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Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Titel: Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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lange zu hören, bis er endlich verstummte und Juliets zufriedene Seufzer alle weiteren Laute überdeckten.
    Als wieder Stille herrschte, richtete ich mich auf. Rosas heiles Auge starrte mich an, beschwörend, verängstigt. Langsam, ohne mich zu Juliet umzudrehen, begann ich Rosas Knebel zu lösen. Es war nicht leicht. Jemand hatte sich mit den Knoten große Mühe gegeben, und ich konnte meine Finger nicht dazwischenschieben. Es war auch keine Hilfe, dass ich so hektisch war, dass ich es kaum schaffte, die Hände richtig zu bewegen – oder dass die Wunde in meiner Schulter ständig unregelmäßige Schmerzimpulse durch meinen Arm jagte, sodass meine Finger alle paar Sekunden von einem Krampf heimgesucht wurden.
    Ich hatte auf dem Rücken eine Gänsehaut, weil ich jeden Augenblick mit Juliets Berührung rechnete. Ich erwartete, dass sie mich packte und zu sich umdrehte, und da ihre Vorlieben allumfassend und zugleich polymorph pervers waren, hoffte ich, dass ich Rosa in einer Position zurückließ, die ihr zu fliehen erlaubte, während sie mich verschlang.
    Das Glück sollte ich nicht haben.
    »Sieh mich an«, forderte Juliet murmelnd.
    Widerwillig wandte ich mich zu ihr um. Sie stand genau dort, wo Damjohn gelegen hatte. Die Leichen Gabes, Arnolds und der beiden Schläger lagen dort, wo sie gestürzt waren, aber von Damjohn war nichts zu sehen.
    »Du hast mich befreit«, stellte sie mit eiskalter Stimme fest.
    Ich deutete auf die Sigille auf meiner Brust und zuckte um Verständnis heischend die Achseln. Mein Herz ratterte wie ein altertümlicher Fernschreiber. Sie betrachtete das aufgemalte Pentagramm, als hätte sie es bis zu diesem Augenblick völlig vergessen. Dann vollführte sie mit der Hand vor mir eine Geste – sie glich einem Schwerthieb quer durch die Luft –, und McClennans Fesseln fielen von mir ab, als hätte es sie nie gegeben. Ich wusste das sofort, weil ich plötzlich wieder meinen eigenen, rauen Atem hören konnte.
    »Zu binden und zu lösen«, sagte Juliet, und ihr Gesicht verzog sich zu einem Ausdruck des Ekels, »sind Spielchen der Menschen, und du wagst es, sie auch mit mir zu spielen?«
    Mir fiel nichts ein, was ich hätte entgegnen können. Mir blieb nur ein erneutes Achselzucken. Ihre Macht über mich hatte sich keinen Deut verringert, und es fiel angesichts ihrer berückenden Nacktheit schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf Rosa, die sie mit einem Ausdruck gelähmten Entsetzens anstarrte. Der Knebel befand sich noch in ihrem Mund. Ich hatte es noch nicht geschafft, ihn ganz zu entfernen. Sie gab einen gequälten Laut von sich, flehte mich, Juliet oder Gott um Hilfe an.
    »Welche Absichten hattest du mit der Frau?«, fragte Juliet nach längerem Schweigen.
    Ich gab mir einen Ruck und wagte es, meine Stimme zu benutzen. Sie war nicht mehr als ein hässliches Krächzen. »Ich wollte sie losbinden und zu ihrer Schwester bringen.«
    Juliet ließ sich das offenbar durch den Kopf gehen, auch wenn ihr Gesicht keine Reaktion zeigte.
    »Zu der anderen Gefesselten? Unter der Erde?«
    »Ja«, bestätigte ich. »Ich wollte, dass sie einander wiedersehen. Sich möglicherweise voneinander verabschieden. Ich dachte, das …«
    Juliets Knurren unterbrach meine Worte. »Ich sagte, Binden und Lösen seien Spiele der Menschen. Ich sagte nicht, ich würde die Regeln nicht kennen. Hältst du mich für ein Kind? Willst du mich belehren?«
    Sie kam auf mich zu, während sie sprach, einen langsamen Schritt nach dem anderen. Bis sie vor mir stand und ich mir im Feuer ihres Blicks wie ein Kaninchen vorkam. Ich senkte den Kopf. Genauso wie zuvor musste ich mich dazu zwingen. Im Grunde wollte ich sie nur ständig anschauen, bis ich verdurstete oder an Erschöpfung oder an überanstrengtem Herzen starb.
    Juliet beugte sich vor, sodass sich ihr Antlitz dicht vor meinem befand. »Ich habe dich gezeichnet«, sagte sie mit belegter Stimme. »Wenn ich nach deinem Körper oder nach deiner Seele verlange, bringst du mir beides und bittest mich, sie anzunehmen. Du trägst meine Kette, die bruchfest ist.«
    Ohne aufzuschauen, ohne ihrem Blick zu begegnen, nickte ich. Ich verharrte lange in dieser Haltung, mindestens drei oder vier Minuten. Die Stille dauerte an, und ihr Wohlgeruch verflog. Als ich ihn nicht mehr wahrnahm, als der letzte Hauch aus meiner Nase verschwunden war, wagte ich einen schnellen Blick unter halb geschlossenen Lidern hervor. Sie war fort.
    Ich atmete zitternd aus und

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