Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman
Klang, orientiert sie sich an weiteren, ihr bekannten »Hörbildern« wie Verkehrsgeräusche, Bachgeplätscher oder Kinderlärm. Ihr Gehirn kennt all diese Eindrücke und kann sie genau dem jeweiligen Ort zuordnen.
Was die Katzen mit den »Siebenmeilen-Stiefeln« angeht, wurde jedoch keiner der bekannt gewordenen Fälle durch strenge, objektive und kontrollierte wissenschaftliche Methoden abgesichert. Es handelt sich durchgehend um anekdotische Schilderungen, die von einzelnen Personen überliefert wurden. Das ganze bunte Spektrum menschlicher Motive – von der Begeisterung über die Eitelkeit bis hin zu Täuschung und Wahnsinn – kann also solche Erzählungen beeinflusst haben. Dieses Argument wiegt umso mehr, weil auf jede Katze, die (angeblich) heimgefunden hat, Tausende Artgenossen kommen, die verschollen blieben – ohne dass
es in der Zeitung stand. Genau genommen ist das Heimfindevermögen der Katze sogar wissenschaftlich unüberprüfbar. Man müsste eine repräsentative Stichprobe von Katzen an einen entfernten Ort »abschieben« und im Experiment überprüfen, wie viele wieder nach Hause finden. Aber so ein Experiment ist schon aus ethischen Gründen unzulässig, weil selbst die Leichtgläubigen ahnen müssen, dass dann viele Miezen »auf der Strecke« bleiben.
Denn eine zu große Reisedistanz kann für Katzen zum Problem werden. Nach dem Jagdgesetz dürfen Jäger wildernde Tiere erschießen, auch Haustiere – und das völlig legal. »Sobald sich eine Katze 200 bis 500 Meter – je nach Bundesland – vom Wohngebiet entfernt, gilt sie als wilderndes Tier und darf geschossen werden«, sagt der Geschäftsführer des Tierschutzbundes, Thomas Schröder. Der DJV erklärt, dass sich diese Bestimmung vor allem auf wildernde Katzen bezieht. Doch vor allem die Zahlen lassen aufhorchen: Schröder schätzt, dass bundesweit jedes Jahr über eine halbe Million Katzen erschossen werden.
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Ähnlich wie bei uns Menschen ist auch bei unseren schnurrenden Hausgenossen seit Jahrzehnten eine massive Verlängerung der Lebenserwartung zu beobachten. Im Jahr 1930 hatten Wohnungskatzen eine Lebensdauer von durchschnittlich 8 Jahren. Heute können gut gepflegte, kastrierte Stubentiger mit 15 bis 17 Jahren irdischen Daseins rechnen, bevor sie in die ewigen Jagdgründe aufsteigen. Tatsächlich ist es heute nicht mehr ungewöhnlich, dass Katzen ein gesegnetes Alter von 20 oder mehr Jahren erreichen. Eine Katzendame mit dem klangvollen Namen Creme Puff wurde
sogar stolze 38 Jahre alt! In Katzenjahren beträgt dies angeblich um die 169 Jahre. Verwildert lebenden Outdoor-Katzen sind allerdings auch heute noch weit weniger Erdenjahre vergönnt.
Die Menschen würden dem Zahn der Zeit am liebsten mit der Formel der ewigen Jugend ein Schnippchen schlagen. Katzen, die in der Regel länger leben als Hunde, haben dieses Ziel zumindest zum Teil erreicht: Sie kommen ausgesprochen würdevoll in die Jahre und behalten bis zum Ende einen großen Teil ihrer jugendlichen Vitalität und Anmut bei. Das liegt daran, dass Menschen sich zumindest prinzipiell einen altersbedingten Abbau »leisten« können, weil sie als soziale Primaten in einer Gemeinschaft leben, die ihnen viele Dinge abnimmt, die sie im Alter nicht mehr selbst erledigen können. Katzen sind dagegen als Einzeljäger darauf angewiesen, möglichst lange fit für die Jagd zu bleiben. Das hat sich auch bei den in menschlicher Obhut lebenden Katzen kaum geändert. Werden sie jedoch ernsthaft krank oder sehr geschwächt, geht es häufig schnell dem Ende zu.
Dass Katzen immer älter werden, mag mehrere Gründe haben. Mit Sicherheit spielen die gleichen Faktoren eine Rolle, die auch die Lebenserwartung des Menschen emporschnellen ließen: hochwertige und bedarfsgerechte Futtermittel sowie verbesserte medizinische Kenntnisse und damit weiter reichende Möglichkeiten bei der Früherkennung und Behandlung von Erkrankungen. Auch die zunehmende Wohnungshaltung und damit ein minimiertes Risiko, tödlichen Unfällen zu erliegen, trägt dazu bei, dass viele Katzen sehr alt werden. Denn Katzen, die früher
als Mäusetöter in der Landwirtschaft tätig waren, wurden für ihren Einsatz nicht mit Impfungen, medizinischer Versorgung, Kastration oder verschwenderisch teurem Katzenfutter belohnt.
Allerdings sind trotz des eingebauten »Peter-Pan-Syndroms« bei Wohnungskatzen seit einiger Zeit immer häufiger die gleichen zivilisationsbedingten Krankheiten zu verzeichnen, die auch ihren
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