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Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Welsh
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stehen und deutete auf ein etwas heruntergekommen aussehendes Haus. »Das ist es«, sagte sie.
    Wie die anderen Häuser in dieser Straße hatte auch das von Alice eine Veranda mit einem prächtigen schmiedeeisernen Geländer und eine Aura von schäbiger Eleganz, aber bei keinem zweiten verbanden sich diese beiden Dinge zu einer solchen Wirkung.
    Die Vordertür ging auf. »Felicity, meine Liebe, du kriegst ein Geschwisterchen.«
    Felicity war verblüfft. Wieso wusste Alice das bereits?
    »Deine Mutter ist schwanger?«, fragte Henry.
    Felicity nickte.
    »Trödelt nicht rum, kommt rein«, befahl Alice. Henry war erstaunt darüber, wie flink die alte Dame sich bewegte: Sie flitzte nur so durch den Flur.
    Henry zwängte sich vorbei an einem Garderobenständer voller Kleider, Spazierstöcke, Regenschirme, Klapphocker und Apfelpflücker und an einer großen Vitrine mit ausgestopften Tieren, die sonderbarerweise als Meerjungfrauen verkleidet waren. An der Wand gegenüber hingen alle möglichen Hüte, oft mehrere übereinander an einem einzigen Haken. Neben dem Eingang zum Wohnzimmer standen eine sehr große, stark ramponierte Arche Noah und eine Spiegelkommode, auf der alte, angeschlagene Tassen und Krüge aufgereiht waren. Bilder bedeckten jedes freie Fleckchen Wand, gerahmte Landkarten, Fotos, Ölbilder, Porträts, Drucke und Skizzen.
    Henry war begeistert. »Schau dir das an«, rief er. »Ich glaube, das ist eine Statue des sumerischen Gottes Enki. Und das Bild da stammt aus Griechenland, oder? Da sind doch Najaden drauf. Das sieht ganz schön alt aus – es wundert mich, dass eine Privatperson so was besitzen darf.«
    Alice sah ihn amüsiert und zugleich ein bisschen pikiert an. »Du bist ganz schön gebildet für dein Alter«, bemerkte sie.
    Henry errötete leicht, aber er konnte nicht aufhören, all die sonderbaren Dinge anzustarren. »Ich hab ein gutes Gedächtnis«, erklärte er. »Sachen, die ich mal gesehen habe, vergesse ich nicht so leicht.«
    Er wandte seine Aufmerksamkeit Alice zu und Felicity beobachtete ihn nachdenklich. Das rosige Gesicht der alten Dame hatte Runzeln und tiefe Furchen, aber ihre forschenden blauen Augen funkelten ungewöhnlich lebhaft.
    »Wer ist denn dieser junge Mann, Felicity?«, fragte Alice. »Willst du ihn mir nicht vorstellen?«
    Felicity streifte ihren Mantel ab. »Alice, das ist Henry Twogood. Er hat mir angeboten, mich nach Hause zu begleiten, weil … na ja, weil –«
    Offensichtlich wollte Felicity nicht, dass Alice von ihrem Ärger mit George erfuhr, darum kam Henry ihr zu Hilfe. »Ich hab gehört, bei Ihnen gibt es immer köstlichen Kuchen«, sagte er. »Für Kuchen tu ich fast alles.«
    Alice lachte und streckte ihm eine sehr blasse Hand hin. Ihr Händedruck war überraschend kräftig.
    Felicity setzte in der Küche Teewasser auf.
    »Sieh dir ruhig alles an«, sagte Alice zu Henry und nahm in einem Sessel Platz. »Es ist lange her, dass sich jemand für meinen alten Krempel interessiert hat.«
    Henry ließ sich das nicht zweimal sagen. »War das Ihre Maschine?«, fragte er und zeigt auf ein Foto, das eine jüngere Alice in einer ledernen Fliegerkombi neben einem Doppeldecker zeigte. »Haben Sie alle diese Sachen so gesammelt? Indem Sie in der Welt herumgeflogen sind?«
    »Ja, ich war schon in ziemlich vielen verschiedenen Ländern.«
    »Eine tolle Sammlung. Aber wie haben Sie bloß die Zeit gefunden, das alles hierherzuschaffen?« Alice lächelte. Er öffnete eine Blechdose voller Kieselsteine. »Als Sie jung waren, gab es doch noch die Gentry, oder?«, fragte er.
    »Henry!«, rief Felicity aus der Küche entsetzt. »Weißt du nicht, dass es total unhöflich ist, auf das Alter einer Dame anzuspielen?«
    »Das ist schon in Ordnung«, sagte Alice. »Ich weiß, wie alt ich bin. Natürlich habe ich die Gentry noch erlebt.«
    »Haben Sie auch Felicitys Großvater gekannt, den berühmten Rafe Gallant?«
    Alice wirkte beunruhigt. »Felicitys Eltern reden nicht viel über die Geschichte ihrer Familie. Du kannst dir bestimmt denken, warum.«
    »Was für ein Rafe?«, rief Felicity aus der Küche, wo der Teekessel vor sich hin pfiff.
    Alice ignorierte die Frage. Sie beugte sich vor und begann, Henry zu verhören. »Du gehst also auch auf die Priory Bay?«
    »Ja, ich hab ein Stipendium. Und meine Mutter arbeitet in der Kantine, damit uns das restliche Schulgeld erlassen wird.«
    »Ich glaube, dass es mit manchen Mitschülern dort ziemlich schwierig ist, stimmt’s?«
    Felicity lugte

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