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Felidae 4 - Das Duell

Titel: Felidae 4 - Das Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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hätten sie den Kampf gegen die Schwerkraft endgültig aufgegeben, wogegen bei den Männern seltsamerweise Busen sprossen. Ihre Mundwinkel zogen sich nach unten. Unansehnliche Runzeln ohne Zahl bemächtigten sich ihrer Gesichter, unter der Haut schienen allmählich die Schädelknochen hervor. Die Haare fielen ihnen aus oder ergrauten so schlagartig, als hätte sie ein Blitz gestreift, sie sackten zusammen, begannen mit dem Kopf zu zittern und zu sabbern, bis sie nur noch durch milchige Augen ins Leere starrten.
    Der alte Dressman, der nun den Eindruck machte, sich von all den Grauköpfen noch am besten gehalten zu haben, schaute mir klagend in die Augen.
    »Das ist nicht Altern, Francis«, sagte er. »Das ist Geborenwerden, um zu sterben. Was macht das für einen Sinn? Was macht das für einen Sinn?«
    Die Greise lösten sich nun in ihre Bestandteile auf. Die Schädelknochen stachen durch die Kopfhaut hindurch, die wie vertrocknete Erdklumpen von den Runzelfratzen abfiel, gefolgt von silberfarbigen Haarteilen und Augäpfeln. Das welke Fleisch bekam Risse, platzte auf und ließ aus den Öffnungen einen glibberigen Strom aus Eingeweiden, Blut und anderen undefinierbaren Körperflüssigkeiten fließen. Muskelgewebe, Sehnen, Adern, Fett, alles verschmolz zu einem Mus und rann aus den Körpern. Im Nu füllte sich die Eishöhle mit einer dunkelrot schimmernden Brühe, in der noch einige feste Innereien schwammen. Auf den Eishöckern saßen jetzt anstatt der Schönlinge nur noch Skelette. Aber auch sie konnten sich dem rasenden Verfall nicht lange erwehren. Die Totenschädel kullerten von den Halswirbeln und plumpsten in das Meer des dahingegangenen Fleisches. Brustkörbe und Schulterblätter brachen in sich zusammen, Arm- und Beinknochen fielen auseinander, Becken kippten um, jedes einzelne Knöchelchen löste sich aus seiner Verankerung, bis nichts mehr da war. Am Ende sah man nichts als die blutbesudelten Eishöcker, die aus dem dünnflüssigen Matsch emporragten.
    Es begann wieder zu schneien, und in den weißen Wirbeln war nur noch das Gerippe des alten Dressman zu sehen. Kurioserweise hatte er seine stechenden Augäpfel behalten. Sie fixierten mich wie unsichtbare Speere.
    »Finde es heraus!« klapperten Ober- und Unterkiefer des Gerippes. »Finde es heraus und erlöse uns alle von diesem Leiden! Finde mich, Francis! Finde mich, Francis! Finde mich, Francis! ...«
    Das Gerippe brach auseinander, und die herabfallenden Knochenstücke türmten sich im Schnee zu einem grotesken Haufen. Das überhelle Augenpaar jedoch blieb an seiner Stelle. Es verharrte in der Luft und starrte mich weiterhin an, als hinge es an Nylonf ä den. Danach kehrte die Finsternis wieder zurück.
    Ich erwachte allmählich aus meinem unfreiwilligen Schlaf. Kuschelig warm war es mir geworden, als hätte ich in der Zwischenzeit ein Sonnenbad genommen. Noch war ich versucht, mich in die Höhle des Schlummers zurückzerren zu lassen, doch klang die Betäubung merklich ab. Ich klappte mühsam die Lider auf – und blickte in dieselben grell leuchtenden Augen, die ich in meinem anscheinend nimmer enden wollenden Traum gesehen hatte.

 
     
    5.
     
     
     
    D ie Augen waren wieder in das Gesicht der Phantomgestalt zurückgekehrt, einem nicht näher zu spezifizierenden Schattenwesen, das vor einem nur wenig helleren Hintergrund kauerte. Die Umrisse deuteten auf ein Tier, ja auf einen spitzohrigen Zeitgenossen. Doch waren da wieder diese nicht zueinander passen wollenden Proportionen, welche meine Alarmglocken läuten ließen. Über dem Kopf des Phantoms stand in scharlachroten Lettern geschrieben:
     
     
    YOU ARE THE ANIMAL!
    Darunter:
    COMING SOON
    10. 1. 2003
    Und etwas weiter darunter:
    w ww.animalfarm.com
     
     
    Ich glotzte auf ein verdammtes Plakat! Ein Plakat allerdings, das die Dimension eines kleinen Hauses besaß. Und von dem ich nicht den blassesten Schimmer besaß, wofür es warb. Aber nicht allein das bekam ich zu sehen, sondern auch etwas, was mich sozusagen persönlich betraf, nämlich die hübsche Ansicht von Gitterstäben. Ich befand mich in einem zugegebenermaßen geräumigen Käfig. Über mir strahlte eine Art Schirmglucke, eine große rote Lampe zum Wärmen von neugeborenem oder verletztem Vieh, mit dem man mich großzügigerweise in meinem betäubten, wohl auch etwas verfrorenen Zustand warm gehalten hatte. Ich lag auf einer weichen und sauberen Wollmatte, die offenkundig speziell für diesen Käfig angefertigt worden war. Hätte

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