Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5
Moment von
sich, denn sobald die Morgendämmerung auf dem
Weg war, würden auch, wie er hoffte, General Devrees und etwa sechzig Soldaten kommen. Er warf
einen Blick nach Osten und hoffte, einen ersten
Hinweis auf das Aufgehen der Sonne zu entdecken.
Er hatte keine Ahnung, wie spät es war, und er fragte
sich, wie lange sie wohl noch warten müssten.
Ein Geräusch hinter ihm bewirkte, dass er sich
umdrehte, und er setzte dazu an, sein Schwert zu ziehen. Aber eine leise Stimme sagte: »Nein.«
Er fand sich einem der Männer, die Servan mit
Grandy losgeschickt hatte, und einem Schwert gegenüber, das auf ihn zeigte. Als er in Godfreys Richtung schaute, sah er, dass ein anderer Soldat auch
seinem Kumpel eine Schwertspitze an die Kehle
hielt. Der Soldat vor ihm streckte die linke Hand aus,
und Jommy reichte ihm langsam sein Schwert. Als
der Mann es hatte, warf er es beiseite. »Beweg dich«,
befahl er.
Langsam trat Jommy unter den Bäumen hervor
und sah etwa sechzehn Mann, die auf das Lager zugingen. Grandy wurde von zwei Männern eskortiert,
die ihre Hände fest auf seinen Schultern hatten.
»Hallo im Lager!«, rief einer.
Sofort gaben die Wachen aus Salmater Alarm, und
der roldemische Soldat, der gerufen hatte, sagte:
»Wir wollen verhandeln!«
Als Jommy und Godfrey das Lager erreichten, waren alle zweihundert Mann aufgestanden, bewaffnet
und bereit zum Kampf. Servan und Zane wurden von
Süden gebracht. Der Anführer der Männer aus Salmater sah sich um und fragte: »Was soll das?« Er
war ein hochgewachsener, dunkelhaariger Soldat, der
erfahren wirkte und seiner Haltung nach ein Offizier
war.
Der Mann, der die Gruppe aus Roldem führte, sagte: »Ich werde keine Zeit verschwenden. Ein roldemischer General mit seinen Soldaten ist unterwegs,
um Euch zu vertreiben. Wir wollen keinen Anteil
daran haben. Wir stammen alle aus Olasko und hassen es, in ihrer Armee zu dienen. Wir haben in Opardum gegen sie gekämpft, und wir werden diese lächerlichen Uniformen aus Roldem nicht mehr tragen.« Er begann, demonstrativ seine Jacke auszuziehen. Er war untersetzt und blond, hatte einen ein paar
Tage alten grauen Bart und ein sonnenverbranntes,
ledriges Gesicht.
»Eine Armee ist auf dem Weg hierher?«
»Ja«, sagte der Soldat und warf seine Jacke zu Boden. »Wir wollen mit Euch nach Salmater gehen.«
»Warum sollen wir euch mitnehmen? Wir werden
Glück haben, unsere Köpfe zu behalten, sobald ich
berichte, dass dieser Überfall ein vollkommener
Fehlschlag war.«
»Kein vollkommener Fehlschlag«, sagte der Soldat. Er winkte, und Grandy wurde nach vorn gestoßen. »Das hier ist der Sohn des Königs, Prinz Grandprey, der hierhergeschickt wurde, um ein Soldat zu
werden. Denkt an das Lösegeld.«
»Prinz?«, fragte der Offizier. »Ihr erwartet von mir
zu glauben, dass der Sohn des Königs von Roldem
sich auf diesen Inseln herumtreibt?«
»Immer mit der Ruhe«, sagte der Soldat aus Olasko.
»Was habt Ihr denn schon zu verlieren? Wenn ich lüge,
schlagt Ihr mir in Salmater den Kopf ab. Wenn ich
die Wahrheit sage, werdet Ihr ein Held sein, und Euer König diktiert Roldem die Bedingungen.«
»Oder der Vater des Jungen schickt die gesamte
roldemische Flotte gegen uns«, sagte der Offizier.
»Aber das ist dann Sache Eures Hofes und des Hofes von Roldem, oder? Ich weiß nur Folgendes: Sie
erwarten etwas Großes, und die Armee wird nach
Roldem zurückgezogen. Deshalb haben sie auch die
halben Divisionen von Olasko nicht mehr aufgestockt. Meine Jungs und ich wollen damit nichts zu
tun haben. Wir sind Leute aus Olasko, und wir verstecken uns auf diesen Inseln, wenn es notwendig ist,
aber wenn Roldem einen Krieg mit Kesh oder einer
anderen Nation erwartet, soll ihn jemand anders ausfechten. Und wenn ein großer Krieg bevorsteht, wird
der König von Roldem sicher einfach das Lösegeld
zahlen und fertig.«
»Was ist mit den anderen Jungen?«
»Offiziere, behaupten sie. Könnten auch etwas
wert sein. Diese beiden« – er zeigte auf Zane und
Jommy – »haben etwas mit dem Hof von Kesh zu
tun, und dieser hier« – er zeigte auf Servan – »ist der
Vetter des Prinzen. Der andere Junge ist sein
Freund.«
»Bringt sie alle her«, sagte der Offizier. »Sollen
die Generale daheim in Micels Posten sich darum
kümmern.«
»Dann nehmt Ihr uns mit?«, fragte der blonde Soldat.
Der Offizier aus Salmater sagte: »Was soll ich mit
Verrätern? Tötet sie!«
Bevor die Soldaten aus Roldem reagieren konnten,
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