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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Tisch, einem Tisch mit einem einzigen breiten Säulenfuß
in der Mitte.
    Das Teil schien aus Metall zu sein.
    Nachdem ich mit einem Satz oben war, machte ich die
zweite schreckliche Entdeckung. Unter unseren Pfoten befand sich ein kleiner
Operationstisch mit Riemen an den Seiten, der für chirurgische Eingriffe bei
Tieren eingesetzt wird. Über uns hingen schwenkbare Operationsleuchten.
    Nebenan Narkose- und Dauerbeatmungsapparate,
Inhalationsschläuche und ein Fahrgestell, auf dem chirurgische Instrumente
aufgereiht waren. Es gab keinen Zweifel, daß hier die verwerflichen
Amputationen vorgenommen und die entnommenen Organe dann ein paar Schritte
weiter in der »Elektroabteilung« zu High-Tech-Produkten verarbeitet wurden. Es
war unfaßbar, wir hatten die Höhle der Bestie gefunden!
    Doch das Allergrausigste wartete noch auf seine
Entdeckung. Gleich vor unseren Pfoten lag ein grünes Operationstuch, unter dem
ein Artgenosse zu liegen schien. Ich schaute Antonio bang in die Augen. Diese
waren angesichts des Horrors zu Eis gefroren. Der Ausdruck des Orientalen war
vollkommen starr, und er machte sich nicht einmal die Mühe, sein Entsetzen wie
sonst mit einer ironischen Bemerkung zu überspielen.
    Auch unternahm er keinerlei Anstalten, das Tuch zu
entfernen. Er saß in der Finsternis einfach so da und atmete leise wie jemand,
der aller Sorgen entledigt ist.
    Er schnurrte sogar!
    Ich biß in eine Ecke des Tuches hinein und riß es
weg …
    Zum Vorschein kam … es war absurd … es war lächerlich

    Auf dem Tisch lag eine Spielzeugrakete! Das
anthrazitfarbene Ding war nicht mehr als einen halben Meter lang. An seiner
Spitze ruhten zwei winzige Videoaugen in den dafür vorgesehenen Höhlen, am
Rumpf enthielt es seitlich kurze stabile Flügel und Ruder und hinten waren
Flossen angebracht. Die ganze Konstruktion sah so aus, als sei ein
militärischer Flugkörper zu einer Miniatur für Kinderhände geschrumpft. Dennoch
offenbarte das am Vorderteil befindliche und durch ein aufgeklapptes Türchen
einsehbare »Gehirn« einen ganz anderen Zweck. Dieser Teil war vollgestopft mit
Elektronik. Eine schwindelerregende Arabeske aus Platinen, Mikroprozessoren,
hauchdünnen Kabeln und blinkenden Leuchtdioden ließ die überragende Intelligenz
der Waffe erahnen. In all dem Wust von Technik war ein in einer kleinen
Glaskugel in einer Nährlösung schwimmendes felines Vestibulärorgan plaziert,
das über haarfeine Verbindungsdrähte mit der restlichen Elektronik
Informationen austauschte!
    »Hast du Sancta auf den Fotos gesehen, Francis?«
sagte Antonio mit einer so leisen, ja traumversunken klingenden Stimme, die
sich für mich wie der Ruf aus einer fernen Galaxis anhörte.
    »Klar«, sagte ich. »Sie macht mit diesem Umberto
gemeinsame Sache. Sie hat Samantha umgebracht, damit ich …«
    »Wie schön sie ist, nicht wahr? Was für ein
vollendetes Symbol der Harmonie sie darstellt. Das Bild Sanctas war immer unser
Ideal, wenn wir an die zukünftige Welt dachten. Schönheit, Friedfertigkeit,
Gerechtigkeit, Lebenslust und Toleranz. Die Ideale der antiken Philosophie. Die
Fernsehnachrichten sprechen dagegen eine andere Sprache. All dieser Dreck, den
man darin sieht, all das Übel und all der Schmerz. Unsere Welt hat sich in den
letzten Jahrzehnten dramatisch verändert, Francis, und Vereinsregeln – etwa die
Diskriminierung nach Rasse, Geschlecht oder Art – werden nicht mehr anerkannt.
Der böse Geist ist aus der Flasche entwichen.
    Die Ungeheuer der Intoleranz, der gegenseitigen
Verdächtigung und der Polarisierung marschieren durch unsere Straßen. Der
Dialog ist allenfalls noch ein armer Verwandter von Terror und Einschüchterung.
Diese Halbaffen mit ihrer primitiven Religion, die nur das Töten propagiert,
mit ihrer beschissenen Affenkultur, die nur Verbote erläßt und lediglich ein
Dasein als Leichnam erlaubt! Intoleranz gegen Andersdenkende, gegen
Andersgläubige, gegen Frauen, gegen Homosexuelle und gegen Tiere. Sie lassen
Schafe und Rinder an einem Schnitt an der Kehle verbluten, bevor sie sie essen,
wußtest du das? Und sie schnallen Esel Dynamitgürtel um, um sie dann von der
Ferne zu zünden. Sie pissen auf Tierschutz, Francis. Samantha hat dies alles
gewußt und nur zu gerne ihre Hilfe angeboten. Und Sancta strahlt, sie steht für
unsere Kultur der Lebensfreude.«
    Obwohl mein Fell immer noch vom kalten Wasser des
Tibers durchtränkt war, wurde mir jetzt so warm, als hätte man mich kurzzeitig
in einer Mikrowelle

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