Felidae 4 - Das Duell
Kurvendiagrammen benötigt werden. Ich nahm an, daß diese Geräte zur Bestimmung des aktuellen Gesundheitszustands der Kranken da waren.
Während der Diener das Tablett auf einem Beistelltischchen abstellte und sich dann über die Computertastatur beugte, versuchte ich mir auf all dies einen Reim zu machen. Und kam sehr schnell zu dem Schluß: Ich konnte es nicht! Das mit den Kordeln, schön und gut. Aber solcherlei Kordeln waren vermutlich in jedem zweiten Haushalt in dieser Gegend obligatorisch. Schließlich handelte es sich um ein gebräuchliches Dekorationselement, das jede Hausfrau, die etwas auf ihren Geschmack hielt, in einer Schublade aufbewahrte. Und daß Adrian bei einer todkranken Katzenliebhaberin wohnte, gab weniger Anlaß zu wüsten Verdächtigungen, denn tiefster Traurigkeit.
Dies erkannt, betrachtete ich resigniert den sich heftig bewegenden Rücken des Glatzkopfs, der sich inzwischen in eine Art Tippwahn hineingesteigert hatte. Doch als wäre mein Blick von einem Magneten gelenkt, driftete er plötzlich ab, glitt über die Schulter des Mannes und fixierte die zwei Kästen in einem dunklen Bereich am Ende des Raumes. Sie bestanden aus Edelstahl und reichten einem Menschen bis knapp über den Bauch. Ihre doppelflügeligen Türen waren von oben zu öffnen und enthielten an der Vorderkante Sicherheitsschlösser. Und während ich noch damit beschäftigt war, mich von meiner Verwirrung zu erholen, da wußte mein unfehlbarer Instinkt schon Bescheid: KÜHLTRUHEN! Der Kerl hatte hier gleich zwei Kühltruhen aufgestellt. Aber es waren keine gewöhnlichen Kühltruhen, sondern medizinische, solche, die von Ärzten und Labortechnikern ...
»Na, Francis, hast du die Diashow genossen? «
Es hätte wirklich nicht viel gefehlt, und meine Blase hätte das schone Bankirai-Holz mit einem kräftigen Strahl bedacht und in den Schnee einen Kreis vom Durchmesser eines Pizzatellers geschmolzen. Die sanft hingehauchte Stimme aus der Finsternis jagte mir einen solchen Schrecken in die Glieder, daß meine Herzklappen für einige Momente ihren Betrieb einstellten und auf weitere Befehle warteten. Trotzdem gab ich mir einen Ruck und riß mich herum.
Adrians dekadente Arroganz von vorhin war einer ordinären Wut gewichen. Der Bursche hatte sich in eine Granate verwandelt, die kurz vor der Explosion stand. Sein rotbraunes Fell schien in Flammen zu stehen, und der Blick aus den glühenden Kupferaugen war derart stechend, daß er meinen zu vernichten drohte. Ich fragte mich, ob er mich gleich bei meiner Ankunft bemerkt hatte oder erst später, als ich ein Weilchen zu lang durch die Scheibe gestarrt hatte.
»Nicht alle Dias fanden meine Zustimmung«, sagte ich mit übertriebener Coolness, als wollte ich jetzt als Rapper Karriere machen. Insgeheim zitterten mir die Knie. »Aber einige waren recht ...«
»Was tust du hier?« schrie er mich an und richtete die lockenförmigen Rückenhaare igelspitz auf. Das Gesichtsfell verzog sich nach hinten, so daß er die Physiognomie eines Raubvogels erhielt. Kein Zweifel, ein falsches Wort, und er würde mir an die Gurgel springen.
»Ich bin auf der Suche nach dem Genie, das mir noch vor ein paar Minuten die große Welt des Kombinierens erklärt hat, ohne jedoch auf die faulen Dinge in seinem eigenen Haus einzugehen.«
»Was! Bist du jetzt endgültig übergeschnappt, alter Mann? Wovon redest du? Spionierst du mir etwa nach, weil du dich vorhin vor den Damen bis auf die Knochen blamiert hast?«
»Kann sein. Aber ich mußte feststellen, daß Neid auch seine praktischen Seiten hat. Ihr seid mir ein paar Antworten schuldig, Eure Gottheit.«
»Gar nichts bin ich dir schuldig. Sieh zu, daß du Land gewinnst, Francis, sonst ...«
»Sonst was? Pfeifst du sonst den Herrn der Kühltruhen herbei?«
»Es wäre hilfreich, wenn du dich etwas verständlicher ausdrücken würdest. Ansonsten gilt: Ich lasse mich von dir nicht aushorchen!«
Er machte immer noch den Eindruck, als würde durch seine Adern glühende Lava fließen. Doch entging mir nicht, daß meine Andeutungen den Vulkan um einige Grade hatten abkühlen lassen. Was allerdings wenig an seiner angriffslustigen Körperhaltung und dem stachelig gesträubten Fell änderte.
»Seit wann wohnst du hier, Adrian? Und wer sind deine vielen Mitbewohner ? «
»O Herr, was kann ich nur tun, um von den Belästigungen eines gelangweilten Frührentners verschont zu bleiben? Also gut, ich will deine gottverdammten Fragen schnell beantworten, Francis.
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