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Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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einem Bären glich. Ich ging einige Schritte zurück, um den Gesamteindruck auf mich wirken zu lassen. Dabei stolperte ich mit den Hinterpfoten über ein Hindernis, das klappernde Geräusche erzeugte. Von der jähen Zerstörung der Stille aufgeschreckt, stieß ich einen Schrei aus und drehte mich ruckartig um. Was ich auf dem Boden vorfand, kam einer weiteren Sensation gleich, allerdings einer von der vertrauteren Sorte. Denn ich war endlich auf das gestoßen, wonach ich gesucht hatte.
    Meine Hinterpfoten hatten Knochen berührt, die klappernd aneinandergestoßen waren. Diese Gebeine gehörten zwei Gerippen, die seitlings nebeneinander lagen wie die erlegten Tiere auf den Höhlenmalereien oder eher wie ein unglückliches Liebespaar, Jahre nach dem gemeinsam verübten Selbstmord. Zwei Skelette, fabelhaft erhalten, unberührt, geradezu wie für den Biologieunterricht konserviert doch von unterschiedlichem Bau. Das eine Knochengerüst, das zuoberst liegende, stammte von einem Hund, der Größe nach zu beurteilen einer Dogge. Das darunter befindliche war unverkennbar einem Burschen meiner Art zuzuordnen. Hugo, der Schwarze Ritter, und sein Mörderrappen entsprangen demnach nicht einem kollektiven Wunsch der Waldbewohner nach Mythen. Sie hatten wirklich einmal in dieser Höhle gelebt und waren auch hier gestorben - vor vielen, vielen Jahren.
    Aber hatte Aurelie davon nichts gewußt? Warum hatte sie behauptet, der Schwarze Ritter würde immer noch in der Höhle hausen? Und wie vertrug sich das mit der Tatsache, daß außer ihr auch alle anderen Tiere ihn gesehen zu haben vorgaben? Zaches hatte die beiden sogar ausführlich beschrieben, sachlich und detailgetreu. Und Alraune hatte überdies noch so getan, als wären sie im Wald so häufig anzutreffen wie Trimmpfade. Alle Bewohner des Waldes hatten diesen Eindruck erweckt.
    Wenn auch das Rätsel durch diesen sonderbaren Fund eher noch rätselhafter geworden war, so stand es zumindest auf einem bestimmten Teilbereich 2:0 für mich. Erster Punkt: Wie mein unfehlbarer Instinkt vorausgeahnt hatte, kamen der verrückte Hugo und die Dogge als Mörder nicht in Frage, denn sie waren ja schon vor langer, langer Zeit gestorben. Zweiter Punkt: Jemand besaß ein brennendes Interesse daran, daß die Legende um den Schwarzen Ritter mit allen Mitteln aufrechterhalten und konstant weiterverbreitet wurde. Ob diese geheimnisvolle Gestalt mit der umherstreifenden Schwarzer-Ritter-Imitation oder gar mit dem Mörder identisch war, mußte vorerst leider unbeantwortet bleiben. Trotz Aurelies Mißtrauen gegenüber allem Mäuseartigen dachte ich an Zaches, der berichtet hatte, daß der Ritter auf einem Tier zu reiten pflege, das in einem Haus im Wald ...
    Ich machte eine neue Entdeckung. Doch löste diese keineswegs eine neue Kombinationskaskade aus, sondern ein verdammt flaues Gefühl in der Magengrube. Mein geistesabwesender Blick war während der Suche nach Lösungsmöglichkeiten konstant auf einen der natürlichen Steinpflöcke gerichtet gewesen, die aus dem höckerigen Boden wuchsen. Die Vorderkante des Gesteins wurde von einer der Lichtsäulen gestreift, aber die Stelle, wo der Strahl auftraf, leuchtete heller als alles andere an diesem Ort. Anscheinend wurde das Licht von etwas noch Hellerem reflektiert. Ich schaute nun genauer hin - und das flaue Gefühl in der Magengrube verwandelte sich in nackte Panik.
    Die Pranke des Monsters strahlte in dem Lichtkegel wie eine kostbare Sonderanfertigung hinter Panzerglas beim Juwelier. Als ich aufschaute, sah ich seine in der Dunkelheit wie kochendes Gold glühenden Augen. Vollkommen reglos, als seien sie fest installierte Dioden, starrten sie mich unverwandt an. Das Biest saß gelassen auf dem Gesteinshocker, und das wirklich Schockierende für mich war, daß es mich die ganze Zeit über geduldig beobachtet hatte. Nach den undeutlichen Konturen zu urteilen, betrug seine Körpergröße zirka eineinhalb Meter. Wahrscheinlich wartete es darauf, daß ich vor Schreck einem Herzinfarkt erlag, damit es sich die Mühe des Tötens ersparen und sogleich zum Fressen übergehen konnte. Und auch ich fand diese Lösung plötzlich gar nicht so unattraktiv, würde sie mir doch eine Menge Unannehmlichkeiten ersparen. Einen äußerst nützlichen Aspekt besaß die ultimative Begegnung mit Monsterpranke allerdings tatsächlich. Der Fall war geklärt! Sie hatte den verrückten Hugo und die Dogge vor Äonen hier erledigt und dann ihren Terror auf die Bauernhöfe

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