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Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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einer Wilden, die, struppig und abgemagert, sterbenskrank aussah, ein Präparat. Die Kamera schwenkte auf einen Rollwagen, auf dem fünf tote Tiere mit aufgerissenen Augen lagen. Anscheinend grassierte eine Seuche, gegen die das Immunsystem der Umhegten nichts auszurichten vermochte. Ich erinnerte mich an die leeren Arzneibehälter hinter dem Haus und konnte sie nun in das Puzzle einordnen. Gleichzeitig begann ich zu ahnen, daß diese lebendigen Objekte menschlichen Schuldbewußtseins, die vermutlich in Gefangenschaft und mittels künstlicher Befruchtung gezeugt worden waren, nie eine Chance gehabt hatten, zu ihren wilden Wurzeln zurückzufinden. Der Mensch hatte die Natur umgekrempelt, und jeder Versuch einer Wiedergutmachung an ihr gebar schaurige Mutationen.
    Dianas Gesichtszüge verdüsterten sich von Bild zu Bild, wurden trauriger und verbissener. Die fröhliche junge Frau von einst verwandelte sich zunehmend in eine resignierte Wissenschaftlerin. Und von Bild zu Bild schlichen sich in die niederschmetternde Dokumentation unbedeutend scheinende Accessoires ein, die jedoch in dem aufmerksamen Betrachter unerträgliche Beklemmung auslösten. Unterdessen hatte man die Versuchstiere aus dem Käfig in die Freiheit entlassen, weil die Eingewöhnungszeit offenbar vorbei war. Aber anstatt in die Wälder zu laufen, wo sie das wilde, wenn auch recht beschwerliche Leben erwartete, hockten sie verängstigt um das Gitterhaus und jaulten ihre menschlichen Pfleger an, die sie aus der Ferne besorgt beobachteten. In dieser Aufnahme trug Diana zum ersten Mal die Wollmütze mit den losen Fellklappen, während sie mit einem Kollegen eine heiße Fachdiskussion bestritt. Danach gesellten sich zu ihrem Äußeren all die restlichen Requisiten, die sich mir bereits in einem anderen Zusammenhang unauslöschlich ins Hirn eingebrannt hatten: die rotschwarzkarierte Holzfällerjacke, die Nickelsonnenbrille und schließlich das Bolzengewehr, mit dem ursprünglich Betäubungsprojektile abgeschossen wurden. Am Ende der Metamorphose schaute ich direkt auf die vermummte Gestalt des furchterregenden Jägers, der nun offensichtlich auf alles feuerte, was spitze Ohren sein eigen nannte. Vor allen Dingen verwendete er dabei scharfe Munition. Aus der engagierten Wissenschaftlerin Diana, die ehemals den Wilden ihre Wildheit zurückgeben wollte, war inzwischen eine unbarmherzige Tiervernichterin geworden. Aber worin lag die Ursache eines derartig ungewöhnlichen Biographiebruchs? Und warum war mit den Wilden ebenfalls eine Wandlung vor sich gegangen, nämlich eine Wandlung zu Mördern, die sich jetzt sogar gegenseitig umbrachten?
    Ich hatte keine Lust mehr, Videos zu gucken. Es kostete zuviel Zeit und offenbarte nicht die wahren Hintergründe. Effektiver schien es, Informationen aus erster Hand zu bekommen, jemanden zu interviewen, der die ganze Entwicklung als Zaungast von Anfang an mitverfolgt hatte.
    Als sei ich erneut unter Dianas Kugelhagel geraten, rannte ich aus dem Zimmer in den Flur hinaus, von dem eine Holztreppe in die obere Etage führte. Ich flitzte hinauf und erblickte in der Diele eine halbgeöffnete Tür. Kerzenlicht drang aus dem Spalt in den Gang, ein Zeichen dafür, daß Ambrosius in seine nächtlichen Studien vertieft war. Ich stürmte hinein - und stürzte in ein unglaubliches Chaos. Alle Bücher waren in einem Anfall von irrsinniger Wut aus den Regalen herausgerissen worden, die Seiten zerfetzt und zerrissen. Das magische Brimborium aus aller Herren Länder, das Diana vermutlich von Studienreisen mitgebracht hatte, lag zerbrochen und demoliert am Boden. Die afrikanischen Götterstatuen wiesen beachtliche Kratzspuren auf; sämtliche Jagdgeräte wie Pfeile und Bogen oder buntbemalte Speere hatte man so lange malträtiert, bis sie zersplittert waren. Das ganze Zimmer erweckte den Eindruck, als habe darin ein Wildpferd gewütet. Allein die brennenden Kerzen auf den antiken Kandelabern standen vollkommen unbeschädigt auf ihren gewohnten Plätzen und verbreiteten ihr anheimelndes Licht, als wären sie über alles erhabene Aristokraten, die für das tolldreiste Treiben des einfachen Volkes nur ein blasiertes Naserümpfen übrig haben. Den Grund für die Rücksichtnahme vermeinte ich zu kennen. Hätte man sie in dem Verwüstungsfeldzug ebenfalls umgeworfen, wäre es leicht zu einem Brand gekommen, der zunächst das Haus und danach den ganzen Wald in Feuer und Asche gelegt hätte. Der Wald jedoch war für die Rowdys immer noch ein

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