Felidae
unverzichtbar. Mit intakten Schnurrhaaren gelingt der Katze auch in tiefster Finsternis der arteigene Tötungsbi ß . Nach einer Beschädigung dieser feinsinnigen Organe kann sie nur noch im Hellen killen. In der Dunkelheit schnappt sie voll daneben und erwischt das Beutetier am falschen Körperteil. Die Vibrissae werden offenbar als eine Art Radar eingesetzt, der bei behinderter Sicht in Sekundenbruchteilen den Körperumri ß des Opfers ausmacht und den Bi ß der Katze in Richtung Genick des Opfers lotst. Es sieht ganz so aus, als könnten die Schnurrhaarspitzen im Detail die Silhouette des Opfers »ablesen« und das Gehirn über den notwendigen nächsten Schritt unterrichten. Die Schnurrhaare sprießen aus dem Gewebe über der Oberlippe und sind dreimal tiefer verankert als andere Haare. An den Wurzeln sind sie mit zahlreichen Nervenenden verbunden, die jeden Eindruck in Windeseile zum Gehirn weiterleiten.
8 Die große Zeitspanne, die sie für die Vorbereitungen zum Paarungsakt aufwenden, ihre einschlägigen Marathon-Sexorgien sowie der Hang zur Promiskuität haben dazu beigetragen, da ß den Katzen seit jeher das Odium von wollüstigen Geschöpfen anhaftet. In der Tat zieht sich das Liebemachen nonstop über Stunden, mit einigen Unterbrechungen sogar über Tage hin. Dabei herrscht jedoch uneingeschränkte »Damenwahl«. Allein das Weibchen hat das Heft über alles, was passiert, in der Hand.
Zum Auftakt ruft das in Hitze geratene Weibchen alle in Hörweite befindlichen Kater herbei. Natürlich springen diese auch auf das spezielle erotische »Parfüm« des Weibchens an und folgen aus der ganzen Umgebung dem betörenden Ruf. Der Kater, dessen Territorium sie für die Ouvertüre auserkoren hat, befindet sich indes von vornherein im Vorteil, da die Mitbewerber sich scheuen, das fremde Gebiet zu betreten. Zu guter Letzt geben jedoch auch sie der süßen Verlockung nach und dringen ins verbotene Terrain ein. Dieser unbefugte Zutritt zieht erwartungsgemäß vielerlei Kabbeleien zwischen den beteiligten Freiern nach sich. Das dabei erklingende »Zeter und Mordio« wird häufig als Ausdruck sexueller Ekstase verkannt, obwohl es doch nur ein Zeichen »gerechten Zorns« ist. Meist besinnt man sich jedoch rasch wieder auf die Dame, den Brennpunkt des allgemeinen Interesses und lä ß t die andern Kater Kater sein. Der Kater, welcher letztlich erkoren wird, mu ß nicht unbedingt der dominanteste des Reviers sein; es liegt allein beim Weibchen, sich einen Liebhaber auszusuchen.
9 Die Tatsache, da ß Katzen ausgesprochene Feinschmecker sind, wird oft nicht genügend berücksichtigt. Aus diesem Grund sind die meisten Tiere zu einer für ihren Gaumen monotonen Ernährung verdammt. Die wissenschaftlichen Grundlagen der artgerechten Katzenernährung, wie sie in den USA von der National Academy of Sciences erarbeitet wurden, bilden zwar durchaus die Grundlage des Trocken- und Dosenfutters der bekannten Marken. Wer möchte aber schon allein aus der Dose leben? Zwar sind die gesetzlichen Vorschriften bezüglich Futtermittel in Deutschland die schärfsten der Welt, und die Dosennahrung deckt das Bedürfnis der Katze nach Nähr- und Aufbaustoffen vollständig ab, so da ß die Samtpfoten ausschließlich von ihnen leben könnten. Jedoch bescheren wahre Katzenfreunde ihren Lieblingen regelmäßig frische Leckereien. Frischer Fisch, frisches Fleisch (natürlich nicht vom Schwein!), vor allem frische Leber erfreuen jedes Katzenherz. Doch auch bei Katzen, die zu den wählerischsten Tieren der Welt gehören, gehen die Geschmäcker auseinander. Genauso wie Menschen haben sie individuelle Vorlieben und Abneigungen, schwören auf bestimmte Delikatessen und lehnen andere aus den unerfindlichsten Gründen ab. Und genau wie den Menschen geht ihnen eine falsche Ernährungsweise sehr gegen den Strich.
WARNUNG! Die Verabreichung von rohem Fleisch kann Katzen das Leben kosten! Rohes Fleisch, aber auch Innereien, können von Parasiten oder bakteriellen Krankheitserregern wie Salmonellen befallen sein. Das gilt auch für Rindfleisch, das immer häufiger ein Virus enthält, welches die für Katzen tödliche »Aujeszkysche« Krankheit auslöst. Im Gegensatz zu der immer sterilen Fertignahrung sollten rohes Fleisch und Innereien daher unbedingt gekocht werden. Einer reinen Fleischfütterung geht übrigens die notwendige Menge an Kalzium ab. Ein Mangel an diesem Mineral verursacht ein brüchiges Skelett, weil der Körper den Knochen
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