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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Konig der Fuchse
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Jetzt lass uns allein.«
Amafi verbeugte sich vor dem Herzog und ging.
Zu Tal sagte der Herzog: »Ich schenke Euch Euer
Leben, aber Ihr werdet es an einem Ort verbringen,
den kein Mensch ertragen sollte und den nur wenige
lange Zeit ertragen haben. Ihr werdet den Rest Eures
Lebens in der Festung der Verzweiflung verbringen.
Wenn die Götter Euch wohl gesonnen sind, werdet
Ihr dort rasch sterben. Aber nach meiner Erfahrung
sind die Götter selten wohl gesonnen.« Zum Hauptmann der Wache sagte er: »Informiert den Kommandanten der Festung, dass man diesen Mann gut ernähren und nicht foltern soll. Jedenfalls nicht, nachdem man ihm die rechte Hand abgehackt hat.«
Tal blieb einen Augenblick wie betäubt stehen,
nachdem er sein Schicksal vernommen hatte; dann
wurde er plötzlich ohne ein weiteres Wort von den
Soldaten weggezerrt.
Das Letzte, was er sah, war der Herzog auf seinem
Thron, mit einer Miene, in der sich Zufriedenheit mit
Bedauern mischte.
Teil Zwei
Soldat
Mord sollte freilich nirgends Freistatt finden, und
Rache keine Grenzen.
     
William Shakespeare, Hamlet, Akt IV, Szene 8
Dreizehn
Gefängnis Tal stand an Deck.
    Man hatte ihn zum Hafen von Opardum geschleppt. Kaum einen halben Tag, nachdem man ihn
von dem Schiff aus Salador zum Palast gebracht hatte, hatte er sich schon wieder in Ketten und im
Frachtraum eines weiteren Schiffes befunden.
    Die Reise dauerte allerdings keine vierzig oder
mehr Tage, sondern nur eine Woche. Hin und wieder
dachte er an Flucht, und mehr als einmal hatte er seine Ketten an der Stelle überprüft, wo sie durch einen
großen Eisenring verliefen, der an einem Balken befestigt war. Nach dem ersten Tag war er in vollkommene Trübsal verfallen. Nach einer Woche hatte man
ihn grob an Deck gezerrt, wo der Kapitän des Schiffes wartete.
    »Das hier ist Euer neues Zuhause, Junker«, sagte
er seltsam aufgeräumt und zeigte auf eine Insel. Tal
blickte in die angegebene Richtung und fühlte sich
sofort noch hoffnungsloser als zuvor. Die Festung
der Verzweiflung war ein altes Gebäude, sechs
Stockwerke hoch, das den schmalen Meeresarm zwischen dieser Insel und dem keine drei Meilen entfernt liegenden Festland bewachte. Das Gebäude
zeichnete sich trostlos vor dem grauen Winterhimmel
ab, und der Wind schnitt eisig durch Tals Kleidung.
    »Einer der Ahnen des Herzogs hat sie gebaut«, erklärte der Kapitän. »Damals hat man sie einfach als
die Wachfestung bezeichnet. Als Wächterstadt gegründet wurde, war die Festung praktisch nutzlos
geworden, bis einer der alten Herzöge beschloss, ein
Gefängnis daraus zu machen.«
    Sie setzten ein Ruderboot aus, und Tal musste eine
Leiter hinunterklettern, dann zerrten ihn ein paar
Seeleute in das Boot. Als die Männer begannen, auf
den Kai zuzurudern, winkte der Kapitän vergnügt
und rief: »Viel Spaß, Junker!«
    Tal saß im Boot, der Winterhimmel so trüb wie
seine Stimmung. Die salzige Gischt, die ihm vom
Wind ins Gesicht gepeitscht wurde, war eiskalt. Das
Boot schaukelte, während die vier Ruderer sich anstrengten, den Kai so schnell wie möglich zu erreichen. Je eher sie dort wären, desto schneller würden
sie an Bord ihres Schiffes zurückkehren können, wo
es ein wenig wärmer und trockener war.
    Drei Männer in schweren Umhängen standen am
Kai. Als das Boot die Anlegestelle beinahe erreicht
hatte, hielten die Seeleute es auf gleicher Höhe. Sie
vertäuten es nicht einmal; zwei von ihnen standen
auf und hielten sich an den Pfählen fest, während ein
Dritter Tal bedeutete, eine kurze Leiter hinaufzusteigen. Tal tat es, und einer der Seeleute folgte ihm. Als
sie beide auf dem Kai standen, sagte der Seemann:
»Hier sind die Papiere, Kommandant.«
    Ohne zu danken, griff der Mann nach dem Papier,
und ohne ein weiteres Wort war der Seemann die
Leiter wieder hinuntergeklettert, und das Boot legte
ab. Der Mann, der die Papiere nun in der Hand hielt,
warf Tal einen kurzen Blick zu und sagte: »Komm.«
    Die anderen Männer waren Wärter, die beide
kaum besser als Straßenräuber aussahen. Keiner trug
eine Uniform, und sie waren nicht mit Schwertern,
sondern mit großen Keulen bewaffnet. Tal bezweifelte nicht, dass sie ihm bei einem Fluchtversuch rasch
einen Arm oder ein Bein brechen würden. Als er auf
die Festung zuging, sah er sich um und dachte: Wohin sollte ich hier schon fliehen?
    Als hätte er Tals Gedanken gelesen, sagte der
Kommandant: »Du kannst versuchen zu fliehen – du
siehst aus wie ein

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