Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Felidae 4 - Das Duell

Titel: Felidae 4 - Das Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
Vom Netzwerk:
gedacht. Ich fühle mich kaputt und müde. Dennoch wird mich der Gedanke um den Schlaf bringen, daß unsere Brüder und Schwestern im Glashaus unter der Obhut dieser Sadisten in ständiger Gefahr sind. Wer weiß, was sie dort alles erdulden müssen. Ich wünschte, sie stünden eher heute als morgen unter dem schützenden Dach von Animalfarm. «
    »Wünsch dir was in die eine Pfote und scheiß in die andere hinein und guck dann nach, in welcher du was findest!«
    Blaubarts Rat war nicht gerade hilfreich.
    »Wer sagt denn, daß wir es nicht besser als die Skimaskenmänner hinkriegen und unsere Leute nicht aus eigener Kraft da rausholen können?« sagte Junior. Dabei zauberte er ein stolzes Lächeln hervor, als habe er soeben den Staubsauger mit Atomantrieb erfunden,
    »Wie sollen wir das hinkriegen, wenn Agatha und Dr. Gromyko wie Glucken auf ihnen sitzen?« entgegnete ich.
    »Gleich morgen könnten wir es tun.«
    »Wie bitte?«
    »Ich sagte doch, daß ich der Marco Polo des Reviers bin. Und auf meinen Entdeckungsreisen ist mir das Glashaus natürlich schon vor einiger Zeit aufgefallen. Ebenso die Gewohnheiten seiner Bewohner . Morgen ist Freitag, und an jedem Freitag mittag wird die alte Menschenfrau im Rollstuhl von dem langen Kerl aus dem Haus geschoben und in einen Van verladen. Sie bleiben stets bis zum späten Abend weg ...«
    «Der wöchentliche Termin für die Chemotherapie!« kombinierte ich.
    »So wird's wohl sein. Wenn es uns gelänge, eine schlagkräftige Truppe zusammenzutrommeln, könnten wir in einer Blitzaktion hineinmarschieren und wären innerhalb von zwei Minuten mit unseren Schutzbefohlenen wieder raus, ohne daß jemand etwas mitbekommt. Wenn uns ein unerwarteter Gast dazwischenfunken sollte, veranstalten wir ein mordsmäßiges Tohuwabohu oder gehen zum verschärften Krallenangriff über.«
    »Hört sich nicht schlecht an. Aber hoffentlich ist dir bewußt, daß schon ein einziger Mensch vom Schlage Dr. Frankensteins viele von uns verletzen oder gar töten könnte, wenn er einmal in Rage gerät. Wir brauchten für so eine Befreiungsaktion wirklich die Abgebrühtesten im Revier.«
    »Macht euch da mal keinen Kopf«, sagte Blaubart. »Ich glaube, ich weiß, an wen ich mich da wenden muß. Der Kerl ist so was von hammerhart, daß seine sogenannten Besitzer in den vorzeitigen Ruhestand getreten sind, um ihn bei Laune zu halten. Und die Gesellschaft, mit der er sich umgibt, ist noch ein paar Zacken härter drauf. Scheiße ja! Freunde, wir treffen uns morgen mittag im Park des Glashauses!«
    Wir klärten noch einige Einzelheiten des Ablaufs, doch die zurückliegenden turbulenten Geschehnisse forderten ihren Tribut und drohten mich allmählich schachmatt zu setzen. Für die gefährliche Kommandoaktion, die vor mir lag, mußte mein Akku für ein paar Stündchen an die Steckdose. So verabschiedete ich mich von den beiden Futterräubern und trat durch das von Junior erwähnte Loch in der Mauer den Rückweg an. Es ging den verschneiten Hügel abwärts, und nicht selten blieben meine Beine im Schnee stecken. Unter mir lag das Gründerzeitviertel wie das Pappmodell eines Architekten, allerdings in Watte verpackt. Über mir das sternengespickte schwarzblaue Himmelszelt, das trotz seiner atemberaubenden Anmut nichts als beißenden Frost herabsandte. Der strangulierte Artgenosse kam mir wieder in den Sinn, wie er im Muschelbecken tot, vereist und bar jeder Würde die Nacht verbracht hatte. Wir würden uns alle einmal von dieser Welt aufmachen müssen in eine bessere, gewiß, doch wünschte sich jeder, daß diese letzte Reise ein weiser, uns alle liebender G ott für uns gebucht hatte und nicht ein von Haß besessener kranker Geist. Der sofort und meist mit Erfolg unterdrückte Groll gegen den Homo sapiens stieg erneut in mir hoch, auch wenn wir nicht sicher sein konnten, daß der Mörder dieser Art angehörte. Trotzdem wußte ich intuitiv, daß nur ein Mensch ein derartiges Inferno der Barbarei zu entfachen vermochte. Auch fühlte ich Wut, eine Wut allerdings, die mich in meinem Gefühl bestärkte, daß ich den Übeltäter über kurz oder lang stellen würde, gleichgültig, wie geschickt er sich im Reich der Finsternis hinter tausend Rätseln verbarg.
    Über die Dächer der neu errichteten Hanghäuser gelangte ich zu den alten Gebäuden. Deren Dächer reihten sich lückenlos aneinander, so daß ich, vor klaffenden Abgründen sicher, zwischen Schornsteinen und Gauben freie Fahrt hatte. Von Dachtraufe zu Dachtraufe

Weitere Kostenlose Bücher