Felidae
Jede Katze hat über fünfhundert Muskeln, während es der wesentlich größere Mensch auf nur sechshundertfünfzig bringt. Die größten davon dienen zum Antrieb der kraftvollen Hinterbeine; doch auch im Nacken und in den Vorderbeinen hat die Katze ordentlich »Schmalz«, was besonders beim Beutefang von Bedeutung ist. Abgesehen von dieser Willkürmuskulatur, die der willentlichen Kontrolle des Gehirns gehorcht, gibt es noch zahlreiche, unwillkürlich arbeitende Muskeln, die für die Steuerung innerer Organe zuständig sind. Nach dem Schlaf oder nach einer längeren Phase der Regungslosigkeit veranstaltet die Katze daher ein gründliches »Stretching«, um etwaigen Muskelschädigungen vorzubeugen.
5 Das berühmte Putzen der Katze entspricht längst nicht nur dem Gebot der Reinlichkeit. Mit dem wiederholten Schlecken und Sich-lecken, das natürlich auch Staub, Schmutz und Speisereste entfernt, werden Drüsen unter der Haut dazu angeregt, das Fell geschmeidig zu halten und wasserdicht zu imprägnieren. Zudem nimmt das Tier mit der Zunge winzige Mengen des unter Sonneneinwirkung auf dem Fell entstandenen, lebensnotwendigen Vitamins A auf. Der »Putzfimmel« der Katzen hängt aber auch mit dem Ausgleich des Wärmehaushaltes, der »Thermoregulation« zusammen. Da Katzen wegen ihres Felles nicht transpirieren können, ersetzt das Bespeicheln die Kühlfunktion des Schwitzens. Aus diesem Grund putzen Katzen sich besonders gründlich bei warmem Wetter, aber auch nach anstrengenden Tätigkeiten wie dem Jagen, Spielen und Fressen. Zu guter Letzt dient das Putzen auch der Entfernung loser Haare und Parasiten aus dem Fell. Es ist anzunehmen, da ß der Schleck-Vorgang dem Sprießen neuer Haare Vorschub leistet.
6 Die COLOURPOINTS, mit ihrem großen Kopf, den kleinen Ohren, den kurzen Beinen, dem kurzen Schwanz und dem weichen, seidigen, creme- bis elfenbeinfarbigen Fell stellen ein reines, von Menschenhand gezüchtetes Produkt der Genetik dar. Ihre Existenz verdanken sie sowohl dem Wunsch, durch Züchtung genetische Probleme zu lösen, als auch der Absicht, mittels eines detailliert geplanten Kreuzungsprogramms eine Katze zu kreieren, welche die typische »Siam-Zeichnung« (helles Fell mit dunkleren Stellen im Gesicht, an den Ohren, den Beinen und am Schwanz sowie strahlend blaue Augen) mit den Eigenschaften der Perser (langes weiches Fell, kurzer Körper) verbindet. Ungeachtet dieser verbindlichen Zielvorstellung konnten europäische und amerikanische Züchter sich jedoch nicht auf eine einheitliche Bezeichnung und den Rassestatus ihres Kunstproduktes einigen. In den USA firmiert das Geschöpf als »Himalaja-Katze« und hat den Rang einer eigenständigen Rasse inne. Die vorübergehend gebrauchte Bezeichnung »Khmer-Katze« wurde ungebräuchlich, als die amerikanische Rassekatzen-Organisation, »GCCF« sie unter dem Namen Colourpoint anerkannte.
Am Beispiel dieser Katzenrasse (und der blauäugigen Foreign White) kann man gut erkennen, wie verbissen und skrupellos Züchter vorgehen, wenn sie ein »Produkt« nach ihren Vorstellungen erschaffen wollen. Laut Vorschriften des Weltverbandes ist eine neue Rasse erst dann »amtlich«, wenn sie drei Generationen lang reinrassig, also nur mit Mitgliedern ihrer Rasse, verpaart worden ist. Aus diesem Grund war die Züchtung von Hunderten von Katzen sowie eine ungewöhnlich intensive Inzucht erforderlich, bis die Rasse 1955 als solche offizielle Anerkennung erlangte. Zu diesem Zeitpunkt gestanden aber auch die Züchter ein, da ß die Colourpoint zwecks Verbesserung von Fell-und Körperqualität eine Einkreuzung von Persern nötig hatte. Erst achtzehn Jahre später verkündete man der Öffentlichkeit stolz, man habe das Zuchtziel erreicht!
7 Die langen, steifen und höchst berührungsempfindlichen Schnurrhaare (Vibrissae) der Katze sind nicht bloß zum direkten Befühlen und Betasten naheliegender Objekte da. Mit diesen hypersensiblen Wahrnehmungsorganen schnappen Katzen zwecks räumlicher Orientierung auch die subtilsten Schwankungen in der Luftströmung auf. Im Dunkeln muss die Katze ja schließlich zahlreiche große und kleine Objekte umgehen, ohne sie anzurempeln. Beim Näherkommen rufen feste Gegenstände geringfügige Abweichungen von der normalen Luftzirkulation hervor. Dank der unglaublichen Feinfühligkeit der Schnurrhaare kriegt die Katze diese »Lüftchen« mit und kommt elegant um jedes Hindernis herum.
Bei der nächtlichen Jagd sind die Schnurrhaare
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