Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Konig der Fuchse
Vom Netzwerk:
nächsten Stockwerk?«
»Das kann ich nicht genau sagen, Sir. Die meisten
von uns benutzen die Leitern nicht. Ein paar davon
sind so verrottet, dass man herunterfallen und sich
das Genick brechen kann. Wenn man ein Tablett oder ein Bündel dabeihat, kann man ohnehin nicht
hoch- oder runterklettern. Also benutzen die meisten
sie nicht.«
Tal schloss einen Moment die Augen und versuchte sich zu erinnern, welche Räume sich dort oben befanden. Er hatte eine recht gute Vorstellung, wohin
diese Leiter führte. Wie er angenommen hatte, waren
die Eingänge zu den Dienerfluren unten in der Zitadelle – besonders in der Küche und der Wäscherei –
normale Türen, aber beinahe alle Ausgänge oben waren als Wandpaneele getarnt oder hinter Schränken
versteckt, oder sie öffneten sich hinter Wandbehängen. Er fragte sich, ob der Herzog all diese Flure
kannte, und konnte sich kaum vorstellen, dass ein so
gründlicher Mann wie Kaspar nicht über alles informiert war, was ihn verwundbar machte; andererseits
neigten selbst die klügsten Leute dazu, ihre gewohnte
Umgebung nicht mehr wahrzunehmen, und falls
Kaspars Eltern all diese Passagen in der Zitadelle
nicht gekannt hatten, ging es dem Herzog vielleicht
genauso.
Sie bewegten sich weiter durch den dunklen Gang,
und Tal beschloss, bald allein hierher zurückzukehren, ebenso, wie er den Kerker und die Höhlen aufsuchen würde.
Die einzigen Orte, um die er einen großen Bogen
machen würde, waren Kaspars Gemächer und die
Räume, die Leso Varen bewohnte.
Tal sagte: »Ich denke, das genügt. Zeig mir den
schnellsten Weg zurück in mein Zimmer.«
»Danke, Junker«, erwiderte der Junge und verbarg
seine Erleichterung nicht. »Der Verwalter wird mich
umbringen, wenn ich nicht bald zurückkomme.«
»Mach dir keine Sorgen. Ich werde ihm sagen,
dass ich deine Dienste verlangt habe.«
»Schon in Ordnung, Junker. Das wird mir nichts
helfen. Er glaubt, ich müsste ohnehin früher oder
später lernen, an zwei Orten gleichzeitig zu sein.«
Tal lachte und folgte dem Jungen.
    Tal verspürte so etwas wie Triumph. Er stand am
Ausgang einer Höhle, die sich zu einer tiefen
Schlucht öffnete, die immer noch im Dunkeln lag,
obwohl die gegenüberliegende Steilwand – weniger
als eine halbe Meile entfernt – bereits vom ersten
Morgenlicht berührt wurde. Als Tal nach unten spähte, war ihm beinahe schwindlig vor Begeisterung.
Ein paar Tage nach der Rückkehr von seiner Mission
zu den südlichen Inseln hatte Kaspar Tal zu sich gerufen und angekündigt, sie würden am nächsten Tag
für eine Woche auf die Jagd gehen. Tal hatte Amafi
angewiesen, sein Reisegepäck vorzubereiten, hatte
sich im Zeughaus neue Sehnen für den Bogen beschafft und zwei Dutzend Pfeile ausgewählt. Dann
hatte kurz vor dem Abendessen sein Magen rebelliert, was sich als der Beginn einer mörderischen
Magenkrankheit erwies. Vielleicht hatte er sich auf
dem Rückweg von den Inseln im Süden irgendwo
angesteckt oder an diesem Morgen etwas gegessen,
das nicht mehr in Ordnung gewesen war. Tal hatte
den Tag im Bett und auf der Toilette verbracht. Er
konnte nicht einmal Wasser trinken, ohne dass es
gleich wieder herauskam.
    Der Heiler des Herzogs war zu ihm gekommen
und hatte ihm ein übel schmeckendes Gebräu gegeben, aber Tal hatte auch das kaum eine Minute später
wieder erbrochen. Der Arzt hatte den Kopf geschüttelt und Bettruhe verordnet. Er hatte den Herzog informiert, dass Tal mindestens drei Tage im Bett liegen würde. Kaspar schickte eine Botschaft, in der er
Tal schnelle Genesung wünschte und ihn einlud, sich
in ein oder zwei Tagen der Jagd anzuschließen, falls
er sich schnell genug erholen würde.
    Am Nachmittag nach Kaspars Abreise hatte Tal
Fieber bekommen, das anderthalb Tage anhielt. Er
war durstig aufgewacht und hatte das Wasser, das er
trank, bei sich behalten können. In der Nacht, nachdem das Fieber gesunken war, hatte er sich ausgeruht, und am nächsten Morgen informierte er Amafi,
dass er sich dem Herzog nicht sofort anschließen
würde. Er hatte beschlossen, die Zeit, die er dadurch
gewonnen hatte, zur weiteren Erforschung der Höhlen und Gänge hinter der Zitadelle zu nutzen. Ganz
in Schwarz gekleidet und mit einer Laterne war er an
diesem Abend in den untersten Keller der Zitadelle
geschlichen, hatte rasch die Dienerflure durchquert
und war so zur Speisekammer gelangt. Da der Herzog und ein großer Teil seines Haushalts auf der Jagd
waren, ging es in der Küche ziemlich ruhig

Weitere Kostenlose Bücher