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Felidae 4 - Das Duell

Titel: Felidae 4 - Das Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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hochkarätigen Kundschaft bedienen und, wie ich gehört habe, DANDY CAT heißen. Klar, daß dafür jede Menge Versuchskaninchen benötigt werden, die das Zeug monatelang fressen müssen. Zumindest in diesem Land aber ist es aufgrund rigider Tierschutzgesetze für die Industrie immer schwerer geworden, an genügend Versuchstiere heranzukommen, und sei es auch nur, um sie mit einer guten Mahlzeit zu verwöhnen. Deshalb kommen wohl allmählich nicht ganz koschere Methoden zum Einsatz, um die Testreihen trotzdem in aller Eile fertigzustellen ...«
    So Adrian, der Allwissende, vor zirka einer Stunde. Damit hatte er den Verdacht dunkler Machenschaften von Agatha und Dr. Gromyko elegant auf Animalfarm gelenkt – wie es Fabulous getan hatte, nur in die entgegengesetzte Richtung. Doch auch hier war Mr. X allen einen Schritt vorausgewesen und hatte von vornherein gewußt, welches neue Lügengebäude entstünde, wenn das alte erst einmal in sich zusammengefallen war. Der zweite Mord war in Wahrheit eine Art spöttischer Kommentar zu den Behauptungen des Lügners Adrian. Denn die Morde provozierten die Lügen, und die Lügen provozierten die Morde. Anders ausgedrückt: Sowohl Agatha und Dr. Gromyko als auch Animalfarm waren wohl tiefer in die Sünde verstrickt als Satan höchstpersönlich!
    Noch verrückter als das war jedoch die Vorgehensweise des geheimnisvollen Moralisten. Weshalb mußte er erst zwei Artgenossen killen, um der Welt den Spiegel der Unmoral entgegenzuhalten? Damit stellte er sich automatisch auf eine Stufe mit den wahren Verbrechern. Hatte ich Verbrecher gesagt: Wer waren diese Verbrecher? Und um welch abscheuliches Verbrechen ging es hier überhaupt, daß man zum Zwecke seiner Aufdeckung ruhig zwei Tote in Kauf nehmen durfte? Weder im Glashaus noch in der Manufaktur hatte ich etwas beobachtet, das auf ein Verbrechen hindeutete. Und sogar die Morde selbst entpuppten sich beim näheren Hinsehen als gestellt, auch wenn dafür zwei ins Gras beißen mußten.
    Die allmählich in meine Eingeweide kriechende Kälte lenkte mich von den konfusen Überlegungen ab. Ich stellte fest, daß ich inzwischen das verschneite Aussehen der Leiche vor mir angenommen hatte. Ich schüttelte mich heftig und schleuderte den Schnee notdürftig von mir ab. Die Bewegung tat mir gut und verschaffte mir einen klaren Kopf. Zugleich faßte ich einen Plan. Adrian mußte seine Blockade aufgeben und Tacheles mit mir reden. Angesichts zweier Mordfälle mußte er endlich die Geheimnisse preisgeben, die er aus welch dubiosen Gründen auch immer hütete. Vielleicht kannte er sogar den Mörder.
    Ich machte kehrt und tapste den ganzen mühseligen Weg wieder zurück. Der Sturm hatte von seiner Intensität nichts verloren, aber nun fühlte ich mich dagegen wie von einem Panzer geschützt, da meine Schlußfolgerungen mich wie von innen wärmten und mir ungeheure Kraft verliehen. Nach einer Weile tauchten in der Ferne die Baumkronen des Wäldchens auf. Klammheimliche Freude stieg in mir hoch ob des dummen Gesichts, das mein Widersacher machen würde, wenn er mich wieder vor sich sah und mit den neuen Erkenntnissen konfrontiert würde.
    Schade nur, daß es anders kam und statt er ich jäh ein dummes Gesicht machen mußte.
    Die Mauer, von der es mit einem Sprung ins Unterholz ging, lag nur noch zirka hundert Meter entfernt, als plötzlich ein alter Bekannter auf der Bildfläche erschien. Niemand anderes als Adrian hechtete unversehens von unten auf die Mauer und lief zielgerichtet nach links davon. Es war mehr als unwahrscheinlich, daß er bei diesem Katastrophenwetter sein tägliches Joggingprogramm absolvierte. Nein, sein verbissener Gesichtsausdruck und der hurtige Gang sagten mir, daß er etwas sehr Dringliches vorhatte. Ich hätte ihn dazu befragen und ihm meine Begleitung andienen können, doch hielt ich es für klüger, wie gestern abend Distanz zu bewahren und ihm einfach heimlich zu folgen.
    Der Schneefall erschwerte die Beschattung, und bisweilen fürchtete ich, das Wild aus den Augen zu verlieren. Nichtsdestotrotz meisterte ich die kritischen Momente, indem ich ihm selbst auf die Gefahr hin, entdeckt zu werden, dicht auf die Pelle rückte. Wie geschickt Adrian sich auch bewegte und Haken schlug, ich schaffte es stets, ihm auf den Fersen zu bleiben. Allmählich glaubte ich auch zu wissen, wohin des Klugscheißers Weg führte. Natürlich konnte ich mich bei dieser miserablen Sicht, die dem optischen Rauschen eines defekten Fernsehers glich, auch

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