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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Anmut es mir angetan hatte …
    Sie bewegte sich mit einem Mal, die Skulptur. Aber sie bewegte sich nicht auf eine normale Art und Weise. Nicht wie ein Artgenosse, der gemütlich aus dem Schlaf erwacht, sich erst einmal schüttelt, reckt und leckt. Nein, der Stein erwachte so schlagartig zum Leben, als sei der Blitz in ihn hineingefahren. Vielleicht sogar mehr als ein Blitz. Ein Energieschub von unvorstellbarer Kraft schien das hyperschmale schwarze Kult-Exponat mit den Riesentrichtern und dem keilartigen Gesicht von einem Moment zum anderen aus der vollendeten Erstarrung in eine elektrisierte Daseinsebene zu transformieren. Es glich einer Explosion. Der so plötzlich Beseelte schoss vom Regal herunter, wobei er das Maul weit aufriss und augenblendende Reißzähne entblößte, setzte auf Sybillas Rücken auf und verpasste ihr ohne viel Federlesens den finalen Genickbiss. Ihre auf mich heruntersausende Pfote wurde zu einem müden Schwinger, der schließlich kurz vor meinem Hals schlaff und kraftlos erlahmte. Kein Wunder, hatte Sybilla es diesmal nicht mit einem Drei-Groschen-Killer wie dem unter meinem Hintern zu tun gehabt, sondern mit dem König in dem Gewerbe: Pi!

13
    »Pi, wie kommst du denn hierher? Ich dachte, du hättest Selbstmord begangen.«
    »Danach ist mir auch zumute, wenn ich mir dieses Schlamassel noch weiter anschauen muss!« Er schien in der Tat einer Rasse abzustammen, welche mir vollkommen unbekannt war. Schon mit seinen Proportionen stimmte etwas nicht. Dieser Keilkopf, die schakalartigen, großen Ohren, der aalförmige Körper, die stelzengleichen Beine und der fadendünne Schwanz. Mein Gefühl sagte mir, dass keine irdische Evolution solch eine Kreatur geschaffen haben könnte. Aber was redete ich da? Selbstverständlich hatte Pi weder mit irdisch noch mit Evolution etwas gemein. Hatte ich doch mit eigenen Augen gesehen, dass er noch vor ein paar Sekunden nichts anderes als eine blöde Skulptur gewesen und dann von einem Augenblick zum anderen zu … tja, zu was eigentlich mutiert war? Doch wenn nicht von dieser Welt, was war er dann? Ein Dämon?
    Mit einer Lässigkeit, als pule er sich en passant irgendwas aus dem Fell, zog er mich mit den Zähnen an meinem Nacken unter der Riesenstaue hervor und begann dann, wie ein Tiger im Käfig nervös auf- und abzuwandern. Sybillas
Leiche beachtete er mit keinem Blick, schon gar nicht die des Killers. »Du musst die Sache zu Ende bringen, Francis. Diese Hexe, die du für eine Gefährtin gehalten hast, hatte recht: Die Uhr tickt.«
    »Warum tust du es nicht an meiner Stelle, Pi?« Ich schüttelte mich kräftig und genoss meine Bewegungsfreiheit, als ich wieder auf den Beinen stand. »Ich meine, du scheinst so eine Art Geist zu sein …«
    »Ich bin kein Geist.«
    »Jedenfalls ein übernatürliches Wesen, wenn du solche Kunststücke wie eben vollbringen kannst.«
    »Ich bin auch kein übernatürliches Wesen.«
    »Was bist du dann?«
    »Aus dem selben Holz geschnitzt wie du. Alles nur eine Frage der Technologie. Einige sind damit früher dran, andere später.«
    Da wusste ich, wie ich nahtlos daran anschließen konnte. »So wie die Sache mit dem Morf?«
    »Ja, so wie die Sache mit dem Morf. Das ist aber nicht die Pointe der Geschichte, wenn du es genau wissen willst. Es geht hier nicht um irgendwelche Gimmicks.«
    »Na klar, es geht um nichts Geringeres als um die Errettung der Welt. Vielleicht hast du die Freundlichkeit, das Futter gleich im Napf zu servieren, ehe ich mich umständlich mit dem Öffnen der Aluschale herumschlage und dabei langsam, aber sicher wahnsinnig werde.«
    »Das würde ich gern, Francis. Nichts würde ich lieber tun. Da gibt es nur einen Haken. Wenn du die Wahrheit erfährst, ändert das nichts an dem Zeitdilemma. Du musst ihnen schon persönlich gegenüberstehen und sie davon
überzeugen, den ganzen Quatsch abzublasen. Ich spüre, dass nur du dazu in der Lage bist.«
    »Ihnen? Meinst du damit diese Bruderschaft der Schwarzen?«
    Er hatte sein aufgekratztes Herumgerenne eingestellt, eine stoische Haltung zu Pfoten der riesenhaften Statuen eingenommen und blickte mich unverwandt an. Die absurd hell leuchtenden Augen fixierten mich wie bei unserer ersten Begegnung mit der Eindringlichkeit einer vorgehaltenen Waffe. »Ja, die auch. Das heißt, nein, die eher nicht. Das sind Betonköpfe. Aber du solltest sie nicht provozieren …«
    »Verdammt noch mal, Pi, könntest du dich vielleicht so ausdrücken, dass dich jemand mit einer

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