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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Treiben nicht zwei
Tage lang über mich ergehen lassen, um jetzt einen Rückzieher zu machen.
Darüber, daß ich in meiner tollwütigen Neugier auch Antonio der Gefahr
aussetzte, machte ich mir natürlich schon ein paar Gedanken. Aber hatte er
nicht vorgestern »Ich möchte bei dir in die Lehre gehen, ja, möchte dein Dr.
Watson sein« gesagt?
    Lehrjahre waren eben keine Herrenjahre!
    »Und du bist dir ganz sicher, daß hier nicht
irgendwo zufällig ein paar Schwimmflügel herumliegen?« rief ich Antonio durch
den heulenden Sturm zu.
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Gruselige Gegend«, sagte er. »Sieht verdammt nach
einer Mutprobe für echte Männer aus.«
    »Aber, il mio amico , du bist doch ein echter
Mann. Vor allem kannst du im Gegensatz zu uns langweiligen Heteros wirklich
beurteilen, was ein echter Mann ist!«
    Trotz der allgegenwärtigen Kälte, die mir bis in
die Zehenknochen kroch, war ich noch zu einem beißenden Lächeln fähig.
    »Du wirst mir aber trotzdem verzeihen, daß ich
einen Sprung nach guter alter Weiberart wage …« erwiderte der schwarze
Orientale, und war schon im nächsten Moment mit einem unbeholfenen Satz im
Wasser.6 Ich glaubte sogar gesehen zu haben, wie er sich dabei mit den
Vorderpfoten die Nase zuhielt. Nun war ich an der Reihe, meine Männlichkeit
unter Beweis zu stellen, was wohl kaum bedeuten konnte, daß ich zunächst eine
Pfote in das Naß tunkte, um die Temperatur darin abzuschätzen.
    Wie Antonio gab ich mir schließlich einen Ruck und
sprang in die tobenden Wellen. Meine Befürchtung bezüglich der Wassertemperatur
bestätigte sich prompt.
    War mir an Land noch sehr kalt gewesen, so glaubte
ich nun, augenblicklich an Kältestarre einzugehen. Selbst die Wärme des
Frühlings hatte es nicht geschafft, den Fluß ein wenig aufzuheizen. Der Frost
des Winters schlummerte noch in seinen schwarzen Eingeweiden. Das war jedoch
das kleinere Problem, das andere und größere war der Kampf gegen das Ertrinken.
Antonio und ich strampelten im aufbrausenden Gewoge so panisch, als würden wir
in beschleunigter Gebärdensprache um Gnade flehen.
    Während wir mit allen vieren verzweifelt
Wassergymnastik betrieben, versuchten wir nicht weniger verzweifelt die Köpfe,
zumindest aber die Nasen oben zu behalten. Doch die Wellen nahmen darauf wenig
Rücksicht und schlugen immer wieder mit einem zornigen Brüllen über uns
zusammen. Wir schluckten so viel Tiberwasser, daß wir, wenn wir schon nicht
ertranken, so doch vermutlich an den diversen Giften dieser Brühe sterben
würden.
    Doch das erbarmungswürdige Strampeln zeitigte
Erfolg.
    Das Ufer, welches in diesem Abschnitt aus einem
Geröllhaufen bestand, rückte immer näher, und nach einigem Pfotenrudern konnten
wir uns schließlich auf die moosigen Steine retten. Durch die Differenz der
Wassertemperaturen wirkte der Regen nun auf einmal wie eine warme Dusche.
Während wir das in reichlichen Maßen eingenommene Geschenk des Tibers wieder
auswürgten, genossen wir auch ein bißchen unsere Heldentat.
    Die im Dämmerschein der Straßenlaternen liegende
Tiberinsel sah von hier aus selbst hinter dem Regenvorhang romantisch aus.
Antonio und ich wandten die Köpfe zu der kastenförmigen Hütte im Gebüsch. Die
von Schmutzschmieren befleckte Holzklitsche wirkte im Vergleich zu dem mit
Reliefs von Fischleibern verzierten Brückenelement der Ponte Rotto wie illegal
entsorgter Sperrmüll. Antonio sprang auf die Bank des einzigen Fensters, hinter
dem das Licht brannte. Er ließ den Kopf in rascher Folge vor- und
zurückschnellen, um bessere Sehschärfe zu gewinnen. Dann stellte er sich auf
die Hinterpfoten und preßte sich mit dem ganzen Körper gegen den Fensterrahmen.
Dieser gab mit einem Male quietschend nach, und das Fenster stand offen.
    »Los, komm hoch! Die Gelegenheit scheint günstig zu
sein«, flüsterte er mir von oben zu.
    »Nicht so eilig«, warnte ich. »Vielleicht ist der
Kerl da drin.«
    »Um so besser. Da kann er gleich an dem
wissenschaftlichen Experiment teilnehmen, das die Folgen von zwanzig Krallen in
einem menschlichen Gesicht untersucht!«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, sprang er hinein.
Ich überlegte noch eine Weile, während mein Blick in der Gegend umherstreifte.
Im dem Schlauchboot, das an einem Stein festgebunden war, lugten unter einer
Regenplane vier längliche Holzkisten hervor. Vielleicht enthielten sie
Sauerstofflaschen fürs Tauchen, spekulierte ich. Und vielleicht taten wir
Umberto Unrecht, und er war nichts weiter als

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