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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Konig der Fuchse
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Branntwein über den versengten Stumpf von Tals Arm und
fügte hinzu: »Aber ich habe einmal ganz zufällig herausgefunden, dass Wunden sich seltener entzünden,
wenn man ein wenig Branntwein darüber gießt.« Er
nickte den beiden Wärtern zu. »Bringt ihn weg.
Nordzimmer im zweiten Stock.«
Tal wurde von den beiden Wärtern weggezerrt und
verlor das Bewusstsein, noch bevor sie die erste
Treppe erreichten.
    Tal litt schreckliche Qualen. Der Stumpf seines rechten Arms pochte, und er wurde von Fieber geschüttelt. Immer wieder verlor er das Bewusstsein, und
manchmal war er in Träumen und Visionen versunken.
    Hin und wieder kamen auch Erinnerungen, und er
glaubte, wieder fiebernd im Wagen auf dem Weg zu
Kendricks Gasthaus zu liegen, nachdem Robert und
Pasko ihn gefunden hatten. Zu anderen Zeiten träumte er, dass er in seinem Bett in Roldem oder Salador
lag und versuchte, aus einem Albtraum aufzuwachen,
und er war überzeugt, sobald er erst erwachte, würde
es ihm wieder gut gehen.
    Bei anderen Gelegenheiten wurde er plötzlich
hellwach, sein Herz klopfte heftig, und dann sah er
sich in dem kalten Raum mit dem grauen Licht um,
wo der eisige Wind durch ein hohes Fenster hereinwehte. Dann verlor er wieder das Bewusstsein.
    Nach einiger Zeit erwachte er nass geschwitzt, aber mit klarem Kopf, und sein rechter Arm schmerzte. Einen Augenblick konnte er die Finger an seiner
rechten Hand spüren. Er versuchte, sie zu strecken
und zu bewegen, dann sah er, dass es dort nur noch
einen blutigen Stumpf gab, der mit Lappen verbunden war. Er blickte sich um und versuchte sich zu
orientieren. Er hatte dieses Zimmer schon öfter gesehen, viele Male, aber jetzt war es, als sähe er es zum
ersten Mal.
    Die Zelle war aus Stein gemauert und so gut wie
leer. Es gab nur eine Matratze, die mit altem Stroh
gefüllt war, und zwei schwere Decken. Das Bettzeug
stank nach Schweiß und Urin. Tal sah eine einzelne
Tür aus Holz mit einem kleinen Guckloch. Gegenüber der Tür, etwas höher, als er groß war, befand
sich ein einzelnes Fenster mit zwei Eisenstangen,
durch das Tageslicht hereinfiel. In der Ecke gab es
ein mit Dreck verkrustetes Loch im Boden, wo er
sich erleichtern konnte.
    Tal stand auf, und seine Knie drohten nachzugeben. Im Reflex streckte er den rechten Arm aus,
getäuscht von der Erinnerung an eine Hand, die es
nicht mehr gab. Er stolperte und fiel, sein Stumpf
stieß gegen die Wand, und er schrie auf. Dann fiel er
wieder auf die Matratze, und ihm wurde schwindlig.
    Er rang nach Atem, Tränen liefen ihm über die
Wangen, und die Schmerzen, die er in seinem Arm
spürte, hallten in seinem ganzen Körper wider. Ein
unangenehmes Kribbeln lief seinen Arm hinauf bis
zur Schulter und zum Hals. Die gesamte rechte Seite
seines Körpers fühlte sich an, als stünde sie in
Flammen.
    Er zwang sich, langsamer zu atmen, und versuchte
eine Meditation, die man ihm auf der Insel des Zauberers beigebracht hatte und die helfen sollte,
Schmerzen zu beherrschen. Langsam bewegte sich
der Schmerz weiter weg und ließ nach, bis es sich
anfühlte, als hätte er ihn in einen Kasten gesteckt,
den er von sich selbst abtrennen konnte.
    Er öffnete die Augen und stand auf, und diesmal benutzte er die linke Hand, um sich abzustützen. Seine
Knie zitterten, aber zumindest konnte er sich aufrecht
halten. Er blickte sich um. Es gab nichts zu sehen.
    Er stolperte zum Fenster und griff nach oben. Er
prüfte die Stangen und stellte fest, dass sie tief in den
Stein eingelassen waren. Die Linke konnte er ein
wenig in dem Loch drehen, das in den Stein gebohrt
war. Er packte sie fest mit der linken Hand und versuchte, sich hochzuziehen, damit er etwas sehen
konnte, aber die Anstrengung bewirkte, dass sein
ganzer Körper wehtat, also beschloss er, dass er sich
die Aussicht später ansehen würde.
    Eine Stunde, nachdem er aufgewacht war, wurde
die Tür zu seiner Zelle geöffnet. Ein schmutziger
Mann mit verfilzten! schulterlangem Haar und einem
zottigen Bart kam herein und hielt einen Eimer vor
sich. Er sah Tal und lächelte. »Du bist am Leben«,
stellte er fest. »Das ist doch nicht schlecht, oder?
Die, denen was abgeschnitten wird, überleben normalerweise nicht.«
    Tal schwieg und starrte den Mann nur an. Unter
dem Dreck und dem Haar waren seine Züge kaum zu
erkennen.
    »Ich weiß, wie es ist«, sagte er und streckte den
linken Arm aus, der ebenfalls in einem Stumpf endete. »Der alte Zirga hat ihn abgehackt, als

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