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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Konig der Fuchse
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konnte. So brachten sie ihn durch die
Tür und dann eine lange Treppe hinab, an deren Ende sie ihn halb durch einen schmalen Flur trugen,
halb zerrten.
»Wir haben hier keinen richtigen Raum für solche
Operationen, also benutzen wir den Kerker, wenn
wir irgendwelche Körperteile entfernen müssen«,
erklärte der Kommandant. »Hin und wieder hat einer
der Jungs einen Kratzer, der sich entzündet, und ich
muss ein bisschen schneiden.«
Sie kamen an einem dritten Soldaten vorbei, der
auf einem Hocker an einem Tisch saß, und der
Kommandant sagte: »Hol Branntwein.«
Die beiden Männer, die Tal festhielten, zerrten ihn
in einen Raum, der in der Vergangenheit offenbar als
Folterkammer gedient hatte. »Hin und wieder schickt
der Herzog uns jemanden, der wirklich bestraft werden soll, und solche Leute bringen wir hier runter.
Früher konnten wir einiges mit dem anfangen, was
aus den alten Tagen übrig geblieben war, aber wie du
siehst« – er zeigte auf einen Haufen rostiger Werkzeuge, die auf dem schmutzigen Stroh auf dem Boden lagen –, »ist es jetzt schwieriger. Wir haben keine guten Werkzeuge mehr, nur noch ein paar Zangen
und Messer.« Er zeigte auf einen Eisenring in der
Decke. »Wir hatten einen prima Haken dort oben.
Wenn ich einen Mann da richtig aufgehängt habe, hat
er tagelang geschrien. Aber als ich ihn das letzte Mal
benutzt habe, ist das verdammte Ding abgebrochen.
Ich habe einen neuen beantragt, aber bis jetzt hat sich
in Opardum noch keiner darum gekümmert.«
Der Mann mit dem Branntwein kam, und der
Kommandant sagte: »Zündet ein Feuer an.«
Es gab ein großes Kohlebecken, das einmal zum
Erhitzen von Folterwerkzeugen gedient hatte, und
der Soldat zündete rasch mit etwas trockenem Stroh
ein Feuer an. Er legte Holz auf, bis es richtig brannte.
»Ich mache ein Eisen heiß«, sagte der Kommandant.
»Wir können dich schließlich nicht verbluten lassen«, erklärte er an Tal gewandt.
Tal regte sich nicht. Er hätte am liebsten um sich
geschlagen und gekämpft oder wäre davongerannt,
aber er wusste, dass die Situation hoffnungslos war.
Er wusste, wenn er überhaupt eine Überlebenschance
haben wollte, durfte er sich nicht wehren. Er musste
es einfach ertragen.
Der Kommandant zog die Jacke aus, unter der er
ein schmutzig weißes Unterhemd trug. Er ging zur
Wand und nahm ein großes Hackmesser herunter
und legte es ins Feuer. »Früher hatten wir Kohlen.
Ich konnte das Schwert so heiß machen, dass es den
Stahl verdorben hätte, wenn ich nicht vorsichtig gewesen wäre. Es geht darum, die Wunde auszubrennen. Als ich noch Kohlen hatte, hätte ich einfach
durch deinen Arm schneiden können, und das Metall
wäre so heiß gewesen, dass der Stumpf kaum geblutet hätte. Jetzt muss ich Holz benutzen. Wenn die
heiße Klinge nicht genügt, werden wir die blutenden
Stellen mit dem Eisen behandeln.«
Nach ein paar Minuten in den Flammen war die
Klinge rot, und der Kommandant nickte dem Soldaten zu, der nicht damit beschäftigt war, Tal festzuhalten. Der Mann griff nach einem Blasebalg, wie ihn
ein Schmied benutzen würde, und fing an, mit dem
Ding zu pumpen, woraufhin das Holz aufflackerte
und Funken nach oben wirbelten.
In Tals Kopf überschlugen sich die Gedanken. Bis
zu diesem Augenblick hatte er gehofft, irgendwie
fliehen zu können. Wie der Kommandant schon gesagt hatte, er konnte schneller laufen als diese drei, es
bis zum Nordufer schaffen und zur Küste schwimmen …
Plötzlich wurde fest an seiner Kette gerissen, was
ihn aus dem Gleichgewicht brachte, und er spürte,
wie sich kräftige Arme um seine Taille schlangen.
Ein Wärter hielt ihn, während der andere die Kette
benutzte, um Tals Arm über einen Holztisch zu ziehen. Der Kommandant nahm die Klinge aus dem
Feuer und trennte Tals Arm mit einem einzigen
Schlag zwischen Ellbogen und Handgelenk durch.
Tal schrie, und ihm wurde schwindlig. Der Kommandant sah sich die Wunde an, dann griff er nach
dem Eisen und verschloss eine blutende Ader. Dann
warf er das Eisen wieder ins Feuer. Er griff nach dem
Branntwein und trank einen großen Schluck. »Diese
Art Arbeit macht mich fertig, Junker.«
Tal konnte kaum aufrecht stehen, und die Schmerzen, die seinen Arm entlangschossen, waren unerträglich. Ihm war furchtbar übel.
Der Kommandant sagte: »Ich würde dir ja einen
Schluck Branntwein anbieten, aber wir dürfen den
Gefangenen keinen Alkohol geben. Das sind nun mal
die Regeln.« Dann goss er etwas von dem

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