Felidae
allen sexuellen Angelegenheiten die Katzen-Dame das Zepter schwingt. In der Liebe ist es immer das Weibchen, welches »Gewalt gegen Kater« anzuwenden pflegt, so sehr letztere sich auch bemühen, ihre »Queen« zu erobern. Bei dem Bi ß ins Genick handelt es sich nicht um eine Aggression, sondern einen verzweifelten psychologischen Kunstgriff, den die Kater hinzuziehen, um sich vor den wilden Attacken ihrer Angebeteten zu schützen. Er löst eine automatische Reaktion, die sogenannte »Tragestarre« aus, die noch auf die Zeit der Kindheit zurückgeht. Junge Kätzchen sprechen mit dieser Immobilisierung auf den »Tragegriff« der Mutter an. Sie ist notwendig, damit die Mutter ihre Jungen in brenzligen Situationen davontragen kann, ohne da ß die Kätzchen »verrückt« spielen. Mit zunehmendem Alter bildet sich diese instinktive Reaktion teilweise, aber nicht ganz zurück. Der Kater, der das Nackenfell seiner liebestollen Sexualpartnerin zwischen den Zähnen hält, hat daher große Chancen, sie in ein sanftes Kätzchen im Maul der Mutter zurückzuverwandeln. Ohne diesen »hypnotischen« Trick würden sich Kater beim Liebesspiel noch mehr blutige Nasen holen, als sie es ohnehin tun.
13 Die Vorstellung, da ß domestizierte Katzen einander umbringen könnten, hat reale Hintergründe. Bei ihren nicht selten berserkerhaften Kämpfen fügen die Streithähne sich zuweilen tatsächlich tödliche Verletzungen zu. Zwar sind Katzenhändel in der Wildnis eher selten, weil man sich dort leichter aus dem Wege gehen kann, doch beschwört die Enge in den Städten oft genug Geplänkel herauf, insbesondere zwischen rivalisierenden Katern.
Eine angreifende Katze trachtet in aller Regel danach, ihrem Kontrahenten den für Beutetiere gedachten tödlichen Nackenbi ß beizubringen. Allerdings führt sie die dazugehörigen Anläufe meistens mit sichtlich gemischten Gefühlen aus, weil sie mit erbitterter Gegenwehr rechnen mu ß . Den eigentlichen Kampfhandlungen gehen stets imposante gegenseitige Drohgebärden voraus; wenn schließlich einer der Widersacher einen Ausfall macht und zum Todesbi ß ansetzt, kontert der andere mit den Vorderpfoten und setzt dem Gegner mit den ausgefahrenen, scharfen Krallen zu. Zugleich lä ß t er ihn die Gewalt seiner kräftigen Hinterpfoten spüren. In der Hitze solcher Duelle, wenn die Streiter sich fauchend rollen, winden und gegenseitig traktieren, wird schon einmal ein Tier getötet oder zieht sich Verletzungen zu, denen es später erliegt.
Verwendete Literatur:
Dennis Turner/Patrick Bateson (Hrsg.): Die domestizierte Katze . Rüschlikon 1988.
Michael Wrigh t /Sally Walters (Hrsg.): Die Katze. Handbuch für Haltung, Zucht und Pflege . München 1985.
Desmond Morris: Catwatching. Die Körpersprache der Katzen . München 1987.
Über ein Buch mit dem Titel FELIDAE
von Akif Pirinçci
Journalisten haben die nervtötende Angewohnheit, alles bis ins Detail wissen zu wollen. Zu verdenken ist es ihnen nicht, denn dafür werden sie ja schließlich bezahlt. Doch es gibt Bereiche, da der Befragte die Dinge halt nicht so genau benennen mag, weil erstens die Antwort sehr lange Zeit in Anspruch nehmen würde und zweitens die Komplexität der Materie sich kaum für eine eingängige Erfolgsstory eignet. Beide Punkte treffen zu, wenn ich zu der Entstehungsgeschichte von FELIDAE befragt werde, den kriminalistischen Abenteuern vom Kater Francis.
Außenstehende neigen dazu, den Ursprung eines Buches auf einen einzigen Auslösermoment zu reduzieren und immer wieder den berühmt berüchtigten Geistesblitz heraufzubeschwören, wahrscheinlich weil sie glauben, dass ihnen eines Tages Ähnliches widerfahren könnte. Und da ich ein skrupelloser Autor bin, werden sie von mir auf die erhoffte Art und Weise bedient. Eines grauen Nachmittages, so erzähle ich meistens, saß ich deprimiert und abgebrannt in meinem Zimmer, als plötzlich mein Kater Cujo hereinschaute. Ich folgte ihm in den Garten, wo er geheimnistuerisch seine Kollegen und Kolleginnen beobachtete, die augenscheinlich in verbrecherische Aktivitäten verwickelt waren, als da wären Körperverletzung, Hausfriedensbruch, versuchte Vergewaltigung und Raub (von Katzenfutter) . Und da geschah es, schwuppdiwupp! gebar der geniale Schriftsteller die Königsidee: eine Detektivstory, in der allein Katzen tragende Rollen spielen und in der eine blutige Mordserie unter den Artgenossen mit kätzischen Instinkten aufgeklärt
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