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Felix, der Wirbelwind

Felix, der Wirbelwind

Titel: Felix, der Wirbelwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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Feindschaft, doch er blieb cool. Lässig trat er zur Seite und ließ Rocce vorbei. Der aber zögerte noch. Einen nach dem anderen sah er uns an. Zuletzt sah er mir so tief in die Augen, dass ich ein schlechtes Gewissen bekam. Erst dann ging er wortlos die Treppe hinauf und in das Schulgebäude hinein. Leon sah ihm nach und ballte die Faust.
    „Yeah!", rief er und hob die Hand zum High Five: „Alles ist gut!"
    „Ja, solange du wild bist!", antwortete Fabi und schlug in Leons Hand ein. Dann folgten wir Rocce in unsere Klasse.

Der Rasen wird rot
    Die nächsten zwei Wochen vergingen wie im Flug. Wir trainierten jetzt täglich und mit unserem Eifer kehrte der Sommer zurück. Willi nahm uns so richtig hart ran, aber im Gegensatz zum Training vor dem Spiel gegen die Unbesiegbaren Sieger in den Mücken verseuchten Sümpfen am Fluss, rebellierte keiner von uns. Wir waren bereit, alles zu geben, und ohne zu murren wiederholten wir jede Übung so lange, bis Willi zufrieden war.

    Stundenlang spielten wir Mann gegen Mann und kämpften um den Ball wie um den Schatz in der Sierra Madre. Wir rammten die Schultern gegeneinander, grätschten im letzten Moment nach dem Ball und blieben keine Nanosekunde am Boden, sondern sprangen sofort wieder auf, um weiterzukämpfen.
    Wir stoppten den Ball aus jeder erdenklichen Höhe mit dem Fuß, dem Oberschenkel, dem Bauch, der Brust und dem Kopf.
    Dann stoppten wir nicht mehr, sondern spielten ihn mit den gleichen Körperteilen direkt weiter oder legten uns den Ball im Lauf selbst zum Schuss vor.

    Bissigkeit, Schnelligkeit und Spielübersicht, das war es, was Willi von uns verlangte: und Abwehrarbeit. Jeder von uns musste überall sein. Ja, selbst Leon, unser Torjäger, musste bei jedem Gegenangriff mit in die Abwehr zurück. Wir rannten und rannten und rannten, bis uns die Zunge so weit aus dem Mund heraushing, dass wir auf sie drauftreten konnten, und trotzdem rannten wir weiter. Wir rannten und rannten, bis uns trotz aller Entschlossenheit die Beine versagten.

    Mitten im Spurt, im Sprung, beim Torschuss knickten wir weg und fielen ins Gras, als hätte uns jemand mit der Sense erwischt, aber es war nur die totale Erschöpfung. Wie tot lagen wir da, und nie im Leben würden wir uns jemals wieder er-heben, dachten wir in diesem Moment. Doch dann kam Willi, verteilte die Apfelsaftschorle, sah zu, wie sie, bevor sie die Zunge erreichte, bereits auf unseren trockenen Lippen verdampfte, wartete ruhig, bis wir wieder Luft holen konnten, und baute uns auf.
    „War das etwa schon alles?", fragte er trocken und ernst und wir schauten aus großen und glasigen Augen zu ihm empor. „Wenn das so ist, könnt ihr das Spiel gegen die Bayern vergessen. Ist euch das klar? Die sind nicht nur in der Bundesliga die beste Mannschaft der Welt. Nein, auch die Jugendmannschaften der Bayern sind nicht zu besiegen. Das werdet ihr sehen. Sobald der Anpfiff ertönt, wechselt der Rasen sofort seine Farbe. Aus grün wird dann rot. Die haben nämlich nicht nur einen Juli „Huckleberry" Fort Knox. Die haben sieben davon. Ihr werdet euch fühlen, als spielten 28 Mann gegen euch und ihr wärt allein auf dem Platz. Also, worauf wartet ihr noch? Steht endlich auf!"
    Doch wir blieben liegen. Wir konnten nicht mehr und in diesem Moment dachten wir nur: Was hat das alles für einen Sinn? Da kam Willi zu mir, gerade zu mir, und nicht zu Leon oder zu Fabi. Er ging vor mir in die Hocke und fragte mich: „Was ist eigentlich mit deinem Asthma los, Felix? Ich mein, wenn ich zu viel von dir fordere, pfeifst du doch sofort aus dem letzten Loch."
    Ich schaute ihn überrascht an. Dann holte ich vorsichtig Luft. Ich erwartete das übliche Pfeifen und den Schmerz in der Lunge, doch nichts davon war in dem Moment da. Verflixt, und es fiel mir wie Schuppen von meinen Augen. Seid dem Apfelkompottrevolverheldenduell mit meiner Mutter hatte ich keinen Hustenanfall mehr bekommen. Ich sah Willi an.
    „Du forderst halt nicht zu viel von mir!", sagte ich lächelnd und Willi lächelte auch.
    „Ja, und ihr werdet von Tag zu Tag besser. Ich bin verflixt stolz auf euch, wisst ihr das?"
    Da stand ich auf. Ich konnte nicht anders. Ich musste es tun, um meine Rührung und Freude vor ihm zu verbergen, aber ich hatte noch einen anderen Grund: Ich war plötzlich überhaupt nicht mehr müde.
    „Hey! Willi hat Recht! Wir werden jeden Tag besser!“, rief ich den anderen zu und steckte sie mit meiner Kraft an. Dann trainierten wir weiter, und am Abend

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