Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman
Finsternis hatten die Piloten große Probleme, feindliche Flugzeuge zu erspähen. Die Katze mit ihrem fantastischen Sehvermögen, so der Gedanke, würde den Feind schon von weitem im Anflug sehen. Also brauchte man mit der Kanone nur in die Richtung zu zielen, in welche die Katze gerade sah. Wenn die Zeichen nicht trügen, hat die Royal Airforce diese Schnapsidee in weiser Voraussicht gar nicht erst ausprobiert.
Insgesamt ist es eher unwahrscheinlich, daß das Militär den widerspenstigen Eigenbrötler Hauskatze je nutzbringend für den Kriegsdienst gebrauchen kann; dafür müßte er schon das Herz eines Hundes in seinem geschmeidigen Körper tragen. Dem Hund, als sozial lebende Tierart, liegt es im Blut, sich einem Führer zu unterwerfen. Die »solo« lebende Katze geht dagegen im Naturzustand nur ihren eigenen Impulsen und Geschäften nach. Von allen Katzenartigen sind höchstens die in Gruppen lebenden Löwen - mit ihrer »hündischen« Rudelmentalität - als Rekruten geeignet. Nach biblischen Legenden sollen Löwen die Arche bewacht haben, als verzweifelte Menschen das rettende Hausboot stürmen wollten. Sowohl römische Imperatoren als auch einige hochstehende Nazis hielten sich zahme Löwen, als Statussymbol, aber auch zum Personenschutz.
Nur im Tode bieten Katzenartige einen martialischen Wert. So tötete man in Afrika Leoparden, um mit ihrem Fell den Häuptlingen Macht, Würde und Ansehen zu verleihen.
(6) Es ist schon erstaunlich, mit welchem Affenzahn Samtpfoten sich aus dem Staub machen können, wenn Gefahr für ihr dekoratives Fell besteht: Bei vor Schreck fliehenden Katzen sind schon Spitzengeschwindigkeiten von nahezu 50 Stundenkilometern gemessen worden, die binnen wenigen Sekunden aus dem Stand erreicht wurden. Mit diesem Tempo läuft die Katze beinah jedem Hundeartigen davon. So erreicht ein Eskimohund gerade einmal die Hälfte des Katzenspeeds. Ein Wolf kann so eben mit einer sprintenden Katze mithalten, und nur speziell für Rennen gezüchtete Kläffer wie der Greyhound fahren mit 70 Stundenkilometern an einer rasenden Katze vorbei. Überhaupt gehören Katzen zu den schnellsten Kleinsäugetieren der Welt. Ratten bzw. Eichhörnchen erreichen auf kurzen Strecken lediglich Tempo 3 bzw. Tempo 20. Selbst der als Sprinter berühmte Hase überflügelt die Katze um bestenfalls 10 Stundenkilometer. Zwar bringt es ein Rennpferd auf 70 Stundenkilometer. Das heißt aber, daß der Gaul beim zigfachen Körperumfang gerade mal die anderthalbfache Höchstgeschwindigkeit erreicht. Mit diesem Größe/Leistungsverhältnis sticht die Katze natürlich auch jeden Rennwagen aus.
(7) Katzen besitzen eine derartige Robustheit und Unverwüstlichkeit, daß das Sprichwort ihnen den Besitz von neun Leben unterstellt. In der Tat kommen die akrobatischen Rabauken oft über die schlimmsten Verletzungen hinweg. Wunden heilen bei einer Katze häufig ungewöhnlich schnell, und das Tier macht so wenig davon her, als ob es die sagenhafte Schmerzunempfindlichkeit eines Indianers besäße. Zum Teil hängt die Widerstandsfähigkeit damit zusammen, daß der Körper der Katze ein »Wunderwerk der Natur« darstellt, wie bereits Alfred E. Brehm in seinem legendären Brehms Tierleben rühmte. Eine Katze besitzt zum Beispiel 500 frei bewegliche Muskeln, die ihr nach Ansicht des amerikanischen Tierarztes Dr. Howard Schulberg auch in Extremsituationen eine märchenhafte Bewegungsfreiheit verleihen. »Es ist durch ungezählte Beispiele bewiesen, wie Katzen durch Hinabspringen aus brennenden Gebäuden, Durchschwimmen von Flüssen und ähnliche Bravourstücke es fertiggebracht haben, in Situationen zu überleben, in denen das keinem anderen Lebewesen geglückt wäre.« Hilfreich ist auch, daß die Katze eine ungewöhnlich flexible Wirbelsäule besitzt, die sie beim Sprung völlig zusammenziehen und dann wieder pfeilgerade ausstrecken kann. Zudem sind ihre Vorderbeine nicht fest mit dem Skelett verbunden. Deshalb kann sie auch beim Sprung aus größeren Höhen den Körper leicht abfedern lassen, ohne daß eine nennenswerte Gefahr von Prellungen, Stauchungen und Brüchen droht.
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