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Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Biest in Gestalt der Monsterpranke, da waren die Waldfeen, vertreten durch die Wilden, und last not least war da der dämonische Schwarze Ritter. In der Tat, ein Märchen par excellence - aber ein Märchen mit Fehlern, wie sich bald herausstellen sollte.
    Märchen beeindrucken jedoch auch durch schaurige Szenerien. Und eine halbe Stunde nachdem ich mich von den Wilden verabschiedet hatte und eine gute Strecke gewandert war, stand ich genau einer solchen Horrorszenerie gegenüber. Meine Augen sahen immer noch weit und breit Wald, als das Pflanzendickicht allmählich spärlicher wurde und ich auf einer Anhöhe schließlich stehenblieb. Doch böse Zauberer - unentbehrliche Akteure in Märchen - hatten über diesen Wald anscheinend einen furchtbaren Fluch ausgesprochen und ihn in eine traurige Ödnis verwandelt. Wo dicht an dicht mächtige Bäume mit opulentem, saftigem Grün und haushohen Kronen hätten stehen müssen, erhoben sich nur deformierte, braunschwarze Stümpfe, die an Leiber mit abgeschlagenen Köpfen erinnerten. Und wo Flechten, Moose, Blüten, Gräser, Sträucher und Farnpflanzen einen dichten Teppich hätten bilden sollen, breitete sich wie eine ekelhafte Schleimflut der Unrat von ausgedörrten Zweigen und Büschen aus. Vereinzelt stachen im Sterben befindliche Bäume mit kahlen Ästen hervor - Siechende, die um die Einschläferung baten. Diese Wüste des Grauens erstreckte sich, soweit mein Auge reichte. Es war kein versteinerter Wald, den ich sah, sondern ein toter.
    In der Ferne, dort wo der Horizont endete, ragte der achtungsgebietende Felsen empor, in dem sich angeblich die Kommandozentrale des Schwarzen Ritters befand. Aurelie hatte die Wahrheit gesagt. Wäre der Wald noch am Leben gewesen, hätte er den Felsen verbergen können wie einen kostbaren Edelstein. Doch so stellte er die einzige Attraktion in der Landschaft dar. Die Abenddämmerung war inzwischen angebrochen, aber die Sonne hatte sich schon vorher verabschiedet. Finstere Wolken brauten sich am Himmel zusammen, als heckten sie etwas Gemeines aus. Man mußte kein genialer Wetterfrosch sein, um voraussagen zu können, daß der Sturm, der meine Flucht eingeläutet hatte, in Kürze zurückzukehren gedachte.
    Nur Verrückte würden in der Höhle des Löwen schnüffeln, das war so wahr, wie es um Francis' Geisteszustand nicht mehr zum besten stand. Und wären da nicht diese tausend unbeantworteten Fragen gewesen, ich hätte eher einem Abrichtungslager für Schäferhunde einen Besuch abgestattet, als die Höhle des Löwen zu inspizieren. Doch ich mußte einfach die beiden Sagengestalten sehen, allein schon, um ihnen meine Verachtung entgegenzuschreien. Aber da gab es noch einen weiteren Grund, weshalb ich ein solch selbstmörderisches Risiko auf mich nahm. Die Ahnung, daß mein Ende unmittelbar bevorstand, hatte sich in mir in den letzten Stunden immer mehr verstärkt. Es war wie ein abgeschossener Pfeil, dem ich in totaler Paralyse entgegenstarrte, ohne die Kraft und den Willen aufbringen zu können, ihm auszuweichen. Wenn jedoch ohnehin vorgesehen war, daß mich dieser Pfeil traf, warum, um alles in der Welt, sollte es nicht in der Höhle des Schwarzen Ritters geschehen? Vielleicht war es besser so, denn Hugo und Hund verstanden etwas von ihrem Handwerk und würden die Sache vermutlich kurz und schmerzlos über die Bühne bringen.
    Während ich durch das tote Gehölz in Richtung des Felsens stiefelte, dachte ich an Diana und daran, wie sehr sie wirklich und wahrhaftig einer Hexe ähnelte. Allerdings keiner bösartigen, sondern einer im märchenhaften Sinne guten. Hexen lebten gewöhnlich im Wald, durch ihn bekamen sie ihre Zauberkräfte. Sie sammelten die wilden Kräuter des Waldes, sprachen mit seinen Tieren und mixten alles Leben und Sterben, das der Wald hervorbrachte, zu einem magischen Sud. Deshalb war es die vorrangigste Aufgabe einer Hexe, sich um ihren Wald zu kümmern. Diana hatte dieser Aufgabe genau entsprochen, war aber leider an den Realitäten gescheitert. Die Menschen konnten mit fliegenden Besen nichts mehr anfangen. Sie fuhren lieber Autos. Bis zu ihrem eigenen Untergang, wie man es an diesem Friedhof sehr anschaulich studieren konnte.
    Bereits von weitem erblickte ich die Eingangsspalte der Höhle, welche, finster und bedrohlich wie das Tor des Hades, auf Todessüchtige wie mich eine faszinierende Anziehungskraft ausübte. Der Eingang war ein unscheinbarer Schlitz im Gestein, doch breit genug, um selbst einen Menschen

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