Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Konig der Fuchse
Vom Netzwerk:
waren tief in ihre Rollen versunken, also würde keiner zugeben, dass Talon Silverhawk und Alysandra je existiert hatten.
Immer, wenn er sie sah, musste er wieder an die
Qualen denken, die er wegen ihr erlitten hatte. Er
spürte allerdings auch einen Hauch von Mitleid, denn
er wusste, dass sie ein gebrochener Mensch war und
über keine wahren Gefühle verfügte; dass sie sich
damit zufrieden gab, den Anweisungen von Miranda,
der Herrin der Insel des Zauberers, zu folgen, der
einzigen Person, die die junge Frau wirklich lenken
konnte.
Als das Bankett zu Ende ging, erschien ein Page
und sagte: »Junker, der Herzog wünscht Euch in seinen Privatgemächern zu sehen.«
Tal folgte dem Pagen und betrat kurz darauf ein
luxuriöses Zimmer mit einem niedrigen runden
Tisch, um den ein halbes Dutzend Sessel standen.
Goldene Kerzenhalter, Spiegel und Wandbehänge
machten den Raum wohnlich. Auf dem Tisch standen ein Kristallkrug und mehrere Kristallkelche.
Kaspar war allein. Er bedeutete Tal, sich hinzusetzen. Ein Diener goss ihnen Wein ein und verließ
dann den Raum.
»Ich habe beschlossen, Euch nach Salmater zu
schicken, Talwin. Ihr werdet meine Botschaft Seiner
Hoheit, dem Fürsten von Salmater, überbringen.«
»Sir?«
»Die Botschaft wird kurz, aber sehr blumig und
diplomatisch sein. Der Inhalt jedoch ist folgender: Er
wird mich entweder als Lehnsherrn anerkennen und
sich mir unterwerfen, oder ich werde seine Stadt in
Schutt und Asche legen.« Grinsend fragte er: »Was
glaubt Ihr, wie wird er wohl reagieren?«
Tal trank einen Schluck Wein, weil er sich einen
Augenblick Zeit verschaffen wollte, um darüber
nachzudenken. Dann antwortete er: »Ich kenne den
Mann nicht, also ist das schwer zu sagen, aber ich
kann mir nicht vorstellen, dass er erfreut sein wird.«
Kaspar lachte. »Nein, das wird er sicher nicht sein.
Aber er ist ein Dummkopf, und jemand nutzt ihn
aus.«
»Wer, Euer Gnaden?«
»Beinahe mit Sicherheit Paul von Miskalon. Es
könnte ein anderer sein, aber ich bezweifle es. Fürst
Janosh von Salmater ist mit Herzog Pauls Schwester
verheiratet, und sie beherrscht den Fürsten vollkommen. Ihr könnte vielleicht ein unangenehmer Unfall
zustoßen …«
»Euer Gnaden?«
»Noch nicht, aber es ist zumindest eine Möglichkeit.« Kaspar griff hinter seinen Sessel, holte eine
Landkarte hervor und legte sie auf den Tisch. »Hier
ist das umstrittene Land, Tal. Olasko, Salmater,
Miskalon, Roskalon, Maladon und Semrick, Lorin
und Aranor erheben allesamt Anspruch auf diese Region.« Er lehnte sich zurück. »Einige haben die besseren Ansprüche, und andere haben größere Armeen.« Kaspar beobachtete, wie Tal sich die Landkarte ansah. Dann sagte der Herzog: »Olasko hat vier
Grenzen, um die wir uns Gedanken machen müssen.
Ihr habt bereits ein Problem an einer von ihnen entdeckt, in der Insellandschaft, die unsere südliche
Provinz darstellt.
Im Norden sitzen die Banditen von Bardacs Feste.
Solange sie Banditen bleiben, mache ich mir keine
Gedanken. Ich habe in Wächterstadt genug Soldaten,
dass sie es sich sehr genau überlegen werden, ob sie
nach Süden marschieren, und sie haben ihre eigenen
Probleme im Norden, mit Conar – diese Bande von
Mördern würde jeden nervös machen.«
Tal schwieg, aber er erinnerte sich an Geschichten
über die Männer aus Conar. Sie waren dem Land der
Orosini nahe genug gewesen, dass es hin und wieder
zu Konflikten gekommen war.
»Im Westen«, fuhr Kaspar fort, »herrscht mein
Vetter in Aranor, um den ich mir keine Sorgen mache. Damit bleibt der Osten.«
»Und dort ist das Meer«, sagte Tal.
»Dort ist das Meer«, stimmte Kaspar zu. »Das
Meer kann eine gute Grenze sein, aber auch eine
Straße. Wenn Ihr die Geschichte des letzten Krieges
im Königreich vor etwa dreißig Jahren studiert, werdet Ihr erfahren, dass eine Armee per Schiff um die
halbe Welt gekommen ist, und sie hat beinahe die
Hälfte des Westreichs zerstört, bevor sie geschlagen
wurde.«
»Ihr wollt also Eure Grenzen sichern?«, fragte Tal.
»Ja«, erwiderte Kaspar, »und mehr als das. Ich
werde Euch später mehr davon erzählen, aber im
Augenblick solltet Ihr über Folgendes nachdenken:
Während Kesh und die Inseln mächtige Nationen
unter einer Herrschaft vereint haben, unter einer gemeinsamen Gesetzgebung und Verwaltung, haben
die östlichen Reiche sich zerstritten wie arme Verwandte wegen den Küchenabfällen eines Festmahls.
Nur Olaskos einzigartige Beziehung zu Roldem

Weitere Kostenlose Bücher