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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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was ich denke, Francis?« fragte
Antonio diesmal sehr mitfühlend, weil er wohl meine Gedanken las.
    »Vielleicht«, entgegnete ich. »Aber ich wünschte,
man würde mir das Denken und die tonnenschwere Last dieser grauenhaften
Geschichte endlich abnehmen. Ich sitze in der Zwickmühle.«
    »Ich weiß. Wenn du der Spur nicht nachgehst,
versündigst du dich an unserer Rasse und läßt zu, daß ein Mörder von ungeheurer
Bösartigkeit weiter sein Unwesen treibt. Und wenn du es tust und ihn wie auch
immer zur Strecke bringst, machst du deine geliebte Sancta herrenlos und sorgst
dafür, daß sie sich bald zu den anderen Obdachlosen im Largo Argentina gesellen
muß. Francis, il mio amico , schau den Tatsachen ins Gesicht:
Dieser Umberto mit seinem technischen Talent ist in deiner bisherigen
Ermittlungsakte die einzige Figur, die die von dir vermuteten grausigen
Basteleien zu realisieren vermag.
    Außerdem arbeitet der Mann im Vatikan und hat als
Sicherheitschef tags wie nachts überall Zugang.«
    Ich schwieg zu seiner messerscharfen Analyse. Doch
das entließ mich nicht aus meinem Dilemma. Antonio hatte lediglich die Dinge
ausgesprochen, die in mir schon seit geraumer Weile rumort hatten, ohne daß ich
daraus irgendwelche Konsequenzen hatte ziehen wollen.
    Nichtsdestotrotz konnte ich diesen elenden Fall
nicht mit offenen Augen weiter verfolgen und gleichzeitig die Augen vor dem
sich bereits andeutenden Finale verschließen. Das war verrückt, und denjenigen,
der so vorging, nannte man einen Verrückten. Es gab für ein solches Verhalten
auch noch ein anderes Wort: Sünde!
    »Wo lebt dieser Kerl noch mal?« wollte Antonio
wissen.
    In seinen noch von Tränen benetzten türkisfarbenen
Augen loderten Rachegefühle.
    »Sancta erwähnte, daß er unter der Ponte Rotto am
Tiber eine karge Hütte besitzen würde.«
    »Verdammter Mist, dann werden wir diese Nacht wohl
doch ziemlich naß!«

14.
     
    Die nur ein paar Steinwürfe von der Spitze der
Tiberinsel entfernte Ponte Rotto war ein seltsames antikes Überbleibsel.
Ursprünglich hieß die erste aus Stein erbaute Brücke Ponte Emilio, doch da sie
nach ihrem endgültigen Zusammenbruch bei einer schweren Überschwemmung im 16.
Jahrhundert weder komplett beseitigt noch wiederaufgebaut wurde, nannte man sie
schon seit altersher die kaputte Brücke. Eigentlich war von ihr lediglich ein
einzelnes Ruinenelement übriggeblieben, das wie ein an den Seiten zerfranster
Triumphbogen aussah.
    Die beiden Sockel des Bogens ruhten auf
aufgeschütteten Steinhügeln, die sich im Lauf der Jahrtausende zu Inseln mit
wildwuchernder Vegetation ausgebreitet hatten. Bei unserer Ankunft am Tiberufer
ragte sie wie der braun gewordene letzte Zahnstumpf im Mund eines Greises in
den regendurchpeitschten und von wütenden Blitzen heimgesuchten Nachthimmel
empor.
    Nach einem Sturmlauf durch Roms überflutete Gassen
stand Antonio und mir das Schlimmste noch bevor, was aber auch nicht mehr viel
ausmachte, da wir in den nächsten Tagen wahrscheinlich sowieso an einer
Lungenentzündung sterben würden! Der Mairegen hatte uns unterwegs derart in die
Mangel genommen, daß wir mit unseren klatschnaß am Körper klebenden Fellhaaren
von einer defekten Waschtrommel ausgespuckten Socken ähnelten und wie um die
Hälfte reduziert aussahen. Wir bibberten.
    Wir gelangten zu der von alten Straßenlaternen
beleuchteten Ponte Fabricio, der intakten Brücke, die die Verbindung zwischen
der Innenstadt und der inmitten des Flusses liegenden Tiberinsel herstellt. Der
Regen führte einen verrückten Tanz auf und nahm uns die Sicht.
    Bewohnt war die klitzekleine Insel eigentlich nie,
man kam damals zu den Heiligtümern – dem Aeskulap-Tempel und später dann eine
mittelalterliche Kirche – und ging dann wieder. Wir flitzten über seitliche
Treppen, welche von der Brücke zur Insel herunterführten und liefen sozusagen
zum Heck des Schiffes, einer steinernen Plattform mit ein paar zum Ufer
führenden Stufen. Nur noch wenige Meter trennten uns von der Ponte Rotto, bloß
daß diese wenigen Meter aus aufgewühltem Wasser bestanden.
    Etwas Aufbauendes gab es trotzdem zu sehen. Neben
dem linken Bogenfuß des Brückenrudiments und halbverborgen vom Gestrüpp
schimmerte aus dem Fenster eines kastenartigen Baus fahles Licht. Am Ufer war
ein graues Schlauchboot mit Außenbordmotor vertäut. Es hatte etwas
Selbstmörderisches, einem Serienkiller ausgerechnet in seinem Schlachthaus
einen Besuch abzustatten. Aber ich hatte all das wahnsinnige

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