens Adjutanten.
Nachdem die Mahlzeit zu Ende war, stand Kaspar
auf und sagte: »Junker, bitte begleitet mich.« Er ging
vom Tisch weg, ohne weiter auf Lady Rowena zu
achten.
Tal wies Amafi, der während der Mahlzeit hinter
seinem Stuhl gestanden hatte, mit einem Nicken an,
in ihre Gemächer zurückzukehren, dann eilte er an
die Seite des Herzogs.
Kaspar legte die Hand auf Tals Schulter und sagte:
»Wir können uns genauso gut gleich um Euren
Schwur kümmern. Kommt mit, denn es gibt jemanden, den ich Euch vorstellen möchte.«
Über Kaspars Schulter hinweg sah Tal Natalias
Miene. Sie wirkte besorgt.
Zu Tals Überraschung begleiteten sie keine Diener
oder Wachen, als Kaspar Tal durch eine Reihe von
Fluren führte. Dann erkannte er, dass sie sich der
Treppe näherten, die Rudolph als verboten bezeichnet hatte. Kaspar sagte: »Dieser Bereich der Zitadelle
darf nicht betreten werden, es sei denn, ich rufe Euch
selbst dorthin, Junker. Habt Ihr das verstanden?«
»Jawohl, Euer Gnaden.«
Sie gingen die Treppe hinauf und einen Flur entlang zu einer großen Holztür. Ohne zu klopfen, öffnete Kaspar die Tür und bedeutete Tal einzutreten.
Der Raum dahinter war geräumig, aber karg möbliert; es gab nur einen einzigen Tisch und einen Sessel. Wandbehänge schützten vor der Kälte der
Steinmauern, aber ansonsten war der Raum bar jeder
Bequemlichkeit. Ein Feuer brannte in einer großen
Feuerstelle, und drei Männer warteten.
Zwei von ihnen waren Soldaten, die Tal rasch an
den Armen packten. »Bindet ihn an den Sessel«, sagte Kaspar.
Tal erkannte, dass es vergeblich gewesen wäre,
Widerstand zu leisten, und ließ sich an den Sessel
binden, als der dritte Mann auf ihn zukam, um ihn zu
betrachten. Er war schlank, von mittlerer Größe, und
sein langes, dunkles Haar fiel ihm bis auf die Schultern. Sein Gesicht war beinahe spitz, mit einer ausgeprägten Nase, die sein bemerkenswertester Zug
hätte sein können, wären da nicht seine Augen gewesen. Diese Augen waren schwarz, und etwas in ihnen
erfüllte Tal mit Angst. Der Mann stellte sich vor Tal
und sagte: »Seid gegrüßt, junger Mann. Herzog Kaspar sagt, Ihr seid ein begabter Junge mit großem Potenzial. Das kann ich wirklich nur hoffen.« Er blickte
an Tal vorbei zum Herzog, dann wandte er

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