Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
Vom Netzwerk:
in schwindelerregende Farben und Düfte explodiert und alles um einen herum summt und sirrt? Habt ihr überhaupt irgendeine Ahnung von den Adrenalin-Orgien, die wir dort bei der Jagd nach Mäusen feiern? Ich frage mich, was ihr sonst so macht, außer euch Tag und Nacht hochphilosophisch
an euren Schnurrhaaren zu kraulen und hin und wieder euren Kopf in diesen doofen Morf zu stecken.«
    »Was willst du uns damit sagen, Francis?« Nicht nur die beiden Pis bei mir schienen plötzlich von einer inneren Unruhe erfasst, sondern die ganze schwarze Bande auf den Stufen erhob sich mit einem Mal von ihrem Platz und war ganz Ohr, als hätte ich etwas Bahnbrechendes verkündet.
    »Damit will ich sagen, dass es einfach viel zu spät ist für euren Heim-ins-Reich-Plan. Die Zeit, dieses bizarre, kaum zu erklärende Phänomen, ist eben kein vernachlässigbares Detail, das ihr nach Gutdünken aus- und abschalten und vor- und zurückdrehen könnt wie ein Spielzeug. Sie macht mit einem etwas, sie modelliert, sie ist die wahre Herrscherin, und nicht ihr, auch wenn ihr die Macht über sie zu besitzen glaubt. Wir mögen eure Nachkommen sein, aber unsere Heimat ist nun einmal dieser böse, schmutzige und bisweilen mörderische Planet. Und wenn ihr uns mit Gewalt zu unseren Wurzeln zurückreißen wollt, so werdet ihr letztendlich scheitern. Weil wir nämlich unsere Wurzeln schon buchstäblich zu tief in die Erde geschlagen haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir jemals auf Chronos heimisch werden können. Dafür lieben wir die Erde, unser Zuhause, zu sehr.«
    Pi, der mir damals im Garten seine Aufwartung gemacht hatte, verzog ob meiner Rede keine Miene, konnte sich jedoch nicht verkneifen, mir mit einem Auge anerkennend zuzublinzeln. Der goldäugige Pi indessen schien in eine Sinnkrise gestürzt. Er war regelrecht versteinert. Ich spürte, dass alle anderen nun gebannt an seinen Lippen hingen.
    »Aber du musst doch einsehen, dass es mit der Erde wirklich nicht zum Besten steht«, sagte er nach einer gefühlten Ewigkeit. »Alles läuft auf die Apokalypse zu.«
    »Ach was, alles halb so wild. Das Beste an der Erde ist, dass schon morgen ein neuer Hampelmann daherkommen und alles über den Haufen schmeißen und das Steuer herumreißen kann. Und zwar zum Guten! Vertraut mir, auch die Menschen mögen am liebsten die Geschichten, die am Ende gut ausgehen. So, Freunde, ich muss mich beeilen. Bestimmt wird man mich allmählich vermissen. Außerdem schiebe ich inzwischen einen solchen Kohldampf, dass ich mir sogar euren Fraß antun würde. Allerdings möchte ich mir lieber nicht vorstellen, woraus der besteht. Kurzum, entweder ihr steckt mich in euer rosarotes Bonbon-Gefängnis, in dem ich hunderttausend Jahre alt werde – aber bestimmt nicht mehr bei klarem Verstand. Oder aber ihr ruft das Morf-Taxi, und ich fahre wieder nach Hause. Ach ja, und die Uhr wieder vorstellen nicht vergessen!«

20
    Wir trabten wieder durch die Wüste, mein Freund Pi und ich. Die drei grünen Monde am sternengespickten, blassrosa Himmel hatten in der Zwischenzeit ihre Position gewechselt und leuchteten uns jetzt frontal entgegen. Manchmal flutete von irgendwoher gleißendes, warmes Licht in geheimnisvollen Wellen auf die Sanddünen und brachte sie zum Lodern. Ein milder Wind kam auf und pustete den Sand wie Puderzucker von den Kämmen in die Unendlichkeit. Vielleicht war mein erster Eindruck von der Gegend falsch gewesen. Sie besaß durchaus ihren Reiz – wenn man sich als ein eingefleischter Lawrence-von-Arabien-Fan verstand.
    »Ich glaube, ich habe durch meinen Aufenthalt hier hellseherische Kräfte entwickelt«, sagte ich.
    »So?« Pi, bislang nicht gerade ein Ausbund an Frohsinn, wirkte zum ersten Mal recht munter. Sogar die Andeutung von einem verklärten Lächeln umspielte sein Keilgesicht.
    »Ja, denn ich habe das komische Gefühl, dass ich schon bald wieder wie tot im Garten hocken und mich mit einem weggetretenen Rentnergrinsen an der sommerlichen Botanik und dem Vogelgezwitscher ergötzen werde. Ohne jede
Erinnerung an irgendetwas. Es wird so sein, als hätte der ganze Zeitzirkus überhaupt nicht stattgefunden. Stimmt’s?«
    »Hm, möglich ist alles, Francis. Die Hauptsache ist jedoch, dass du deine Mission erfüllt hast.«
    »Habe ich das? Du brauchst mich gar nicht in dem Gefühl zu bestärken, dass ich die Schlacht gewonnen hätte, du falscher Heiliger. Weil es nämlich nicht wahr ist. Pi, ich weiß, dass ihr mich reingelegt

Weitere Kostenlose Bücher