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Felix, der Wirbelwind

Felix, der Wirbelwind

Titel: Felix, der Wirbelwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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sprach, war, verflixt noch mal, über sechs Meter hoch. „Wir sollen früh schlafen gehen, hat Willi gesagt. Und außerdem, letztes Jahr hast du fürchterlich mit uns geschimpft, obwohl ich gar nicht gesprungen bin."
    „Ja, letztes Jahr war ich auch deine Mutter", lächelte sie. „Und ich war heil froh, dass du zu feige warst. Aber jetzt reden wir von Mann zu Mann und ich weiß nicht, was Willi lieber ist. Ob ihr ein bisschen weniger schlaft oder ob ihr euch vor Angst in die Hosen macht?"
    Ich schaute sie fassungslos an. War das wirklich noch meine Mutter, die da vor mir saß? Verflixt! Schon bei dem Gedanken an die Brücke wurde mir schwindelig und ich fühlte die Angst, wie sie mir wie kaltes Wasser den Rücken hinab in die Hose lief. Wenn wir dort oben auf der Brücke stünden und uns nicht trauen würden zu springen, könnten wir das Spiel gegen die Bayern auf der Stelle vergessen. Aber meine Mutter war der Revolverheld und Revolverhelden sind, das wisst ihr ja schon, einfach erbarmungslos. Wortlos griff sie unter den Tisch und zog einen Rucksack hervor.
    „Hier sind Handtuch, Badehose und eine Thermoskanne mit Tee", lächelte sie. „Du musst dich nur noch auf dein Fahrrad setzen und die anderen holen."
    Ich schluckte, aber ich hatte keine andere Wahl. Ich nahm die Tasche, holte mein Fahrrad aus dem Keller heraus und fuhr los. Ich fuhr zu Marlon und Leon und mit ihnen zu Fabi, Juli und Joschka. Dann holten wir Raban und Maxi ab und zuletzt schleusten wir Markus mit der Hilfe von Jojo und Edgar, dem Pinguin, an seinem Vater vorbei aus der Villa.
    „Der Revolverheld hat da eine Idee, wie wir diese verflixte Angst loswerden können", sagte ich nur, und die anderen nik- kten, packten ihre Sachen zusammen und folgten mir blind. Von der Brücke erzählte ich nichts. Ich befürchtete, dass niemand mitkommen würde, wenn er es wüsste. Der Sprung von der alten Holzbrücke in den Kanal war ungefähr gleichbedeutend mit der Erstbesteigung des Mount Everest und das ohne Sauerstoffgerät. Die einzige Chance, die ich hatte, war, sie alle dorthin zu bringen, und dann konnte ich nur noch hoffen, dass keiner kneift.
    Mitten auf der Brücke hielt ich an und lehnte mein Fahrrad gegen die Brüstung. Dann drehte ich mich zu den anderen um. Es war dunkel geworden und der Mond tauchte die Gesichter meiner Freunde in die Farbe der Angst. Aschfahl und entsetzt klammerten sie sich an die Lenkstangen ihrer Räder und schauten mich an.
    „Du bist verrückt!", sagte Leon, der als Erster begriff, was der Revolverheld von uns verlangte.
    „Das ist unmöglich!", rief Fabi.
    „Und was mich betrifft", klärte Raban alle unmissverständlich auf: „Ich denk gar nicht daran! Ich spring nicht da runter!"
    „Okay! Wie ihr wollt!", sagte ich. „Aber ich werde es tun. Ich hab keine Lust mehr auf Angst. Ich hab mich schon viel zu oft vor ihr versteckt."
    Mit diesen Worten zog ich mich aus und setzte mich auf das Brückengeländer. Dort drehte ich mich noch einmal um. Mein Atem pfiff und ging schwer.
    „Wisst ihr, immer wenn ich Angst hatte, hatte ich Asthma. Genauso wie jetzt. Doch in Wirklichkeit hab ich mich nur nie getraut."
    Ich stand auf und sah auf das schwarze Wasser hinunter.
    Der Mond und die Wolken, die sich unter mir spiegelten, verwandelten den Kanal in die tiefste Hölle der Welt. Verflixt! Ich dachte wie Raban. Ich wollte nicht springen. Ich stellte mir vor, wie ich für immer in dem schwarzen Wasser versank, immer tiefer und tiefer. Meine Knie zitterten. Mein Herz klopfte im Hals. Wieder floss die Angst meinen Rücken hinab. Doch ich konnte jetzt nicht mehr zurück.

    „NEIN!", schrie ich laut und verzweifelt – und sprang. Die anderen warfen ihre Fahrräder weg, stürzten zum Brückengeländer und sahen, wie ich in den schwarzen Fluten verschwand.
    Der Aufschlag war hart, und das Wasser war kalt. Aber dann wurde alles ganz weich. Ich wurde leicht wie ein Vogel und schwebte zur Wasseroberfläche zurück. Dort rang ich nach Atem, aber ich hatte überhaupt keine Angst. Das Asthma war weg. Ich fühlte mich einfach phantastisch, und ich strahlte vor Glück.
    „Oh, Mann und verflixt!

    Ich lebe noch! Ich bin nicht in der Hölle gelandet. Zum Teufel, worauf wartet ihr? Das ist echt wild!"
    Doch die anderen schauten mich an, als wollten sie einfach nicht glauben, dass ich den Sprung überlebt hatte.
    Da schwamm ich zum Ufer, krabbelte an Land und lief auf die Brücke zurück.
    „So, und jetzt springen wir alle zusammen. Los,

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