Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Titel: Feist, Raymond - Krondor-Saga 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Traenen der Götter
Vom Netzwerk:
gelähmt nach unten; erst als James die Klinge zurückzog, weiteten sich seine Augen vor Schmerzen. Dann verdrehte er sie. Doch statt hinzufallen, blieb er weiter aufrecht stehen. Sein Kopf hing schlaff herab, der Mund stand offen, und eine tiefe, fremdartige Stimme erklang: »Auch wenn unser Diener tot ist, so bleibt unsere Macht doch ungeschwächt. Spürt den bitteren Geschmack des Bösen … und spürt die Verzweiflung.«

    Der Priester brach zusammen, und James wirbelte herum, bereit, sich dem nächsten Angriff zu stellen. Doch es erfolgte kein Angriff. James sah die Dorfbewohner herumstehen und verwirrt blinzeln. Einige schauten einander an, andere musterten Kendaric, Solon oder Jazhara, und dann begannen alle durcheinander zu reden.
    »Was ist geschehen?«
    »Wie sind wir hierher gekommen?«
    »Warum blutest du?«
    James hob die Hand. »Ruhe!«, rief er, so laut er konnte.
    Das Stimmengewirr ebbte ab. »Dieser Mann hier war kein Sung-Priester«, fuhr James fort. »In Wirklichkeit war er ein Agent jener Finsternis, die er angeblich bekämpft hat. Er hat dafür gesorgt, dass ihr die wahre Quelle des Bösen nicht erkennen konntet.«
    Eine der Frauen in der Menge schrie plötzlich auf. »Die Sonne!«, rief sie und deutete auf die Morgensonne.
    James drehte sich um. Es war noch dunkler geworden.
    »Es wird schon bald Nacht werden«, sagte er und versuchte gar nicht erst zu erklären, was er nicht erklären konnte. »Geht in eure Häuser und verbarrikadiert die Türen. Wir werden uns um die ganze Angelegenheit kümmern.«
    Die Dorfbewohner flohen. Einige mussten sich von ihren Freunden helfen lassen, weil sie Bekanntschaft mit Jazharas Stab oder Solons Kriegshammer gemacht hatten und noch benommen waren, aber James stellte erleichtert fest, dass der einzige Leichnam in dem Raum der von Rowland war.
    Kendaric wirkte verängstigt, aber er schien zumindest nicht die Fassung verloren zu haben. Er klopfte sich den Schmutz aus den Kleidern, als sich alle um James versammelten.
    »Hat jemand von euch gehört, was er gesagt hat?«, fragte James.
    »Nein«, antwortete Kendaric. »Ich war zu sehr damit beschäftigt, mich gegen den Angriff zu wehren.«
    »Ich habe zwar gehört, dass er etwas gesagt hat, aber ich weiß nicht, was es war«, erklärte Jazhara.
    »Ich habe es gehört«, sagte Bruder Solon. »Er war ein Agent der Finsternis, daran besteht kein Zweifel. Dass er in der Verkleidung eines Dieners von Sung, dem Reinen, auftreten konnte, ist beunruhigend. Selbst ein falsches Symbol wie das, das er getragen hat, sollte von einem Diener des Bösen eigentlich kaum hinzunehmen sein.«
    »Wir haben es hier mit überaus mächtigen Feinden zu tun«, sagte James. »Ich habe diese Stimme schon einmal gehört.«
    »Und wann war das?«, fragte Jazhara.
    »Vor vielen Jahren, aus dem Mund eines Dieners von Murmandamus.«
    »Aber Murmandamus wurde vernichtet«, sagte Jazhara.
    Dann warf sie Solon und Kendaric einen Blick zu; sie war sich nicht sicher, ob sie noch mehr sagen sollte. Da sie die neue Hofmagierin von Arutha war, hatte James ihr einiges darüber erzählt, wie der falsche Moredhel-Prophet von Arutha getötet worden war. Sie wusste auch etwas über die jüngsten Unruhen im Düsterwald, über die Gerüchte, dass er angeblich immer noch am Leben war.
    James nickte. »Ich weiß das sehr wohl. Aber selbst wenn wir es möglicherweise nicht mit diesem schwarzen Herz zu tun haben, dann haben wir gewiss jemanden vor uns, der fast ebenso mächtig ist. Und das bedeutet, dass wir es mit etwas zu tun haben, das weit gefährlicher ist, als wir ursprünglich gedacht hatten.«
    »Dass das Ganze gefährlich ist, habt Ihr gewusst, seit wir Euch davon erzählt haben, dass unser Schiff überfallen wurde«, sagte Solon. »Ihr werdet Euch doch wohl jetzt nicht zurückziehen?«
    »Nein«, sagte James und warf einen Blick zu der immer dunkler werdenden Sonne. »Und schon gar nicht jetzt. Ich kann spüren, wie die Dinge sich entwickeln, und ich glaube, wir sind alle verloren, wenn wir zu lange zögern.«
    Er bemerkte, dass er immer noch seine Waffen in den Händen hielt, und steckte sie wieder ein. »Wir haben keine Zeit, um Verstärkung anzufordern, und wir wissen auch nicht, ob William weiterhin Erfolg damit haben wird, Bär von hier fern zu halten. Ich glaube, die ganze Angelegenheit wird sich – auf die eine oder andere Weise –
    binnen der nächsten beiden Tage erledigen.«
    »Und was jetzt?«, fragte Kendaric und verschränkte dabei die

Weitere Kostenlose Bücher