Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
Kendaric.
James’ Antwort kam leise. »Wir verbrennen es. Wir verbrennen alles, was sich hier befindet.« Er eilte zu einem Wandregal, auf dem sich dickleibige Bücher und Schriftrollen stapelten, packte es und warf es um. Auf dem Arbeitstisch in der Nähe des Regals stand eine kleine Kohlepfanne. James hob sie hoch und schwang sie in großem Bogen. Flammen und glühende Kohlestückchen regneten auf das Papier auf dem Fußboden herab. Das Feuer breitete sich rasch aus.
»Seht mal hierher!«, rief Kendaric.
Sie drehten sich um und sahen, dass der Gildenmann eine weitere Perle gefunden hatte. Doch im Gegensatz zu der anderen war diese hier durchsichtig, und in ihrem Innern konnten sie ein Bild von Haldenkopf erkennen.
»Dies ist ein magisches Gerät, mit dem man sehen kann, was an anderen Orten geschieht«, sagte Jazhara.
Das Bild änderte sich. Jetzt konnten sie die Witwenspitze und die Hütte der alten Frau namens Hilda sehen.
»Könnte das das Ding sein, das verhindert, dass mein Zauber wirkt?«, fragte Kendaric.
»Ja, ich glaube schon«, sagte Jazhara. »Dieses Ding hier erzeugt ein großes magisches Feld in dem Gebiet, das gerade beobachtet wird. Dabei wird nicht jede Art von Magie abgeschwächt, aber dieses Ding könnte dazu benutzt worden sein, ganz besonders Euren Zauber nicht wirksam werden zu lassen, solange sie Euch nicht in ihrer Gewalt haben.«
Hinter ihnen breiteten sich die Flammen immer weiter aus. »Was machen wir jetzt damit?«, fragte James.
Jazhara nahm die große Perle und warf sie ins Feuer.
»Das.«
»Gut«, sagte James. »Wir sollten jetzt gehen. Nehmt Fackeln und steckt alles in Brand, was sich irgendwie entzünden lässt, während wir verschwinden.«
»Was ist, wenn die Goblins etwas dagegen haben?«, fragte Kendaric.
Solon machte trotz seiner Wunden noch immer einen entschlossenen Eindruck. »Nun, wenn die Gefangenen sie auf ihrer Flucht noch nicht erledigt haben, dann müssen wir es eben selbst machen, oder?«
James nickte. »Kommt. Lasst uns gehen und ein Schiff heben.« Und sie machten sich auf den Weg zurück zur Oberfläche.
Achtzehn
Die Träne der Götter
Die Sonne stand bereits tief über dem westlichen Horizont, als sie die Höhle verließen.
»Könnt Ihr das Schiff heben?«, fragte James Kendaric.
»Jetzt?« Der junge Mann schüttelte den Kopf. »Ich kann es versuchen, aber ich dachte eigentlich, dass wir lieber bis morgen warten sollten, nach allem, was wir durchgemacht haben.«
»Nun, ehrlich gesagt bin ich nach allem, was wir durchgemacht haben, nicht in der richtigen Stimmung, noch länger zu warten. Bär treibt sich irgendwo da draußen rum, und wir sollten sehen, dass wir so schnell wie möglich die Träne finden und nach Krondor zurückbringen.«
Solon nickte; er blutete aus mehreren kleinen Wunden.
Auf ihrer Flucht waren sie ein paar Dienern des toten Gerippes begegnet – zwei Goblins, die sich sofort auf sie gestürzt hatten, und zwei weiteren Skelettkriegern. Und sie waren auf ihrem Weg zurück an die Oberfläche auch auf das Chaos gestoßen, das über andere Diener der Schwarzen Perle hereingebrochen war. Es gab nicht den geringsten Zweifel daran, dass die fliehenden Gefangenen in der Rüstkammer bei den Unterkünften Waffen gefunden hatten, und sie waren mit denjenigen, die sie aufzuhalten versucht hatten, nicht besonders nett umgegangen.
Jazhara strich sich über die behelfsmäßige Kompresse, die sie sich angelegt hatte, um die Blutung an ihrer Schulter zu stillen. »Ich fürchte, dass unsere Chancen nicht sehr gut stehen, wenn es jetzt noch Probleme geben sollte«, sagte sie.
James gab den anderen ein Zeichen, dass sie aus dem Felsengewölbe herauskommen sollten. »Unsere Chancen standen schon die ganze Zeit über nicht sehr gut«, sagte er.
»Aber wir haben Glück gehabt.«
»Glück ist das Ergebnis harter Arbeit«, sagte Solon.
»Zumindest hat mein Vater das immer gesagt.«
»Trotzdem werde ich Ruthia ein großes Opfer darbringen, wenn ich nach Krondor zurückkomme«, bemerkte James. Er hatte schon immer eine besondere Beziehung zur Göttin des Glücks gehabt, die auch die Schutzgöttin der Diebe war. Leise murmelnd fügte er hinzu: »Auch wenn sie manchmal ein launisches Miststück ist.«
Solon, der die Bemerkung sehr wohl mitbekommen hatte, gluckste leise.
Als sie das Ende des felsigen Vorgebirges erreichten, setzte Kendaric zu einer Erklärung an. »Wenn alles klappt, wird das Schiff vom Meeresgrund aufsteigen, und es wird sich
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