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Felix, der Wirbelwind

Felix, der Wirbelwind

Titel: Felix, der Wirbelwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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gewickeltes Päckchen. Es war wie eine Ordensverleihung oder ein Ritterschlag. Dann erlaubte er uns, die Päckchen zu öffnen, und zum ersten Mal seit einer Woche waren wir atemlos, ausgeknockt, baff. Schwarz wie die Nacht und mit knallorangen Stutzen – hielt jeder von uns überwältigt sein Trikot in seiner Hand.
    Willi grinste verlegen und kratzte sich an der Stirn, um seine Rührung vor uns zu verbergen.„Was ist? Das sind keine Tischdecken. Die zieht man an!", sagte er heiser und das, das sage ich euch, musste er nicht wiederholen. Keine zwei Minuten dauerte es und dann standen wir da. Mit leuchtenden Augen sahen wir an uns herab, fühlten die knallorangen Stutzen an unseren Waden und befühlten ungläubig das Wilde Kerle-Wappen auf unserer Brust.
    Oh, Mann! Auf diesen Moment hatten wir alle gewartet! Als Willi den Fotoapparat herauszog und uns fotografierte, konnte er auf das Blitzlicht verzichten, denn wir leuchteten und strahlten vor Glück.

    Dann wurde Willi plötzlich ganz ernst. Er hockte sich vor uns ins Gras und sah uns ganz lange an.
    Einen nach dem anderen musterte er und schließlich sagte er: „Ich bin stolz auf euch. Ihr seid jetzt ein richtiges Team und ich hoffe, ihr werdet es für immer bleiben, auch dann, wenn ihr am Sonntag verliert."
    Wir fielen aus allen Wolken. Verflixt, was sollte das? Jetzt, in diesem Moment! Wollte er uns allen Mut nehmen? Wusste er nicht, was auf dem Spiel stand? Eine Niederlage war schlichtweg unmöglich. Dann würden wir alles wieder verlieren, wir wären auf Jahre hin ruiniert und Maxis Vater würde die Trikots beschlagnahmen. Doch Willi wischte unsere Proteste hinweg.
    „Nein. Denkt bitte darüber nach. Das ist genauso wichtig wie Training. Glaubt mir, irgendwann heute Nacht kommt genau diese Angst. Die Angst davor, dass ihr trotz allem verliert, und wenn ihr mit dieser Angst am Sonntag gegen die Bayern antretet, werdet ihr niemals gewinnen. Und wenn ihr mit dieser Angst dann verliert, ist nach dem Spiel alles aus. Dann war alles umsonst und es wird die Wilden Kerle nie wieder geben."
    Wir waren fassungslos, doch Willi rieb sich die schweißnassen Hände an seinen Hosenbeinen ab und stand auf.
    „Los, ab nach Hause mit euch! Morgen ist trainingsfrei. Wir sehen uns Sonntag um neun bei den Bayern, und geht ja nicht am Samstag zu spät ins Bett."

Die Mutprobe
    An diesem Freitagabend schlichen wir wortlos nach Hause. Und was die Nacht betraf, behielt Willi Recht. Die Angst kam. Am Anfang nahmen wir sie alle nicht ernst. Wir dachten, Willi sei schuld. Er hätte uns diese Angst aufgeschwatzt und am nächsten Morgen wäre sie bestimmt wieder weg. Doch die Angst blieb und am nächsten Tag war niemand von uns für den anderen zu sprechen. Selbst Marlon sprach nicht mehr mit Leon, sondern las lieber ein Buch, etwas, was er sonst im Leben nie freiwillig tat. Doch in Wirklichkeit las er gar nicht. In Wirklichkeit starrte er nur auf die Seiten und merkte selbst nicht, dass er das Buch verkehrt herum hielt.
    Später rief einer nach dem anderen von uns bei einem anderen an, doch der andere ließ sich immer verleugnen. Niemand war bereit, vor dem anderen die Angst einzugestehen und jeder dachte nur:,Verflixt! Warum hat Willi nur Recht? So werden wir niemals gewinnen.’
    Ich hatte den ganzen Tag auf meinem Zimmer verbracht, als mich meine Mutter zum Abendessen rief. Es gab wieder Pfannkuchen und da hatte ich eine Idee: „Mama?", fragte ich, „Kannst du noch mal der Revolverheld sein?"
    Meine Mutter schaute mich überrascht an. Dann zuckte sie mit den Schultern, umfasste den Löffel und sagte rauchig und tief: „Was willst du denn jetzt schon wieder, Junge. Hast du noch nicht genug?"
    Ich schüttelte meinen Kopf.
    „Nein. Nicht so, Mama. Wir müssen das nicht noch mal spielen. Ich will mit dir reden. Ich mein, richtig, verstehst du: von Mann zu Mann!"
    Für einen Moment war es still. Meine Mutter schluckte sogar, doch dann war sie die verflixt beste Mutter der Welt. Sie verstand, und ich konnte ihr alles erzählen: alles über die Angst und dass wir sie loswerden mussten, und wie wir so von „Mann zu Mann" sprachen, hatte meine Mutter eine Idee.
    „Ihr braucht eine Mutprobe", sagte sie. „Kennst du noch die alte Holzbrücke über dem Kanal? Die, von der du letztes Jahr mit deinem Vater herunterspringen wolltest? Dort müsst ihr hin und zwar auf der Stelle."
    „Aber ... es ist doch gleich dunkel!", antwortete ich ziemlich erschrocken. Die Brücke, von der meine Mutter

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