Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
seinen Kopf führte, erkannte er plötzlich das Muster. James’ Klinge schoss nach oben, lenkte den ersten Hieb ab, dann blockte er rechts, dann tief rechts und dann quer vor der linken Seite seines Körpers, wobei er sich leicht drehte. Das Geräusch von Stahl auf Stahl dröhnte durch den Raum; James wusste, dass er die Angriffe dieser Kreatur höchstens für ein oder zwei Minuten abblocken konnte. Und er versuchte nicht daran zu denken, was geschehen würde, sollte die Kreatur das Muster ihrer Hiebe ändern.
Jazhara versuchte es mit einem anderen Zauberspruch, aber auch der zeigte keine Wirkung. Daher machte sie einen Satz nach vorn, den Stab hoch über den Kopf erhoben, als wollte sie versuchen, die vielfältigen Schwerthiebe abzuwehren. Erst in der allerletzten Sekunde ließ sie ihre rechte Hand zu ihrer linken rutschen, sodass sie den Stab jetzt wie eine lange Keule hielt. Sie schlug mit aller Kraft auf den gleichen Fuß ein, den Solon bereits beschädigt hatte, und wurde von dem Geräusch brechender Knochen belohnt.
Sie schaffte es gerade noch, den Kopf auf den Schultern zu behalten, bekam aber einen langen, üblen Schnitt an der rechten Schulter ab. Das Blut begann aus der Wunde zu strömen, als sie zur Seite hin auswich, und dann war Solon wieder da, ging auf den gleichen Fuß los.
Die Kreatur schlug zu, und Solon wurde von einer Schwertspitze auf die Brustplatte getroffen. Die Rüstung hielt, doch die Wucht des Schlages war so groß, dass er rücklings zu Boden ging. Die Kreatur setzte nach, und es war klar, dass der Mönch nicht mehr rechtzeitig auf die Beine kommen würde.
Kendaric schaute in stummem Entsetzen zu, wie sich die Kreatur immer weiter auf den Mönch zubewegte. Jazhara versuchte, das Skelett von der Seite her anzugreifen, wurde jedoch von einem seitwärts geführten Schwerthieb zurückgetrieben. Jetzt hatte die Kreatur Solon fast erreicht.
Kendaric stieß sich von der Wand ab, an der er sich zusammengekauert hatte. Mit einem Satz stellte er sich zwischen Solon und den Skelettkrieger und schlug mit seiner Klinge wild in alle Richtungen.
»Nein!«, schrie der untote Magier. »Töte ihn nicht!«
Die Kreatur zögerte. Solon rollte sich zur Seite, erhob sich auf die Knie und stand dann ganz auf, den Kriegshammer bereits wieder hoch erhoben. Er legte alle Kraft, die er aufbringen konnte, in diesen Schlag – und zerschmetterte der Kreatur den linken Fuß.
Als Kendaric und Solon sich wieder zurückzogen, versuchte die Kreatur, sich vorwärts zu bewegen. Sie schwankte und fiel dann vornüber, landete krachend zu Solons Füßen auf dem Boden. Kendaric zögerte nur eine Sekunde, langte nach unten und packte den Rand des verzierten Helms der Kreatur. Er riss den Helm weg – und im gleichen Augenblick schlug Solon noch einmal mit seinem Hammer zu, getrieben von der Kraft der Verzweiflung.
Ein trockenes Krachen erfüllte die Halle, als der Schädel der Kreatur zerbarst. Das Skelett wurde schlaff, die Knochen sanken rasselnd auf dem Steinfußboden zusammen.
Jazhara näherte sich bereits der Kreatur, mit der James es zu tun hatte. »Ich könnte ein bisschen Hilfe gebrauchen«, erklärte der ehemalige Dieb. Er war völlig nass geschwitzt, und seine Arme wurden allmählich schwer, aber er konnte die Hiebe des Kriegers noch immer erfolgreich abblocken.
Solon drehte sich zu dem untoten Magier um. »Wir haben keine Zeit zu versuchen, den anderen Krieger auch irgendwie zu Fall zu bringen«, sagte er zu Kendaric.
Kendaric nickte und packte sein Schwert fester.
Sie gingen auf den untoten Magier zu, der eine Hand in die Höhe reckte. Ein Blitz aus weißer Energie schoss auf Solon zu, der es gerade noch schaffte, zur Seite hin auszuweichen. Kendaric rannte los und spießte die Kreatur mit seinem Schwert auf.
Der untote Magier schaute geringschätzig nach unten.
»Du kannst mich nicht vernichten, mein Junge«, sagte er; gleichzeitig schoss seine Knochenhand vor, und er packte Kendaric am Arm. »Und jetzt hab ich dich!«
»Solon!«, rief der Gildenmann verzweifelt. »Er will einfach nicht sterben!«
Jazhara versuchte, den zweiten Skelett-Krieger abzulenken, um James eine Atempause zu verschaffen. Sie drehte sich um und rief: »Er muss seine Seele in einem Gefäß untergebracht haben!«
Solon zögerte einen Augenblick. »Und wo soll das sein?«, brüllte er dann.
Jazhara ließ ihren Blick hektisch durch den Raum schweifen. »Es könnte überall sein. Es könnte sich in einem anderen Raum befinden …
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