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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Futterdarreichung und erbitterter Kämpfe um den
Platz auf dem Lieblingssessel etwas nachhelfen mußte. Und er war es auch, der
mir die bitternötigen Streicheleinheiten nach geschlagenen Schlachten zuteil
werden ließ, der mich aufmunterte in trostlosen Tagen und mir Geborgenheit gab
in einer Welt voller Grauen und Wahnsinn. Ja, Gustav war es, der mich in den
Mittelpunkt seines Lebens stellte und sich mit der Rolle des Dieners zufrieden
gab.
    Um so bedrückender war es jetzt, mit ansehen zu
müssen, wie der treue, wenn auch ziemlich beschränkte Gefährte an einem Punkt
seines Daseins angelangt zu sein schien, wo es tatsächlich nicht mehr
weiterging. Weder halfen jetzt Abstiege in die Niederungen des
Internet-Verkaufs von Tinnef made in Bangladesch noch verzweifelte Anrufe bei
Museen in aller Welt, daß man ihn doch wenigstens als Touristenführer über die
Sommersaison beschäftigen möge. Es war der Tag, an dem wegen unbezahlter
Rechnungen die Telefonleitung gekappt zu werden drohte, der Tag, an dem Gustav
endgültig in Konkurs ging. Für einen weiteren Selbstmordversuch war er einfach
zu alt und für einen Neubeginn ebenfalls. Trotz des überwältigenden
Sonnenscheins trübte der Schatten einer schwarzen Wolke unser Gemüt.
    Ich war hin- und hergerissen zwischen den
Verlockungen da draußen und dem Pflichtgefühl, Gustav in seiner schwersten
Stunde beizustehen. Ich sah ihn im Arbeitszimmer am Schreibtisch mit
versteinertem Gesicht ins Leere starren. Wieder kämpften zwei gegensätzliche
Impulse in mir. Was sollte ich tun? Schnell hinauslaufen, wie es meinem Plan und
meiner Natur entsprach, und beim Flirt mit einer spitzohrigen Schönen alles zu
vergessen suchen? Oder um die Beine meines gescheiterten Freundes streifen, um
ihm auf meine Weise Trost zu spenden? Doch was würde das an der schlimmen Lage
ändern?
    Das Telefon läutete. Offenkundig hatte bei der
Telefongesellschaft irgendeiner geschlafen und gnädigerweise den Rückstand
übersehen. Noch! Gustav ließ den Apparat weiterläuten und stierte immer noch
wie in Kunstharz gegossen aus dem Fenster. In dem hereinflutenden Gegenlicht
wurde er zum Scherenschnitt eines traurigen Buddhas. Das Telefon läutete
schrill und grausam weiter, und ich war versucht, hinzujagen und den blöden
Hörer selbst vom Apparat zu reißen, um Ruhe einkehren zu lassen.
    Endlich nahm Gustav mit einer unerträglich
langsamen Bewegung ab. Er wirkte immer noch wie betäubt, als er den Hörer ans
Ohr führte und das Gehörte abwesend und leise mit »Hmm … hmm … hmm« und »Ja …
ja … ja«
    kommentierte. Gewöhnlich rief ihn niemand an, und
wenn, dann nur, um schlechte Nachrichten zu übermitteln.
    Vielleicht hatte die Schlafmütze bei der
Telefongesellschaft ihren Fehler bemerkt und teilte mit, daß man die Leitung
augenblicklich sperren würde.
    Da schien in Gustav etwas vorzugehen. An der
Haltung des traurigen Buddhas zeigten sich spektakuläre Veränderungen. Der
massive Oberkörper richtete sich sukzessive auf, beugte sich nervös vor und
zurück, als konzentriere er sich scharf, der Melonenkopf schnellte hin und her
und nickte wie verrückt, und das aufgeschwemmte Gesicht wurde von tausend
Zuckungen heimgesucht. Mein Gott, man verkündete doch nicht gerade die
Einführung der Todesstrafe durch die Giftspritze für säumige Zahler!
    Dann stand er auf und machte die Andeutung einer
Bewegung, die dem Salutieren verdammt nahe kam. Zum Abschluß des Gesprächs
sagte er erneut »Hmm … hmm … hmm« und »Ja … ja … ja«, diesmal allerdings
geradezu euphorisch. Vermutlich hatte die Zwickmühle des Lebens ihm endgültig
den Verstand geraubt.
    Er stand noch lange reglos da, nachdem er aufgelegt
hatte. Den Rücken mir zugewandt, eine hünenhafte Silhouette in der von
Staubpartikeln verwirbelten Helligkeit des Fensters, umrahmt von den bis an die
Decke reichenden Regalen an jeder Wand mit mindestens zweitausend Büchern und
Bildbänden. Ein geschlagener König in seinem Reich, aus dem er bald vertrieben
würde.
    Und mit ihm wohl auch ich. Ach, ich hätte in Tränen
ausbrechen mögen – vornehmlich über mich selbst, betrachtete ich doch dies
Reich und den einen Quadratkilometer drum herum mehr als mein eigen denn als
seins.
    Plötzlich wandte sich Gustav mit einer eleganten
Drehung zu mir, und ich befürchtete schon, er würde abscheuliche Fratzen
ziehen, zu blöken beginnen oder sonst etwas Ähnliches veranstalten, wie man es
von vor Kummer Übergeschnappten erwartet … Aber

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