Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
besonders kunstfertiger Magier geschaffen hat. Die Kraft musste allerdings in einem ziemlich großen Gebiet wirksam werden; nur so ließe sich das Sonnenlicht überhaupt spürbar vermindern.«
»Mir kam es so vor, als wäre es bei unserer Ankunft leicht bedeckt gewesen«, sagte James. »Aber ich habe nicht darauf geachtet, ob Wolken am Himmel über den Klippen waren oder nicht.«
»Das hier ist irgendwie unnatürlich«, betonte Kendaric.
»Aber aus welchem Grund sollte jemand das getan haben?«
»Vielleicht, um dafür zu sorgen, dass Dinge, die sonst nur nachts herumlaufen, das auch tagsüber tun können?«, überlegte Solon laut.
»Unser Frühstück sollten wir erst mal vergessen«, sagte James. »Wir müssen sofort los und uns mit dieser Hexe unterhalten.«
Und ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, begann James auf den Berggipfel auf der anderen Seite des Dorfes zuzumarschieren, unter dem sich die Witwenspitze befand.
Als sie durch das Dorf gingen, sahen sie Toddy von seiner Schänke herbeieilen. »Ihr da!«, rief er grinsend, als er James und seine Gefährten sah. »Ihr habt die Nacht tatsächlich überlebt!«
James lächelte. »Überleben ist etwas, das wir sehr gut können. Aber Ihr scheint in Eile zu sein.«
Das Lächeln auf dem Gesicht des Bürgermeisters war plötzlich wie weggewischt. »Die Tochter von Bauer Merrick ist krank, und er hat bei sich zu Hause ein paar Leute aus dem Dorf versammelt. Ich glaube, sie führen nichts Gutes im Schilde.«
James warf Jazhara einen Blick zu; ihre Antwort war ein knappes Nicken. Sie hielten mit dem beleibten Schänkenwirt Schritt, der so schnell dahineilte, wie seine Leibesfülle es gestattete.
Vor der Tür von Bauer Merricks Haus hatten sich ein halbes Dutzend Männer aus dem Dorf und ungefähr genauso viele Frauen versammelt. Der Bauer und seine Frau standen im Türrahmen. »Wir müssen etwas tun«, sagte gerade ein rotgesichtiger, untersetzter Mann. »Das geht jetzt schon viel zu lange so!«
Toddy schlängelte sich durch die versammelten Menschen hindurch. »Was ist hier los?«
»Wir werden uns jetzt endlich um die Hexe kümmern, Toddy!«, brüllte der rotgesichtige Mann.
»Na, na«, sagte Toddy und hob die Arme. »Lasst uns nichts überstürzen. Dieser junge Mann hier« – er deutete auf James –»ist ein Abgesandter der Krone. Er wird sich jetzt dieser Angelegenheit annehmen.«
Schlagartig verstummten alle Gespräche, und alle Augen wandten sich James zu. Der warf Toddy einen düsteren Blick zu, ehe er sagte: »Nun gut. Ja, wir sind im Auftrag der Krone unterwegs, und was hier in letzter Zeit vorgegangen ist, hat sehr wohl Bedeutung für Seine Hoheit. Also, wer kann mir sagen, was eigentlich geschehen ist?«
Augenblicklich begannen alle gleichzeitig zu sprechen.
James hob die Hand. »Wartet. Immer langsam, einer nach dem anderen.« Er deutete auf den rotgesichtigen Mann, der gegen die Hexe gewettert hatte, als sie angekommen waren, und sagte: »Du da – sprich! Sag, was du zu sagen hast!«
»Meine Kühe sind krank geworden!«, rief der Mann.
Dann bemerkte er, dass er die anderen nicht mehr übertönen musste, und er senkte die Stimme ein bisschen.
»Meine Kühe sind krank geworden, und daran ist diese Hexe schuld. Sie hat sie verflucht, damit sie langsam zugrunde gehen.«
Eine Frau in der Menge meldete sich zu Wort. »Und das Tageslicht verschwindet jeden Tag ein bisschen mehr.
Jeden Morgen geht die Sonne ein bisschen später auf, und jeden Abend geht sie ein bisschen früher unter. Und der Sonnenschein, den wir haben, der ist – ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, aber seht Euch doch um, er ist irgendwie anders. Schon bald werden wir überhaupt kein Tageslicht mehr haben. Und Ihr wisst, was das bedeutet!«, schluchzte die Frau.
Gemurmel erhob sich in der kleinen Menschenmenge.
James hob die Hand, um für Stille zu sorgen.
Der Bauer namens Merrick meldete sich zu Wort; er stand noch immer im Türrahmen. »Nicht nur unsere Kühe sind krank. Auch unser kleines Mädchen ist schwer krank.«
James schaute Merrick an. »Was hat das Mädchen denn?«
»Sie ist verflucht«, rief eine Frau, die am Rande der Gruppe stand, die sich im Hof versammelt hatte.
»Dürfte ich sie einmal sehen?«, fragte Jazhara.
»Wer seid Ihr?«, fragte die verzweifelt aussehende Frau neben Merrick. Ihr Gesicht war eingefallen und blass.
»Ich bin Prinz Aruthas persönliche Ratgeberin in allen Angelegenheiten, die mit Magie zu tun haben«, antwortete
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