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Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Heiligtum, gewissermaßen eine gigantische Kirche - eine Kirche allerdings, die sie längst entweiht hatten.
    Ambrosius lag rücklings auf dem Schreibtisch. Die vielen vollgekritzelten Papiere, die sich mit seinem Blut vollgesogen hatten, dienten ihm als eine tiefrote Bahre. Der Schwerverwundete röchelte, wobei ihm kontinuierlich Blutschleim aus den Mundwinkeln und aus der Nase tropfte. Er schwang die emporgestreckten Pfoten wie in Zeitlupe in der Luft. Ich stieß einen gellenden Entsetzensschrei aus und sprang dann auf den Tisch. Sein ehemals pfirsischfarbenes Fell sah aus, als hätte man es von innen nach außen gestülpt. Blutschmieren überzogen es und massenhaft Bißwunden, von denen einige so tief waren, daß sie Einblicke in die Eingeweide erlaubten. Das Gesicht hatte man anscheinend mit einem Übungsballen fürs Florettfechten verwechselt. Stiche, Schlitzer und Kratzer hatten dieses einst so anmutige Antlitz bis zur Unkenntlichkeit entstellt und es in eine unfaßbare Grimasse des Grauens verwandelt.
    Ich umpfotete ihn behutsam und richtete seinen Kopf ein wenig auf. Langsam und ächzend öffnete er die Augen und blickte mich von Trauer erfüllt an.
    »F-F-Francis! Was für eine Gnade, daß du der letzte bist, den ich sehe. Ich dachte, es würden diese Mo-Mo-Monster sein.«
    »Sei still, Ambrosius, du darfst jetzt nicht sprechen. Bald wird Diana hier sein und dich verarzten.«
    »Soll das ein Wi-Wi-Witz sein? Diana ist auf der Pirsch. Sie ja-ja-jagt die Geister, die sie ge-ge-gerufen hat.«
    »Schweig trotzdem. Du bist verwundet. Und ich, ich weiß jetzt ohnehin alles.«
    »Das wag ich zu be-be-bezweifeln, mein Freund. Außerdem sollte man im Leben nicht alles wissen, sonst ist man am E-E-Ende der Dumme. So wie ich.«
    Er schluckte und spuckte einen weiteren Schwall Blut, das ihm das Kinn besabberte und sich dann wie ein roter Latz auf den Hals und die Brust legte.
    »Ambrosius, sei still! Ich will gar nichts wissen. Mir ist klar, daß du im guten gehandelt hast.«
    »V-V-Vielleicht. Jetzt bin ich mir auf einmal gar nicht mehr so si-si-sicher. Komisch, nicht? Francis, ich flehe dich an, verdamme sie nicht, betrachte sie als O-O-Opfer, die in diese verzweifelte Situation getrieben wurden.«
    »Aber warum die Brüder und Schwestern auf den Bauernhöfen, Ambrosius? Sie sind doch mehr oder weniger ihre Verwandten gewesen.«
    »Eben aus diesem Grund. Der kleine U-U-Unterschied bestand nur darin, daß während die einen ein Leben in allem Komfort genossen, die anderen in Entbehrung und Elend dahinvegetieren mußten. Sie hatten die Fähigkeit des Ja-Ja-Jagens verlernt, Francis, noch bevor sie geboren wurden. E-E-Erst starben die Männchen, weil sie sich als a-a-anfälliger für Krankheiten erwiesen, die während der langen Hungerperioden ausbrachen. Die Übriggebliebenen kämpften mit dem tö-tö-tödlichen Paradox, daß die Waldfläche, in die sie der Mensch gesetzt hatte, zu klein und zu beutearm für alle war. Selbst wenn sie das Jagen im Lauf der Z-Z-Zeit hätten erlernen können, wäre die Mehrheit trotzdem zugrunde gegangen. Deshalb schlossen sie sich zu einem Stamm zu-zu-zusammen. Und deshalb griffen sie die Do-Do-Domestizierten an, weil diese keine natürlichen Feinde besaßen und sich in trügerischer Sicherheit wiegten. Doch das war nicht der alleinige A-A-Antrieb. Haß spielte eine große Rolle und, wie du richtig vermutet hast, eine Art s-s-sanfter Kannibalismus. Sehr schnell stellten sie nämlich fest, daß das Blut ihrer e-e-entfernten Verwandten Aufbaustoffe enthielt, die ihnen für ein paar Tage über den Hunger hinweghalfen. Sie rissen auch F-F-Fleischstücke aus ihren Opfern, doch irgend etwas hinderte sie daran, die Leichen mit Haut und Haaren a-a-aufzuschlingen. Dann wurde es ein satanisches Ritual, wie ein guter alter Familienbrauch. Deine geliebte Alraune tat sich übrigens als die bestialischste unter ihnen he-he-hervor.«
    Rasch rekapitulierte ich die Begegnung im Geiste und kam zu einem deprimierenden Ergebnis. Als ich sie traf, lugte aus ihrem Maul ein blutverklebtes Büschel brauner Haare hervor. Sie begründete dies damit, daß sie vor meinem Eintreffen ein Kaninchen angefallen habe, das ihr jedoch letztlich durch die Lappen gegangen sei. Nun wurde ich von einer Erinnerung heimgesucht, die ihre Erzählung auf eine schreckliche Weise in Frage stellte. Die erste Leiche, auf die ich auf dem Gehöft gestoßen war, und zwar der fette verstümmelte Artgenosse mit dem abgetrennten Kopf, hatte

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