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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Konig der Fuchse
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nicht aufgefallen. Seit ich hier bin,
habe ich nur einmal etwas angemalt – wir haben
draußen, wo wir die Schweine halten, einen Zaun
gestrichen.«
»Ich meinte Porträts und Landschaften.« Er schaute seinen abgeschnittenen Arm an. »Jedenfalls habe
ich so etwas gemalt, bevor …«
»Oh, wie diese Bilder, die die Reichen an den
Wänden haben? Ich habe so was ein- oder zweimal
in den Häusern gesehen, in die ich eingebrochen
bin.«
»Ja, genau das.«
»Sieht so aus, als brauchten wir das noch weniger
als Anstreichen. Eine Schande.« Will lächelte. »Aber
ich werde das mit dem Kochen erwähnen.«
»Danke.«
Nachdem Will gegangen war, legte Tal sich hin
und versuchte, seine Gefühle unter Kontrolle zu
bringen. Er kam sich vor wie ein Tier im Käfig, und
er hatte schon gesehen, wie sich gefangene Tiere gegen die Gitter ihrer Käfige warfen, bis sie bluteten.
Er wusste, im Augenblick hatte er keine Hoffnung zu
fliehen, und seine einzige Chance, diese Insel zu verlassen, bestand darin, erst einmal aus dieser Zelle
herauszukommen. Er würde abwarten, denn Zeit hatte er im Überfluss.
Tal zog sich zum Fenster hoch. Er hatte die Aussicht in der letzten halben Stunde ein Dutzend Mal
gesehen, aber dass er sich jetzt noch einmal hochzog,
lag nicht an seinem Interesse an der eisigen Winterlandschaft. Er versuchte nur, ein wenig Kraft zurückzuerlangen, und nachdem er einen Monat in seiner
Zelle gesessen und nur hin und wieder mit Will gesprochen hatte, drohte die Langeweile, ihm den
Verstand zu rauben. Als er zum ersten Mal versucht
hatte, sich am linken Arm zum Fenster hochzuziehen, war ihm nur ein kurzer Blick gelungen, bevor er
sich wieder herunterlassen musste.
Vom Fenster aus konnte er den Nordhof der Festung sehen. Er hatte keinen Blick auf den Viehpferch, aber er konnte die Schweine, Schafe und
Hühner hören. Hin und wieder bellte ein Hund. Er
sah das, was offenbar der alte Exerzierplatz war und
nun unter einem Tuch aus Schnee lag, unterbrochen
von grauen und braunen Flecken.
Im letzten Monat hatte er diesen Blick auf seine
kleine Welt schätzen gelernt, einen Fleck schneebedeckter Erde, ein Stück Mauer und eine Klippe dahinter. Wenn es klar genug war, konnte er in der Ferne auch das Meer sehen. Ansonsten war es nur eine
graue Decke hinter der Klippe.
Er fand das Essen monoton und kaum ausreichend.
Er wusste, dass er abgenommen hatte, wegen der
Verletzung und den knappen Rationen, aber er hatte
keinen Hunger. Das Brot war zwar grob, aber sättigend, und es waren Stücke von Nüssen und ganze
Körner darin. Der Eintopf war kaum mehr als eine
dünne Suppe mit ein oder zwei Stücken Gemüse, aber wie Will sagte, hin und wieder fanden sich darin
auch ein paar Fleischfasern. Der Haferbrei sättigte
einfach nur.
Er sehnte sich nach einem Bad und erkannte, wie
sehr er gelernt hatte, Sauberkeit zu genießen. Als
Kind der Orosini hatte er den Winter größtenteils ohne Bad überstanden und sich nicht daran gestört, aber
nun war er ein »zivilisierter« Mann und genoss heiße
Bäder, Massagen, Salben und Öle.
Er fragte Will, ob man ihm saubere Kleidung geben würde, und erfuhr, wenn jemand in Opardum
oder in Wächterstadt Kleidung für ihn kaufte und den
Kapitän des nächsten Schiffes bestach, das Gefangene oder Vorräte brachte, könnte er sie haben, solange
auch eine Bestechung für Zirga eingeschlossen war.
Tal erkannte, dass dies sehr unwahrscheinlich war,
und wusste nun, dass er mit dem zurechtkommen
musste, was er hatte, es sei denn, jemand starb. Dann
würde er vielleicht die Kleidung dieses Mannes erhalten, sagte Will, wenn sie nicht jemand bekam, den
die Wärter besser leiden konnten. Tal kämpfte jeden
Tag gegen die Verzweiflung an, denn er wollte nicht
ohne Kampf aufgeben und sterben. Er hatte verwundete oder gefangene Tiere gesehen, die aufgehört
hatten zu kämpfen, die sich einfach hinlegten und
sich vom Jäger töten ließen. Er würde kein solches
Tier sein. Er würde überleben.
Vierzehn
Koch
Tal erwachte.
    Im Fenster saß ein Vogel. Tal bewegte sich langsam, um das Tierchen nicht zu erschrecken. Er versuchte festzustellen, welche Art von Vogel es war,
konnte es aber nicht. Das Tier sah in etwa aus wie
die Bergfinken seiner Heimat, aber der Schnabel war
anders, länger und schmaler, und es hatte ein dünnes
weißes Band über den Flügeln, das den Bergfinken
fehlte. Tal versuchte, so nah wie möglich heranzukommen, aber als er sich der Fensterwand

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