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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Konig der Fuchse
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ich herkam,
weil er entzündet war.«
»Wer bist du?«
    »Ich heiße Will. Ich war ein Dieb, bis ich erwischt
wurde.« Er setzte den Eimer ab.
»Sie lassen dich einfach so kommen und gehen?«
»Ja, das machen sie mit einigen, die schon eine
Weile hier sind. Für mich sind es nächstes Frühjahr
zehn Jahre. Sie sind ein fauler Haufen, also lassen sie
uns einen Teil der Arbeit erledigen, wenn sie glauben, dass wir ihnen nicht gleich die Kehlen durchschneiden, wenn sie besoffen sind, aber es gibt hier
nicht viel zu tun, also ist es schon ganz gut, ein bisschen zu arbeiten. Außerdem bekomme ich mehr Essen, und wenn sie nicht gut aufpassen, kann ich ungefähr einmal im Jahr eine Flasche Wein oder
Branntwein klauen. Und man kann die Toten nach
draußen bringen, und das ist auch nicht schlecht.«
»Die Toten nach draußen bringen?«, fragte Tal,
der nicht glauben konnte, was er da hörte.
»Das ist eine prima Sache. Man ist einen ganzen
Nachmittag lang draußen. Erst wird die Leiche verbrannt, dann ein wenig von der Asche gesammelt,
dann trägt man sie runter zur Klippe über dem Nordstrand und streut sie mit einem Gebet in den Wind.
Es ist eine angenehme Abwechslung vom Alltag.«
Tal schüttelte den Kopf. »Was ist in dem Eimer?«
»Das sind deine Sachen.« Will griff in den Eimer
und holte einen Blechnapf und einen Holzlöffel heraus. »Ich – oder einer der anderen Jungs – werde
zweimal am Tag vorbeikommen. Morgens gibt es
Haferbrei und abends einen schönen Eintopf. Nicht
viel Abwechslung, aber es hält einen am Leben. Zirga sagte, du wärst ein Sonderfall, also wirst du mehr
bekommen.«
»Sonderfall?«
»Nun ja, in gewisser Weise«, sagte Will, lächelte
und zeigte Tal damit, dass es unter dem Dreck und
den Haaren tatsächlich ein Gesicht gab. »Herzog
Kaspar hat befohlen, dass du etwas mehr Essen und
eine zweite Decke bekommst, vielleicht sogar einen
Mantel, so dass du deinen Aufenthalt hier lange genug genießen kannst, wie Zirga immer sagt. Die meisten von uns hier sind nur gewöhnliche Verbrecher,
und wenn wir keinen Ärger machen, geben sie uns zu
essen und verprügeln uns nicht allzu oft. Wir hatten
diesen einen Wärter, Jasper hieß er, der sich immer
fürchterlich besoffen hat und einen schlug, nur weil
es ihm Spaß machte. Eines Abends ist er betrunken
von der Klippe gefallen und hat sich das Genick gebrochen. Niemand vermisst ihn. Die, die der Herzog
wirklich hasst, landen unten im Kerker. Sie halten es
dort nicht lange aus, vielleicht ein Jahr, vielleicht
zwei. Du wirst zu deinen Mahlzeiten zusätzlich ein
bisschen Brot bekommen, und an besonderen Tagen
vielleicht noch etwas anderes. Das weiß man nie.
Hängt von Zirgas Laune ab.«
»Kommt je jemand hier raus?«
»Du meinst, weil er begnadigt wird oder seine
Strafe abgesessen hat?«
»Ja.«
»Nein.« Will schüttelte den Kopf. »Wir kommen
alle hierher, um zu sterben.« Er ging in die Hocke
und fügte hinzu: »Nun, genau genommen soll ich
wohl freigelassen werden, wenn ich noch weitere
zwanzig Jahre überlebe. Selbstverständlich muss ich
sie dann daran erinnern, dass ich zu dreißig Jahren
verurteilt wurde, und hoffen, dass das jemanden genug interessiert, um eine Botschaft nach Opardum zu
schicken, und dass sie dort tatsächlich noch Aufzeichnungen über meinen Prozess finden. Dann muss
jemand anders die Aufzeichnungen durchsehen und
einen Beamten dazu bringen, einen Entlassungsbefehl zu unterzeichnen und sich die Mühe machen, ihn
zu Zirga – oder wer immer dann der Kommandant
sein wird – zu schicken. Du siehst also, wieso ich
mich nicht sonderlich darauf verlasse. Überwiegend,
weil noch niemand dreißig Jahre in der Festung der
Verzweiflung überlebt hat.«
»Du wirkst ungewöhnlich vergnügt für einen
Mann, der dazu verdammt wurde, auf diesem Felsen
zu leben.«
»Na ja, so wie ich es sehe, gibt es zwei Möglichkeiten: Man kann sich zusammenrollen und sich elend fühlen, oder man kann versuchen, das Beste
daraus zu machen. Ich selbst denke, ich hatte Glück,
dass sie mich nicht aufgehängt haben. Sie haben
mich einen unverbesserlichen Dieb genannt. Ich
wurde dreimal erwischt. Beim ersten Mal haben sie
mich ein Jahr ins Arbeitshaus gesteckt, weil ich noch
ein Junge war. Beim zweiten Mal bekam ich dreißig
Peitschenhiebe und fünf Jahre Schwerarbeit. Diesmal
hätten sie mich hängen können, aber aus irgendeinem
Grund haben sie mich hierher geschickt. Ich denke,
weil ich beim letzten Mal

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