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Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Ausführlichkeit, sondern hatte auch noch einige interessante Dinge über die Dogge verraten. Zum Beispiel, daß sie einem Tier glich, welches in einer Herde in der Nähe eines Menschenhauses lebte. Einem grasenden Tier wohlgemerkt. Eine Dogge, die graste, und ein Schwarzer Ritter, der anscheinend an der eigenen Legende strickte. Das waren ja schöne Antworten!
    Ich fühlte mich ausgelaugt und von überwältigender Einsamkeit ergriffen, während ich bedächtig durch das Dickicht tapste. Wie konnte ich nur in diesen Wahnsinn hineingeraten? Der Frühling sollte doch ein Festival der Freude werden, kein kollektiver Alptraum. Nostalgische Gedanken an das Gustavsche Erdzeitalter drängten sich mir auf. Und wieder Fragen. Was tat mein Dosenöffner wohl jetzt, in diesem Augenblick? Wärmte ihn in der Nacht immer noch dieses Ungeheuer mit dem kleinen Unterschied? Oder fehlte ihm seine alte, flauschige, selbst im Schlaf schnurrende Wärmflasche inzwischen derart, daß seine Augen sich vor exzessiver Heulerei bereits entzündet hatten? War es das wert gewesen, lieber Freund? Und waren all die Jahre derart spurlos an uns vorübergezogen, daß man sie wegen des Duftes von billigem Parfüm und ein paar verlogenen Liebkosungen in den Wind schoß? Schade, schade ... Und ich? Was sollte aus mir werden? Ein neues Leben wollte ich beginnen. Was ich bekam, waren Fontänen von Blut und zischende Kugeln. Ich hätte mein Schicksal verflu ... Kugeln? Wieso verwendete der Jäger überhaupt Kugeln? Meines Wissens nach bevorzugten professionelle Tiermörder saftige Schrotladungen, da diesen ein größerer Erfassungsradius eigen war. Wenn Vollmantelgeschosse ins Spiel kamen, dann ging es meistens den Mächtigen des Tierreiches ans Leder. Dann fiel mir ein, daß die Waffe, die zu der Holzfällerjacke gehörte, auch nicht gerade so aussah, als wäre sie in einem x-beliebigen Halali-Shop erstanden worden. Vielleicht war der Jäger gar kein Jäger, sondern jemand mit einem ganz speziellen Anliegen. Bei diesem Gedanken wurde mir leicht übel.
Mein Gott, man hatte doch nicht etwa einen Killer auf mich angesetzt? Doch weshalb? Und wer war »man«? Die Mafia? Der CIA? Oder die Dosenfutterhersteller, weil ich unlängst herausbekommen hatte, daß ihr Zeug mehr Geschmacksverstärker enthielt als gesetzlich vorgeschrieben? Fragen! Vielleicht sollten sie mit mir ein neues Fernsehquiz starten. Titel: Francis und die tausend Fragen.
    Und mit den tausend Fragen ging es auch im folgenden weiter. Inzwischen hatte ich mich von der Depression wieder einigermaßen erholt, gleichzeitig jedoch einen der schlimmsten Rückfälle in meine bittersüße Sucht der Neugier erlebt. Deshalb beschloß ich, Ambrosius im Waldhaus aufzusuchen und mit ihm gemeinsam Zaches' sensationelle Aussage Wort für Wort durchzugehen. Obgleich mir die Lage des Hauses völlig unbekannt war, sagte mir meine innere Stimme, daß ich es schon irgendwie finden würde. Doch dazu kam es nicht. Das Bäumelabyrinth lichtete sich mit einem Mal, und es wurden die Umrisse eines bizarren Baus erkennbar. Eigentlich hatte ich für heute von Überraschungen die Nase voll, aber je mehr Zweige und Farne auseinanderdrifteten und die Sicht freigaben, desto stärker entfaltete das Objekt eine unwiderstehliche Anziehungskraft. Dann verließ ich den Wald und stand auf einer riesigen Lichtung, in welche man das Ding einfach hineingesetzt hatte.
    Es handelte sich dabei um einen rechteckigen Käfig aus einer Metallgestängekonstruktion mit vielleicht faustgroßen Maschen, die im Lauf der Zeit hoffnungslos verrostet waren. Allerdings war dieser Käfig etwa zwanzig Meter lang, zehn Meter breit und zehn Meter hoch. Eine schlauchartige Baracke aus Wellblech schloß sich ihm direkt an; ohne Zweifel hatten hier die Dompteure der Bestie gehaust. Mit der Vergangenheitsform lag man goldrichtig, denn die ganze Anlage schien seit Jahren nicht mehr bewohnt. Aggressive Schlingpflanzen und wildwucherndes Unkraut hatten sich ihrer bemächtigt und sie Stück für Stück erobert, so daß sie nun einem Geschenkkarton glich, der in pure Natur eingewickelt ist. Dornröschen was here!
    Da an diesem Ort außer akutem Gespensterspuk offenbar keine anderen Gefahren lauerten, konnte ich mich wenigstens etwas umsehen, war ich doch mittlerweile selbst so etwas Ähnliches wie ein Waldgespenst geworden. Ja, es klang grotesk, aber Francis stellte jetzt eine ernstzunehmende Konkurrenz zum Schwarzen Ritter dar. Ich begann die Besichtigung in der

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