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Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Grundmauern ausgebranntes Mammutgebäude, darin eine turmhohe steinerne Wendeltreppe, welche bis zum verkohlten Dachstuhlgerippe hochreichte, und darüber ein technicolor-blauer Frühlingshimmel. Die Treppe wurde von Hunderten der Meinigen belagert, ihnen links gegenüber an einem Mauerrudiment hatten sich genauso viele Kläffer zusammengerottet. Der berühmte Klugscheißer Francis stand im Zentrum dieser Arena und gab gerade detektivische Mutmaßungen zum besten. Moses, Mäxchen, Titus, Hinz, Kunz, Sissi, Blaubart und Hektor in der vordersten Reihe lauschten ihm wie der Rest der Versammlung mit skeptischen Gesichtern. Kurz, Amöbius Mars, ganz der in den Büschen verborgene Safarihelmforscher, hatte für seine Sammlung ein hübsches Foto von unserer Krisenkonferenz geschossen.
    Was dieses Bild auf dem Laptop-Schirm zu suchen hatte, konnten Hektor und ich uns denken. Es war ein Wink mit dem Zaunpfahl, der letzte Hinweis, den uns die Bestie schenkte, und der Beginn des allerletzten Aktes in diesem bluttriefenden Stück.
    »Hektor, ich flehe dich an«, sagte ich, »laß uns kein Risiko mehr eingehen, nachdem wir schon so weit gekommen sind. Wir könnten eine neue Konferenz einberufen und alle gemeinsam einen Vergeltungsplan schmieden. Bedenke, daß wir es hier nicht mit einem x-beliebigen Tierhasser zu tun haben, den du nur in den Hintern zu beißen brauchst, um ihn zur Besinnung zu bringen.«
    »Und bedenke du, Francis, daß wir es auch nicht mit dem unbesiegbaren Monster zu tun haben, als das dieser Schurke sich stets auszugeben versucht hat«, erwiderte Hektor. Er trippelte ungeduldig mit den Vorderpfoten auf und ab und scharrte mit den hinteren. Man sah es ihm an, daß er es gar nicht abwarten konnte, Mars seiner verdienten Strafe zuzuführen, vor allen Dingen, daß er sich diese Strafe außergewöhnlich grausam vorstellte. Doch man sah es ihm auch an, daß er sich von mir unter keinen Umständen zu einem Aufschub überreden lassen würde - jetzt, wo seine Jagd- und Hetzinstinkte geweckt waren.
    »Er ist nur ein Mensch, ein elender Mensch, Francis«, fuhr er fort. »Und außerdem habe ich dir noch eine Kleinigkeit aus meiner Biographie verschwiegen. Wir wurden außer für das Erschnüffeln von Minen und Leichen auch noch für eine andere Sache ausgebildet. Wie du schon richtig vermutet hast: Der Mann auf dem Abrichtplatz, dem ich an den gepolsterten Arm springen mußte, hat mir jede Menge beigebracht!«
    »Du willst die Entscheidung unbedingt noch diese Nacht?«
    »Bevor der Morgen graut.«
    »Hektor ...«
    »Tut mir leid, Francis, manche Dinge im Leben müssen sofort erledigt werden und dulden keinen Aufschub.«
    Das, was seine müden Augen im Dienst erblickt hatten, mußte solch verheerende Spuren in seiner Seele hinterlassen haben, daß er es so schnell wie möglich aus der Welt schaffen wollte, wenn es irgendwo wieder sein häßliches Haupt erhob. Denn es widersprach zutiefst seinem Charakter, derart bedeutende Entscheidungen zu treffen, bevor er sie nicht mit einer höhergestellten Autorität näher erörtert hätte. Eigentlich handelte er meiner Natur gemäß - und ich seiner . Konnte man also zum guten Schluß sagen, wir hätten beide etwas voneinander gelernt?
    Der Regen, die Blitze und das Donnergrollen hatten sich noch enger zu einer Allianz des Schreckens verbündet, als Hektor und ich durch die Gärten unseren Weg zu der Ruine suchten. Die Blitze, die den schwarzen Himmel heimsuchten, erinnerten an Sonden, die sieche Eingeweide durchleuchten, und der darauffolgende Donner an das Zerbersten dieser Eingeweide. Der Regen fiel so dicht, daß wir nicht weiter als zwei Meter sehen konnten. Wie winzige Geschosse traktierten die hernieder sausenden Tropfen unser Fell, das sich schon längst wieder in vollgesogene Pelzmäntel verwandelt hatten. Das Frühlingsidyll hatte sich in ein einziges Schlammfeld verwandelt und die akkurat gepflegte Flora in ein irrsinniges Ungeheuer, das uns mit seinen tausend Pflanzenarmen auf den Mauersimsen und Matschwegen zu erschlagen und zu erdrosseln versuchte.
    Als wir das Ziel endlich erreicht hatten, starrte uns das fragmentarische Gebäude von der Ferne wie ein kolossaler Totenschädel entgegen. Eine gewaltige Blitzverästelung zerriß das Firmament und ließ die Nacht zum Tag werden. Die Licht- und Schattenspiele in den Trümmern hauchten dem Totenschädel kurzfristig Leben ein, und zu unserem Entsetzen schien er uns mit einem Mal wahrhaftig anzugrinsen. Dennoch ließen wir

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