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Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Welsh
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Käsepommes kommt es darauf an, dass die Kartoffeln nicht zu heiß sind, wenn man den Käse drauftut«, erklärte Henry. »Nur so kriegen sie den richtigen Käsegeschmack.«
    Felicity probierte. Es schmeckte erstaunlich gut.
    Henry nickte ernst. »Ein Essen für die Götter.«
    Felicity setzte sich neben ihn auf das Mäuerchen. »Miranda Blake hat gesagt, die Sturmwolke kommt«, erzählte sie. »Es klang so, als würde sie sich darüber freuen.«
    Henry schnaubte und wedelte abfällig mit einem Kartoffelschnitz. »Typisch Blake.«
    »Warum machen bloß alle so ein Getue um diese Wolke?«, fragte Felicity. »Hast du was davon gehört, dass das Wetter besonders schlecht werden soll?«
    Henry sah sie nachdenklich an. »Deine Eltern reden wirklich nicht viel über die Gentry, oder?«
    Felicity runzelte die Stirn. Was hatte das eine mit dem anderen zu tun? »Nein«, sagte sie. »Ich glaube, sie finden das alles ein bisschen anrüchig.«
    Henry lachte. »Ja, so kann man es auch sehen.« Er knüllte die leere Tüte zusammen und warf sie zielsicher in einen mit Holzlatten verkleideten Abfallkorb. »Komm mit«, sagte er. »Wenn wir uns beeilen, sind wir gerade rechtzeitig vorn auf der Landspitze.«
    Felicity sah ihn verständnislos an. »Rechtzeitig wofür? Ich muss nach Hause. Meine Eltern fragen sich bestimmt, wo ich bin.«
    »Wissen deine Eltern überhaupt, wie lang so eine Taktikbesprechung dauert?«, fragte Henry.
    »Nein, wahrscheinlich nicht.« Felicity war in ihrem ganzen Leben noch nie ohne Erlaubnis ihrer Eltern draußen herumgestreunt.
    »Jetzt komm schon, sonst verpassen wir’s. Von der Landspitze hat man die beste Aussicht.«
    »Die beste Aussicht auf was?«, fragte Felicity und hastete hinter ihm her.
    »Da geht’s lang.« Henry deutete auf eine Gasse. »Ich kenne eine Abkürzung.«



Drittes Kapitel
    D
as Städtchen ruhte erwartungsvoll unter dem schweigenden Himmel. Die Häuser schmiegten sich an die Klippe, die in einem Halbkreis die Bucht einfasste. Unten am Hafen drängten sich weiße Fischerhäuschen. Weiter oben sah man Villen, immer größer und prächtiger, je höher man hinaufstieg. Und ganz oben thronten im Westen das Herrenhaus und im Osten das Priory Bay College.
    Das Wetter schlug um. In der Ferne ballten sich schwarze Wolken zusammen. Ruhe und Frieden hüllten die Stadt ein, die Luft war stickig und warm. Keine Blätter rauschten mehr in den Bäumen, kein Vogel sang. Der Luftdruck war gefallen und das Gefühl von Verheißung lag über allem.
    Nur eine einsame Möwe flog über den Strand zur Landspitze, wo ein kräftiger Wind blies, und segelte weiter aufs Meer hinaus, das sich bis zum Horizont erstreckte. Die Gischt leuchtete weiß auf den Wellenkämmen, frisch und kalt sprühte salziger Dunst in die Luft. Und dann tauchte ganz plötzlich das größte Schmugglerschiff aller Zeiten auf.
    Die Sturmwolke kam.
    Sie schnitt wie ein Messer durch die grün schimmernde See. Die Wellen klatschten an ihren prächtigen hölzernen Rumpf, der turmhoch über dem Wasser aufragte. Das Schiff war riesig – hundert Meter hoch und mehr als achtzig Meter lang. Man fühlte seine Gegenwart, als wäre es nicht bloß irgendein Ding, sondern ein Lebewesen. Es stand unübersehbar groß da und zog die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich, hielt ihn gewaltsam fest. Die Sturmwolke war Ehrfurcht gebietend großartig, so imposant, dass alles um sie herum zu verblassen schien.
    Das Ächzen von Deck, Rumpf und Masten schallte übers Wasser. Lose Blöcke schlugen wild gegeneinander, unbefestigte Segel knatterten hin und her und erfüllten die Luft mit einem Getöse, das vom dumpfen Klatschen der Wellen übertönt wurde, wenn der Bug des Schiffs in die aufgewühlte See vorstieß. Wasser spülte übers Deck und floss in Sturzbächen aus weißem Schaum wieder ab. Die Mannschaft arbeitete wie besessen – von der Sonne verbrannte, wettergegerbte Kerle, verschwitzt und verdreckt, jeder ein Meister in seinem Fach. Das Wetter wurde immer rauer, aber sie johlten und krakeelten nur noch mehr, als verhöhnten sie trotzig die wilde See.
    Im Hafen von Wellow hatten sich eine Menge Leute eingefunden. Die Nachricht hatte sich herumgesprochen – in so einem Städtchen verbreiten sich Neuigkeiten schnell. Die Schar der Zuschauer stand am Kai und blickte gespannt schweigend hinaus aufs Meer.
    Die Sturmwolke kam. Und Felicity Gallants Leben sollte sich damit von Grund auf verändern. Sie selbst wusste davon noch nichts, aber es gab Leute

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