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Felidae 4 - Das Duell

Titel: Felidae 4 - Das Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Rolle!« so richtig hatte austoben dürfen. Ein facettenreicher Diamant aus Glas und Sichtbeton, verwinkelt, verschachtelt und doch absolute Transparenz vortäuschend, da jeder Raum in Licht gebadet war und gleich einer Glaslaterne freien Einblick ins Innere gewährte. Das aus drei Stockwerken bestehende, mit etlichen Terrassen bestückte Gebäude glich einem einzigen Wintergarten, allerdings einem, der von Künstlern und Glasbläsern geschaffen worden war.
    Während ich also in den letzten Monaten (womöglich Jahren) so vor mich hingedöst hatte, war dieses parkartige Grundstück von einem Vertreter des Geldadels bebaut worden. Der Zustand des Wäldchens war keineswegs darauf zurückzuführen, daß dem stolzen Besitzer am Ende das Geld ausgegangen war, sondern im Gegenteil, der Wildwuchs diente als natürlicher Schutzwall gegen neugierige Blicke. Und in diesem Glitzerpalast wohnte mein Freund Adrian, der Gesalbte? Unfaßbar: schön, klug und auch noch reich! Fehlte nur noch, daß sein Herrchen zu jenen schrulligen Zweibeinern gehörte, die nach ihrem Ableben ihr gesamtes Vermögen testamentarisch ihrem geliebten Haustier vermachen. Während ich über diesen Gedanken noch schmunzelte, hatte ich plötzlich die untrügliche Ahnung, daß es genauso war!
    Ich war jedoch nicht als Robin Hood unterwegs, sondern als Sklave meiner Wißbegier. Irgend etwas stimmte mit dem Kerl nicht, und trotz meines inzwischen Halluzinationen von ganzen Schlachthöfen erzeugenden Hungers war ich felsenfest entschlossen, es herauszubekommen. An den Pyramidenbäumen vorbei trippelte ich schnell zum Haus, Adrians frische Pfotenspuren im Schnee stets vor Augen. Ich begann das Gebäude vorsichtig zu umrunden. Die wandgroßen Scheiben erlaubten ungehinderte Sicht ins Erdgeschoß, und es kam mir so vor, als glotzte ich in die Vitrine eines Juweliers. Aus der Nähe nämlich offenbarte sich der Luxus noch viel schamloser. Feinste Pitchpine-Böden, ausgesuchte Stofftapeten, auf denen asiatische Landschaften im Tuschzeichnungsstil abgebildet waren, Möbel und Accessoires von echt antik bis kühler Avantgarde, eine Edelstahlküche, die einem Gourmettempel alle Ehre gemacht hätte, und Leuchten über Leuchten. In die Decke versenkte Halogenstrahler, Jugendstil-Deckenfluter und Dämmerlichtinseln, erzeugt durch geschmackvolle Tischlampen. Kein Zweifel, hier hatte jemand bei der Frage »Darf's ein bißchen mehr sein?« immerzu genickt und stellte nun im wahrsten Sinne des Wortes sein Licht nicht unter den Scheffel.
    Alle Räume waren menschenleer, obwohl sie bewohnt wirkten. Und auch von Adrian keine Spur. Aber es gab ja auch noch die oberen Stockwerke. An der Rückseite des Gebäudes führte eine weißgekalkte Außentreppe im mediterranen Stil zu der Terrasse im ersten Stock. Ich stieg sie hoch und erreichte ein Rechteck aus Bankirai-Holz, das einen weiteren Glaskasten von mindestens dreieinhalb Metern Höhe umrahmte. Wieder setzte ich zu einem Rundgang an, stoppte jedoch abrupt, als ich um die erste Ecke bog. Ich duckte mich schnell, um von innen nicht gesehen zu werden. Denn was ich durch die Panoramascheibe erblickte, war um einiges bizarrer als der Protzbau selbst.
    Wie es schien, handelte es sich bei dem überwiegenden Teil der Etage um ein Schlafzimmer von der Ausdehnung einer ganzen Wohnung. Ein gigantisches Bett bildete dabei den Mittelpunkt. Es war mit schwarzem Samt bezogen und von einem Baldachin in derselben düsteren Farbe überdacht. Direkt gegenüber loderte ein moderner Betonkamin. In dem mit erlesenen Teppichen, asiatischen Antiquitäten und dämmrig leuchtenden Papierlämpchen möblierten Raum herrschte eine urgemütliche Atmosphäre, und doch schien hier auch ein leiser Hauch des Todes zu wehen. Das kam nicht von ungefähr. In einem Winkel weiter hinten führte eine Wendeltreppe zum obersten Stockwerk hinauf.
    Das Stück, das in diesem merkwürdigen Schlafzimmer gespielt wurde, hätte den Titel »Zwei Glatzen und dreißig Zwerge« tragen können. Im Bett saß, von diversen scharlachroten Samtkissen gestützt, eine glatzköpfige alte Frau und löffelte Suppe aus chinesischem Porzellan. Zu meinem Bedauern machte sie nicht den Eindruck, als entspränge ihre Kahlköpfigkeit irgendeinem Modetrend. Obwohl sie in einem weiten Nachthemd steckte, sah man, daß sie bis auf die Knochen abgemagert war. Ihr Gesicht, ein runzeliges Stück Haut, aus dem die Schädelknochen durchschienen, war vollkommen bleich. Die Augäpfel traten wie die einer

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