Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5
sich her, während zwei andere sich zu dem
Krieger umdrehten und ihn herausforderten. Plötzlich
wünschte er sich, es wäre Tag, denn er konnte an ihrer Hitzegestalt nicht erkennen, ob sie bewaffnet waren. Er wusste, dass die verzweifelten Frauen die
Jungen auch mit Nägeln und Zähnen gegen eine Rüstung und ein Schwert verteidigen würden und man
zwei erwachsene Dasati-Frauen nicht unterschätzen
durfte.
Er wollte unbedingt töten. Die Forderung nach
Blut auf seinem Schwert füllte seine Ohren wie ein
uralter Gesang, und er erkannte, dass es das Geräusch seines Herzens war, was er da vernahm.
Es wäre unbesonnen, direkt auf sie zuzureiten oder
die erste Frau mit seinem Varnin anzugreifen, während er mit dem Schwert nach der zweiten schlug.
Aber er wusste, welche er auch angreifen würde, die
zweite würde ihn beinahe mit Sicherheit anspringen
und versuchen, ihn aus dem Sattel zu ziehen.
Als verständigten sie sich allein durch Gedanken,
stellten sich die Frauen in gleichmäßigem Abstand
auf und zwangen ihn, eine von ihnen zu wählen. Im
letzten Moment lenkte Valko sein Varnin zum Rand
des Ufers, weg von der ersten Frau und immer noch
außerhalb der Reichweite der zweiten. Er verschwendete keine Sekunde, sie von unten her zu treffen, denn er wusste, dass sie sich unter dem Schwertschlag ducken und vielleicht seinen Stiefel packen
und ihn vom Pferd ziehen würde.
Er machte eine Finte, und als sie zum Ducken ansetzte, trat er ihr ins Gesicht. Dann sprang er von seinem Reittier, landete mit dem Stiefel auf ihrer Kehle
und zerdrückte sie. Er war nahe genug, um das tödliche Fauchen der zweiten Frau zu hören, die beinahe
mit Sicherheit wusste, dass sie sterben würde, das
aber in Kauf nahm, um ihre Jungen zu retten. Sie
duckte sich, und in der rechten Hand hielt sie eine
Klinge.
Valko konnte hören, dass nun auch die anderen
Reiter zum Ufer kamen, und wusste, dass sie in einem Augenblick an ihm vorbei sein und versuchen
würden, die dritte Frau und die Jungen einzuholen.
Sein Zorn darüber, beim Töten der Kinder nicht dabei sein zu können, erhöhte noch seine bereits beträchtliche Blutgier, also schlug er träge nach dem
Kopf der zweiten Frau, als interessiere ihn nicht, wie
gefährlich sie mit einem großen Dolch sein könnte.
Wie erwartet duckte sie sich und stieß den Dolch nach
der Stelle, wo sein Hals nicht von dem Brustharnisch
geschützt war, aber er hatte seine Bewegung nur als
Finte benutzt. Im letzten Augenblick drehte er die
Klinge nach unten, erwischte die Frau an der Schulter,
und statt seine Kraft zu benutzen, um ihr den Kopf
abzuschlagen, riss er nur hart die Klinge zurück und
verursachte ihr eine tiefe Wunde am Hals, aus der
Blut sprudelte. Sie machte einen taumelnden Schritt
auf ihn zu und brach dann in die Knie.
Ohne zu warten, bis sie fiel, eilte er um sie herum.
Andere Reiter kamen vorbei. Er erreichte sein Varnin,
stieg in den Sattel und wollte ihm gerade die Fersen in
die Seiten stoßen, als Hirea rief: »Valko! Warte!«
Der junge Kämpfer zog sein Tier herum, das Bedürfnis zu töten immer noch laut pochend in seiner
Brust. Er zitterte vor Erregung, aber er gehorchte, als
Hirea wiederholte: »Warte.«
Der alte Krieger kam an seine Seite, sein Tier dem
von Valko entgegengesetzt, sodass sie von Angesicht
zu Angesicht sprechen konnten. »Woher wusstest du
es?«
Valko konnte einfach keine Luft bekommen.
»Langsam und tief atmen, und wende deinen Geist
vom Töten ab. Du bist kein Tier. Du bist Dasati.«
Es fiel Valko schwer. Er wollte nichts so sehr, wie
hinter den anderen hereilen, die Versteckten finden
und zuschlagen und hacken, bis der Bach orangefarben von Blut war. Er biss die Zähne zusammen.
»Denk nach!«, rief Hirea, eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen er die Stimme hob. »Lass nicht
zu, dass ein Teil von dir deinen Geist überwältigt,
Valko! Der Geist muss immer zuerst kommen. Du
bist kein Tier. Und jetzt denk nach!«
Valko zwang die Aufmerksamkeit zu seiner Hand,
der, die die Zügel des Varnin hielt. Dann konzentrierte er sich auf das Zittern, das er in den Zügeln
spürte, als das Tier auf seinen nächsten Befehl wartete, bereit, dem Ruf der Jagd zu folgen, erregt von
dem Geruch nach Blut in der Luft. Er spürte, wie
sein Geist sich von der Aufmerksamkeit, die er dem
Tier schenkte, ausdehnte, über den Bach, über ihre
Umgebung, bis zu Hirea selbst. Schließlich steckte er
langsam das Schwert ein.
»Wir erhielten
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